Der 1. FC Köln hat neun Tage gebraucht, um nach dem Abstieg die Trainerfrage zu klären. Am Ende stand eine – von vorne herein – alternativlose Entscheidung.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Timo Schultz ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Es ist die richtige Entscheidung der Verantwortlichen, auch wenn diese dafür erstaunlich lange gebraucht haben. Nicht, weil der 46-Jährige kein guter Fußballlehrer ist, sondern weil bereits allen im Januar klar gewesen sein dürfte, dass Schultz’ Mission im Fall des Abstiegs endlich sein würde. Deswegen war ja auch sein Vertrag (lief wegen des Abstiegs aus) so gestaltet worden.
Und das aus einem einfachen Grund, den jeder sofort bestätigen würde, der ein Gespür für Köln und den FC hat: Schultz wäre als Abstiegstrainer praktisch ohne jeden Kredit in die 2. Liga gestartet. Schließlich war er nicht nur die letzten vier Saisonspiele beim FC, sondern die gesamte Rückrunde. Schon bei einer ersten Niederlage in der nächsten Saison wäre die Diskussion um den 46-Jährige wieder losgegangen.
Selbst Schultz findet Trennung “richtig”
Dessen ist sich offenbar Schultz bewusst. Schließlich nannte er selbst (!) die Entscheidung seines Abschieds in der Pressemitteilung des FC “konsequent und richtig”. Umso verwunderlicher, dass dieser Prozess neun Tage brauchte. Doch offensichtlich wollte man beim FC beweisen, dass man die Analysen dieses Absturzes sorgfältig durchführt und nichts überstürzt entscheidet.
Andererseits sollen ja diverse Analysen bereits in den Wochen vor Saisonende vorgenommen worden sein. Und so hätte man schon da sehen können, dass Schultz bei allem Glauben an die Last-Minute-Rettung keine Wende hatte herbeiführen können. Der Kölner Fußball war weiterhin kaum anzusehen, die Spielidee beschränkt, die Umsetzung fehlerhaft und die wenigen Siege (Frankfurt, Bochum, Union) allesamt glücklich.
Leistungen ließen keine andere Entscheidung zu
Auch unter Schultz hatte sich kaum ein Problem behoben, kaum ein Leistungsträger stabilisiert, kaum ein Spieler die Wende geschafft. Und dann waren da noch die Auftritte in drei entscheidenden Saisonspielen: daheim gegen Bremen, daheim gegen Darmstadt und in Heidenheim. Drei fußballerische Bankrotterklärungen, die auch in direktem Zusammenhang mit der Arbeit des Trainerteams gestanden hatten.
Unter dem Strich also war auch die Leistung des Trainerteams unter Schultz nicht Bundesliga-tauglich. Freilich gehört damit auch zur Wahrheit, dass Sport-Geschäftsführer Christian Keller mit seinem ersten, selbst ausgewählten FC-Trainer daneben gelegen hat. Wohl auch deswegen soll der Sportchef mehrere Tage noch Argumente für Schultz gesammelt und überlegt haben, ihm eine weitere Chance zu geben. Am Ende aber sprachen die Fakten eine so deutliche Sprache, dass die Entscheidung nicht anders hätte ausfallen können.
Zeitfenster der Trainersuche überrascht
Nun beginnt die Suche nach einem Trainer von neuem. Keller ist dafür bekannt, eine solche Suche erst zu beginnen, wenn die Entscheidung gegen den alten Trainer getroffen wurde. Also hat der FC eine Woche Zeit verloren, um einen neuen Übungsleiter zu finden und Planungssicherheit zu haben. Der Hinweis des Clubs, die Suche nach einem Trainerstab solle “bis zum Vorbereitungsstart abgeschlossen sein”, beruhigt da nur wenig. Man darf sich vielmehr fragen: Wie lange wollen sich die Verantwortlichen diesmal Zeit nehmen?
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