Die Spieler des 1. FC Köln werden nach dem Abstieg in Heidenheim von den Fans weggeschickt. Die Anhänger verweigern erst die Unterstützung, dann machen sie ihrem Unmut Luft.
Aus Heidenheim berichtet Marc L. Merten
Als um 17.22 Uhr in Heidenheim der Abpfiff ertönte, war das Martyrium für alle Beteiligten vorbei. Der 1. FC Köln war abgestiegen, die Spieler mussten sich nicht mehr quälen in einer Partie, in der sie hoffnungslos unterlegen gewesen waren, die Verantwortlichen mussten das Elend nicht mehr mitansehen und die Fans mussten sich nicht mehr zurückhalten, nachdem sie monatelang selbst die schwächsten Leistungen der FC-Profis ohne großes Murren ertragen hatten.
Bereits nach dem Tor zum 0:3 hatten die über 2000 mitgereisten FC-Fans aus Frust den Support für die Mannschaft eingestellt, einzig so manchen Torschuss der Kölner mit teils höhnischem Applaus bedacht. Nach dem Schlusspfiff war es dann vorbei mit der Zurückhaltung. Als die Spieler sich aus dem Kreis um Trainer Timo Schultz lösten und vorsichtig in Richtung Gästekurve ging, brach der Frust aus den Fans heraus.
Schwäbe mit emotionalen Worten
“Wir sind Kölner und Ihr nicht”, wurde den Spielern entgegen gerufen. Die Ultras machten den Profis deutlich verständlich, dass diese gar nicht erst in die Kurve kommen sollten. Und neben “Keller raus” in Richtung Sportchef gab es noch ein gellendes Pfeifkonzert für die Nicht-Leistung gegen Heidenheim und den damit verbundenen Abstieg.
“Es ist extrem traurig”, sagte hinterher ein sichtlich geknickter Marvin Schwäbe, an dem es einmal nicht gelegen hatte, dass der FC chancenlos gewesen war. “Sorry zu sagen, ist fast schon respektlos”, wollte Schwäbe gar nicht erst versuchen, sich für die Blamage und den Abstieg zu entschuldigen. “Weil ich finde, dass sie von Anfang an bis zum letzten Spiel komplett hinter uns gestanden haben. Auch in den schwierigsten Zeiten, als wir fast schon abgestiegen waren. Es war schwer, nach dem Spiel in die Kurve zu gehen. Es tut mir einfach nur leid.”
Kapitän Florian Kainz, erneut eine der großen Enttäuschungen des Spiels und in der Halbzeit ausgewechselt, sprach hinterher von “einer ganz schwierigen Situation”. Sportchef Christian Keller versuchte es mit einem Dankeschön “an die Fans, die heute im Stadion waren und immer im Stadion sind, die immer zum Training kommen. Das war über die Saison hinweg phänomenal – ohne dass wir es in vielen Momenten mit Leistung zurückzahlen konnten”.
Den Frust und den Ärger konnte Keller dann auch gut nachvollziehen. “Wenn wir in so einem relevanten Spiel so eine erste Halbzeit spielen, habe ich jedes Verständnis dafür, dass auch der positivste Fan irgendwann sagt: Das wird nichts mehr.” So kam es dann auch – mit der ganzen Wut, die sich in der drittschlechtesten Saison der Vereinsgeschichte bei den Fans aufgestaut hatte.
Ordner sichern Mannschaftsbus ab
Immerhin: Der Mannschaftsbus konnte die Arena in Heidenheim ungehindert verlassen. Nachdem klar geworden war, dass die FC-Fans nicht versuchen würden das Spielfeld zu stürmen, waren zahlreiche Ordner aus dem Innenraum abkommandiert und zum Schutz des Kölner Busses eingesetzt worden. Doch sie hatten ein ruhiges Ende ihrer Schicht – der Bus blieb unbehelligt und konnte wie geplant um 18.40 Uhr in Richtung Flughafen aufbrechen, damit die Mannschaft nach Köln zurückreisen konnte.
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