Auch Christian Keller ist nach dem 2:1-Sieg des 1. FC Köln gegen den VfL Bochum erleichtert. Der Sportchef weiß: Trotz des Erfolgs müssen die Geißböcke die 90 Minuten vor der Nachspielzeit genau ansehen. Denn da war beim FC nur wenig gut.
Auf den Rasen laufen konnte Christian Keller beim Siegtor von Luca Waldschmidt nicht. Der Sportchef des 1. FC Köln verfolgte die Partie wie gewohnt aus dem Mundloch der Westtribüne auf Höhe der Mittellinie. Doch nach dem 2:1-Sieg gegen Bochum war auch der Geschäftsführer erleichtert und sprach über…
…die Schlussphase: “Das war hinten raus krass. Wir haben in der gesamten Saison kein Spiel komplett drehen können. Unentschieden ja, aber es dann in der Nachspielzeit mit zwei Toren so zu schaffen, ist phänomenal und irgendwie kaum zu glauben.”
…den fehlenden Glauben nach dem Rückstand: “Die Mannschaft hat daran geglaubt, und das war der Schlüssel, dass wir es hinbekommen haben. Die Frage ist: Was haben sie sich zugetraut? Bis zum Gegentor ging es für beide Mannschaften um sehr viel, und das war beiden Teams bewusst. Ich fand, wir hatten damit mental mehr zu kämpfen als Bochum.”
Das Kopfproblem beim FC
…die spielerische Armut: “Wir haben uns fast nur auf lange Bälle konzentriert. Das war nicht unsere Idee. Die Idee war, den langen Ball nur zu schlagen, wenn wir richtig unter Druck gesetzt werden. Das habe ich aber nicht so häufig gesehen. Es waren eigentlich immer Anspielstationen da, um konstruktiv hinten rauszuspielen, aber es wollten nicht allzu viele Spieler den Ball haben. Die Situation macht bei einigen den Kopf schwer, das ist die größte Herausforderung, die wir haben. Denn es kommen noch mal mindestens sechs solcher Spiele. Da musst du dich auch trauen Fußball zu spielen.”
…die Einwechslungen: “Gerade Luca und Denis waren extrem belebende Elemente, weil beide den Ball haben wollten. Es hat nicht alles geklappt, gerade bei Denis, aber er wollte den Ball trotzdem immer wieder haben. Das war wichtig, weil wir fußballerisch schon die bessere Mannschaft sind als Bochum, aber dafür müssen wir uns auch trauen Fußball zu spielen.”
…die Joker-Tore: “Ich freue mich vor allem für Steffen Tigges, weil er bis dato keine einfache Saison hatte. Er hat jetzt in meiner Erinnerung zum dritten Mal dasselbe Tor geschossen: einmal gegen uns, zweimal für uns. Das darf ihm gerne Selbstvertrauen geben, denn er hat schon mal deutlich mehr gezeigt als in dieser Saison. Und Luca Waldschmidt ist für uns ein brutal wichtiger Spieler, den wir im Endspurt brauchen werden. Ich freue mich auch für Benno, das war eine super Flanke.”
…die Tabellensituation: “Ich bleibe dabei: Das Ziel ist der Relegationsplatz. Wenn wir mehr schaffen, nehmen wir es gerne an. Ich will nicht unbedingt Relegationsspiele haben, aber darauf ist die Mannschaft seit Winter ausgerichtet. Das ist unser erstes Ziel. Unser zweites Ziel wollen wir auch schaffen, die direkte Rettung. Aber erst einmal das erste Ziel. Der Rückstand auf Mainz hat sich nicht verändert. Wir haben es aber weiter selbst in der Hand, weil wir noch gegen Mainz spielen. Und wer weiß, was Bochum jetzt macht.”
…die Drucksituation: “Unsere größte Herausforderung ist, nicht daran zu denken, was wir verlieren können, sondern uns daran zu erfreuen, was wir gewinnen können. Wenn du aus dieser Situation diese Spiele hinbekommst, wird das am Ende der Saison eine sehr große Leistung der Mannschaft sein. Auch wenn wir danach trotzdem aus einer anderen Perspektive die Saison kritisch werden beäugen müssen, das ist auch klar. Aber wenn die Mannschaft es jetzt in dieser Drucksituation schafft, hat sie einen riesigen Schritt nach vorne gemacht.”
Fans mit deutlich Unmutsbekundungen
…das nächste Spiel in München: “Dass die Bayern in Heidenheim nach einem 2:0 noch verlieren, hätte niemand gedacht. Heidenheim hatte 33 Prozent Ballbesitz, trotzdem gewinnen sie es. Mal schauen, was Bayern nächste Woche macht. Wir wissen schon, wo wir hinfahren und wie die Kräfteverhältnisse eigentlich sind. Trotzdem muss jedes Spiel erst gespielt werden. Uns ist es schon einmal gelungen, das ist noch nicht allzu lange her, dort 1:1 zu spielen. Warum sollte es nicht noch einmal gelingen, dort was mitzunehmen?”
…die “Wir wollen euch kämpfen sehen”-Rufe der Fans nach 80 Minuten: “Ich habe die Fans verstanden. Jeder wusste, wie wichtig dieses Spiel für uns ist. Die Leute haben uns phänomenal unterstützt, und wenn du dann siehst, dass uns einfachste Sachen nicht gelingen, dann ist es normal, dass auf den Rängen die Leute denken, das reicht nicht mehr. Irgendwie waren am Ende trotzdem wieder alle da und haben die Mannschaft gepusht.”
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