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Transfer-Streit eskaliert: FC wirft Talent und Berater raus!

Pierre Nadjombe im September 2023 im Profi-Testspiel gegen Bergisch Gladbach. (Foto: Bucco)
Pierre Nadjombe im September 2023 im Profi-Testspiel gegen Bergisch Gladbach. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln hat Pierre Nadjombe aussortiert. In Folge seines Transfers zum 1. FC Magdeburg wurde der 20-Jährige beim FC vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Sein Berater wurde gar zur unerwünschten Person erklärt – was zu einem anderen Problem führt. Wie der Transfer-Streit eskalieren konnte.

Pierre Nadjombe war in der Hinrunde der laufenden Regionalliga-Saison einer der Leistungsträger in der U21 des 1. FC Köln. 19 Einsätze (17 von Beginn an), zwei Tore, drei Vorlagen: Der Außenverteidiger spielte bis Weihnachten eine starke Saison 2023/24 unter Trainer Evangelos Sbonias. Doch in diesem Jahr ist der 20-Jährige komplett außen vor, spielt – obwohl fit – keine Minute mehr, steht nicht einmal mehr im Kader. Warum?

Nadjombe ist ein typisches Eigengewächse des FC. Seit seinem Wechsel von Viktoria Köln im Sommer 2016 im Alter von 13 Jahren ist er Teil des FC-Nachwuchsleistungszentrums. Der gebürtige Kölner durchlief alle U-Mannschaften, stieg 2022 schließlich in die U21 auf und trainierte im Herbst 2023 in den Länderspielpausen sogar mit den Profis unter Steffen Baumgart. Was also ging schief?

Ein – eigentlich – ganz normaler Vorgang

Nach GEISSBLOG-Informationen suchten Spieler und Verein im November 2023 das Gespräch. Nadjombes Kontrakt läuft am 30. Juni 2024 aus. Der FC bot dem Spieler eine Verlängerung an, jedoch nur für die U21 und ohne Trainingsbeteiligung bei den FC-Profis. Zwar soll auch über eine mögliche Leihe gesprochen worden sein, um dem Spieler auf Dritt- oder Zweitliga-Niveau Spielpraxis zur Entwicklung zu ermöglichen. Doch da waren bereits andere Clubs auf den 20-Jährigen aufmerksam geworden.

Mehrere deutsche Zweitligisten warben um Nadjombe, unter anderem der VfL Osnabrück (der GEISSBLOG berichtete) und der 1. FC Magdeburg. So entschied sich Nadjombe im Dezember gegen das Angebot der Geißböcke, sagte dem Club ab und unterschrieb Anfang Januar einen Vertrag in Magdeburg. Am 4. Januar gab der FCM die ablösefreie Verpflichtung des Kölners zum Sommer bekannt. „Pierre ist ein junger Spieler, in dem wir sehr viel Potenzial sehen“, begründete Otmar Schork, Geschäftsführer Sport des FCM, die Verpflichtung. „Wir trauen ihm zu, den Sprung in die Zweite Liga zu schaffen.“

Auslöser: Geplatzter Winter-Wechsel

Ein – eigentlich – normaler Vorgang also, insbesondere beim FC, wo das NLZ bekannt dafür ist, zahlreiche Spieler der drei deutschen Profi-Ligen ausgebildet zu haben. Es hätte also nur ein weiterer Transfer eines Spielers sein können, der den Sprung zu einem unterklassigen Club schafft, weil es beim FC zunächst nicht für die Bundesliga reicht. Stattdessen kam es zum Bruch zwischen der Spieler-Seite und den FC-Verantwortlichen.

Der Ärger begann, nachdem Magdeburg dem FC signalisiert hatte, den Spieler bereits im Januar als Vorgriff auf die kommende Saison verpflichten zu wollen. Doch beide Parteien lagen in den finanziellen Vorstellungen nicht nur weit auseinander. Kölns Nachwuchs-Chef Lukas Berg verwies plötzlich auch auf eine Klausel in Nadjombes Vertrag, die bis dato keine Rolle gespielt hatte. Demnach hätte sich der Kontrakt automatisch verlängert, hätte der 20-Jährige bei den FC-Profis drei Pflichtspiele absolviert.

Klausel ja, Chance nein: Nadjombe verärgert

Obwohl Nadjombe im Herbst unter Steffen Baumgart zwar in den Länderspielpausen mittrainiert und in einem Testspiel eingewechselt worden war, gab es auf seiner Position des Rechtsverteidigers hinter Benno Schmitz und Rasmus Carstensen keine Perspektive auf baldige Profi-Einsätze. Zudem hatte der FC im November noch bei den Vertragsverhandlungen erklärt, dem Spieler zunächst keine Rolle in der ersten Mannschaft anbieten zu können.

Dennoch schloss die Spielerseite daraufhin einen Zusatzvertrag mit Magdeburg, wonach sich der Sommer-Wechsel erledigen würde, sollte Nadjombe in 2024 beim FC noch auf drei Profi-Spiele kommen. Der Spieler machte sich plötzlich doch wieder Hoffnungen auf eine Profi-Chance in Köln. Doch als Timo Schultz bei den Geißböcken neuer Cheftrainer wurde, blieb Nadjombe in der U21 und durfte sich entgegen seinen Erwartungen nicht unter dem neuen FC-Coach zeigen. Weil parallel die Verhandlungen zwischen Magdeburg und dem FC ins Stocken geraten waren, zeigte sich der Spieler enttäuscht.

