Wie reagiert Timo Schultz auf den erneuten Ausfall von Davie Selke? Gegen den FC Bayern München muss der Trainer des 1. FC Köln wohl noch einmal improvisieren. Seine bevorzugte Variante für die anschließenden Spiele dürfte aber feststehen.
Timo Schultz wurde in den vergangenen Wochen zu keiner Personalie so oft befragt wie zu Davie Selke. Und der Trainer des 1. FC Köln geizte rund um Selkes Comeback nach dessen erster Fußverletzung keineswegs mit Wichtigkeits-Bekundungen, sagte unter anderem: “Davie ist zu 100 Prozent mental stabil, will vornweg gehen, kann Jungs mitreißen. Dementsprechend haben wir ihn nicht nur als Goalgetter vermisst, sondern auch als Persönlichkeit.”
Und dementsprechend wird der FC seinen mit sechs Treffern besten Torschützen auch in den verbleibenden sechs Bundesliga-Partien sowie möglicherweise in der Relegation vermissen. “Es ist für uns auf jeden Fall eine blöde Situation”, sagt Schultz jetzt, wo Selkes Saison-Aus aufgrund eines Mittelfußbruchs bittere Realität ist.
Schultz über Tigges, Downs und Thielmann
“Davie hatte sich gerade wieder zurückgekämpft nach seiner Verletzung. Er ist vorne drin für uns ein Eckpfeiler, gewinnt von zehn Kopfballduellen gefühlt elf”, zählt der FC-Trainer auf und leidet mit dem 29-Jährigen: “Er hat sich absolut in den Dienst der Mannschaft gestellt und versucht, in der schwierigen Situation zu helfen.”
Doch nun muss Selke, der bis 28. Spieltag 19-mal zum Einsatz kam, wieder ersetzt werden. Und Schultz stellt fest: “Einen Eins-zu-eins-Ersatz für Davie Selke haben wir nicht im Kader.” Am ehesten – “von seiner körperlichen Statur her”, wie der Kölner Chefcoach sagt – wäre das noch Steffen Tigges.
Gegen Bochum traf der 1,94-Meter-Hüne erstmals in dieser Saison, erstmals seit 322 Tagen, und sagte angesprochen auf ein mögliches Selke-Aus anschließend: “Wenn ich dann reinrücken sollte, versuche ich einfach, die Chance zu nutzen und meine Qualitäten einzubringen.” Das Tigges durch ein einziges Tor vom Kader-Wackelkandidaten – Schultz hatte ihn dreimal gar nicht nominiert – zum Startspieler mutiert, gilt allerdings als unwahrscheinlich.
Derby-Torschütze Damion Downs, der am vergangenen Wochenende die U21 zum Sieg schoss, ist offenbar ebenfalls eine Joker-Rolle zugedacht. Gefragt, ob Downs für Selke beginnen könnte, sagt Schultz zumindest: “Über Startelf-Plätze zu sprechen bei Spielern, die noch sehr jung sind – damit tue ich ihm keinen Gefallen.” Aber: “Damion ist bei uns mehr als eine Alternative, das hat er in Gladbach schon unter Beweis gestellt. Der Weg, den er geht, ist wirklich genau der richtige. Er braucht jedes Wochenende Spielpraxis. Deswegen hat er in der U21 gespielt und das sehr gut.”
Bei Selkes Ausfall zu Jahresbeginn hatte Schultz den eigentlichen Rechtsaußen Jan Thielmann zum Mittelstürmer gemacht – mit mäßigem Erfolg. Inzwischen gibt der U21-Nationalspieler eine ordentliche Figur als Rechtsverteidiger ab. “Jan kann beides spielen”, meint Schultz, klingt aber, als sei Thielmann dieses Mal nicht seine erste Wahl als Selke-Vertreter.
“Ich denke, dass wir in vorderer Linie andere Alternativen haben”, erklärt der 46-Jährige, schränkt allerdings ein: “Es kommt immer darauf an: Will man Größe und physische Präsenz haben, braucht man einen Zielspieler, dann kommt Jan sicherlich nicht infrage. Wenn man eher Tempo braucht und defensiv ausgerichtet ist, auch Qualität im Anlaufen braucht, dann ist Jan sicherlich wieder eine Alternative.”
Schultz: “Haben genug Alternativen im Kader”
Eine dieser “anderen Alternativen” dürfte zunächst mal gesetzt sein: Sargis Adamyan. Der unter Steffen Baumgart komplett abgemeldete 30-Jährige ist ein Aktivposten in Schultz’ Offensive, sorgte beispielsweise zuletzt gegen Bochum für weitaus mehr Gefahr als Nebenmann Selke. “Wir haben schon den Großteil der Rückserie ohne Davie bestritten. Es sind ein paar Spieler in die Bresche gesprungen, allen voran Sargis Adamyan, der sich sehr, sehr positiv entwickelt hat”, hebt Schultz hervor.
“Wir haben genug Alternativen im Kader”, meint der Ostfriese grundsätzlich, will “jetzt wieder basteln und gucken, was für das Spiel in München am besten ist”. Das wahrscheinlichste Ergebnis dieser Bastelei: Adamyan beginnt in vorderster Front als alleinige, lauffreudige Spitze. Anschließend, so hofft man am Geißbockheim, könnte Luca Waldschmidt fit genug für die Startelf sein und ab dem Darmstadt-Heimspiel gemeinsam mit Adamyan den Angriff bilden.
Bei den Bayern, dem auf dem Papier schwersten Spiel des Restprogramms, wird Schultz dies wohl noch nicht riskieren: “Ich bin mit Luca täglich im Kontakt, wir wollen ihn sukzessive aufbauen, es werden sicherlich nicht 90 Minuten sein. Für Bochum hatten wir 30 Minuten angepeilt und ich hoffe, dass es jetzt am Wochenende vielleicht auch ein paar Minuten mehr werden. Aber warten wir erst mal die Trainingswoche ab, dann ist er ein Stück schlauer und wir sind ein Stück schlauer.”
Dass auch die Spieler von der Bank für die entscheidenden Tore sorgen können, ist spätestens seit dem Bochum-Doppelschlag klar. “Wir werden bis zum letzten Spiel in der Verlosung sein – hoffentlich. Da werden wir jeden Spieler brauchen. Das haben wir am Wochenende schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass wir das als Mannschaft auffangen können”, lebt Schultz Optimismus vor.
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