FC verbietet Reise zur Nationalmannschaft

In diese Phase fiel eine überraschende Karrierechance für den Spieler, als dieser erstmals vom togolesischen Verband für Länderspiele der U23 nominiert wurde. Allerdings Ende Januar 2024 und damit nicht in einer internationalen Abstellungsperiode, sodass der FC den Spieler nicht zwingend hätte abstellen müssen. Nadjombe wiederum hatte sich kurz zuvor krankgemeldet, sodass der FC davon ausging, dass der Spieler ohnehin nicht zu seiner Nationalmannschaft würde reisen können.

Der FC sagte daher dem Verband ab und erwartete den Spieler nach dem Ablauf der Krankmeldung zum Eingangscheck am Geißbockheim. Nadjombe aber erschien nicht, sondern flog – weil wieder gesund – zur togolesischen Auswahl nach Dubai. Er war vom FC nicht darüber informiert worden, dass der Club dem Verband abgesagt hatte. Und so verpasste Nadjombe den Check beim FC und das darauffolgende Training – aus Sicht des Vereins unentschuldigt.

Spieler beschimpft Berg: Streit eskaliert

Was folgte, waren nach GEISSBLOG-Informationen gegenseitige Vorwürfe, die beide Seiten auf Nachfrage nicht offiziell kommentieren wollten. Der FC warf Nadjombe einen Alleingang vor, um seinen vorzeitigen Abgang aus Köln zu provozieren. Der Spieler wiederum sah sich um die große Chance gebracht, erstmals für Togo spielen zu können. Der FC bestand darauf, dass der Spieler auf eigene Kosten aus Dubai zurückkehrte – woraufhin der Streit eskalierte.

Nach Informationen dieser Onlinezeitung erklärte der FC die Verhandlungen mit Magdeburg über einen Januar-Wechsel für beendet, obwohl sich beide Parteien inzwischen prinzipiell geeinigt hatten und Magdeburg bereit gewesen wäre, Kölns Forderungen von rund 150.000 Euro Ablöse plus Beteiligung an einem Weiterverkauf zu zahlen. Aufgrund der vom FC beendeten Verhandlungen beschimpfte Nadjombe daraufhin NLZ-Chef Berg in einer WhatsApp-Nachricht und warf diesem vor, seine Karriere behindern zu wollen. Der FC bestellte daraufhin den Spieler und dessen Berater Bektas Demirtas ans Geißbockheim.

In diesem Gespräch zwischen Nadjombe und Demirtas einerseits und Berg sowie Sport-Geschäftsführer Christian Keller andererseits erfolgte der endgültige Bruch. Keller und Berg hatten zwei Abmahnungen vorbereitet, erstens für das unentschuldigte Fehlen durch die Reise nach Dubai, zweitens wegen der Beleidigung gegenüber Berg. Zudem sollte der Spieler eine Vertragsstrafe zahlen. Die Spielerseite wollte dies nicht hinnehmen, verwies auf die nicht erhaltene Chance sich unter Schultz bei den Profis zu zeigen und bekräftigte den Vorwurf, dass der FC den Spieler in dessen Karriere behindern wolle. Die Folge: Keller sprach eine dreiwöchige Freistellung vom Mannschaftstraining aus und verwies Berater Demirtas des Geißbockheims.

FC verzichtet auf viel Geld

Inzwischen darf Nadjombe zwar wieder mit der Mannschaft trainieren, Keller und Berg aber haben verfügt, dass der Spieler nie wieder für den 1. FC Köln auflaufen wird. Eine Einigung, den Spieler vorzeitig mit einer Gastspiel-Genehmigung nach Magdeburg zu schicken, damit dieser dort ins Training einsteigen könne, scheiterte ebenso an der vergifteten Atmosphäre zwischen FC-Verantwortlichen und der Spielerseite.

Im Mannschaftskreis, so war zu verhören, verhält sich Nadjombe zwar weiterhin wie ein normaler Bestandteil des Teams und feierte zuletzt gegen Paderborn auch den Sieg mit seinen Mitspielern auf dem Rasen. Dennoch wird er den FC im Sommer ablösefrei ohne einen weiteren Einsatz verlassen. Der FC verzichtete seinerseits trotz der Finanzsorgen auf die 150.000 Euro plus Weiterverkaufsbeteiligung – für das NLZ eine beträchtliche Summe –, weil man das Verhalten der Spielerseite nicht akzeptieren wollte.

Problem für den FC: Bruch mit Harchaoui-Berater

Besonders brisant könnte die Personalie aus Vereinssicht noch einmal werden, da der Spielerberater neben Nadjombe auch noch ein anderes FC-Talent vertritt. Bektas Demirtas betreut auch Fayssal Harchaoui. Der U17-Weltmeister besitzt in Köln noch einen Vertrag bis 2025. Noch wurden keine konkreten Verhandlungen über eine Verlängerung geführt.

Aktuell scheint es kaum vorstellbar, dass diese Gespräche in der aktuellen Konstellation werden stattfinden können, da sich der FC nach GEISSBLOG-Informationen weigert, noch einmal mit Demirtas zu verhandeln. Und so könnte die Causa Nadjombe auch direkte Auswirkungen über die Zukunft Harchaouis beim FC haben.

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