Die Fans des 1. FC Köln warten auf Antworten. Noch immer sind die FC-Bosse den Anhängern wichtige Fakten und Hintergründe zur Entstehung der Transfer-Sperre schuldig. Auch, warum sie bislang verschwiegen haben, dass Jaka Cuber Potocnik bereits 2021 erstmals am Geißbockheim war.
Was wussten Vorstand und Geschäftsführung beim 1. FC Köln? Wann wussten sie es? Und was hätten sie anders machen können oder müssen, um die Transfer-Sperre in der Causa Jaka Cuber Potocnik zu verhindern? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das Gutachten der renommierten Anwaltskanzlei Hengeler Mueller, welches die Geißböcke in Auftrag gegeben haben.
Intern soll es für Verwunderung gesorgt haben, dass mit diesem Gutachten eine Kanzlei beauftragt wurde, für die Vizepräsident Carsten Wettich einst gearbeitet hat. Noch immer liegen die Ergebnisse nicht in Gänze vor. Sie sollen aber zeitnah dem Vorstand vorgestellt und dann am 12. Juni zum Mitglieder-Stammtisch präsentiert werden.
Legt der FC neue Informationen vor?
In diesem Gutachten soll es um zwei Zeiträume gehen: Der erste Zeitraum beschäftigt sich mit Potocniks Verpflichtung von Olimpija Ljubljana, vollzogen am 31. Januar 2022, nachdem der Spieler am 30. Januar 2022 bei seinem slowenischen Club gekündigt hatte. Der zweite Zeitraum beginnt mit dem Moment in 2022, da Ljubljana dem FC angedroht hatte, die FIFA einzuschalten, bis zum Ende des CAS-Verfahrens im September 2023.
Nach GEISSBLOG-Informationen werden die Kölner zum ersten Zeitraum neue Informationen offen legen müssen. Denn einen wichtigen Umstand hat der FC bislang in der Öffentlichkeit nicht erwähnt. Denn wie diese Onlinezeitung erfuhr, war der damals 16-jährige Stürmer von den Geißböcken bereits im Herbst 2021 zu einem Besuch nach Köln und ans Geißbockheim eingeladen worden.
FC plante eine Ablöse im sechsstelligen Bereich
Der Vorgang an sich war und ist nicht verdächtig, sondern handelsüblich im Fußballgeschäft: Dem FC war Potocnik 2021 aufgefallen, woraufhin das Nachwuchsleistungszentrum unter der damaligen Führung von Matthias Heidrich begonnen hatte, den Stürmer scouten zu lassen. Schnell war man sich einig, dass es sich bei dem Angreifer um ein Juwel handelt, welches man versuchen sollte zu verpflichten – und zwar im Sommer 2022.
Diese Absicht wurde nach GEISSBLOG-Informationen – wie üblich in solchen Fällen und auch schon früher praktiziert – der Lizenzspielerabteilung in einem schriftlichen Memo mitgeteilt. Denn für den Fall einer Verpflichtung Potocniks hätte der finanzielle Rahmen in einer Größenordnung gelegen, die nicht vom NLZ alleine hätte gestemmt werden können. Daher sahen die Prozesse vor, dass Geschäftsführung und Vorstand informiert wurden. Für einen möglichen Transfer wurde eine Ablösesumme zwischen 250.000 und 500.000 Euro prognostiziert.
Vorgehen wie einst bei Reyna und Wydra
Der FC setzte sich daraufhin mit der Spielerseite in Verbindung und lud Potocnik im Herbst 2021 nach Köln ein. Das Treffen sollte ein inoffizielles Kennenlernen am Geißbockheim sein, der Youngster sollte sich den Club, das Internat und die Spielstätten anschauen. Letztlich reiste der damals 16-Jährige im Dezember 2021 nach Köln und traf sich mit den FC-Verantwortlichen aus dem Nachwuchs.
Ein solches Vorgehen hat es bei zahlreichen Spielern in der Vergangenheit gegeben, auch im Nachwuchs, wenn Spieler insbesondere aus dem Ausland beim FC auf dem Zettel standen. So war beispielsweise Giovanni Reyna (USA, später Borussia Dortmund) einst als 16-Jähriger am Geißbockheim, Philipp Wydra (heute Rapid Wien) ebenfalls. So auch 2021 im Dezember Potocnik. Der Grund: Der FC wollte den Stürmer regulär und ohne Komplikationen am Ende der damaligen Saison 2021/22 verpflichten.
Alle FC-Bosse waren wohl informiert
Insofern hatte es fraglos schon vor dem 31. Januar 2022 – dem Tag der tatsächlichen Verpflichtung – bereits Kontakt zwischen dem Spieler und dem FC gegeben. Und das nicht im Geheimen und um den Youngster zur Kündigung anzuspornen, sondern um ihm einen Wechsel im Sommer 2022 schmackhaft zu machen.
Der FC hat diesen Besuch bislang nicht öffentlich gemacht. Wohl auch deswegen nicht, weil man befürchtet hatte, durch diesen Kontakt bereits in 2021 jegliche Chance einzubüßen, vor dem FIFA-Council oder dem CAS den Vorwurf der Anstiftung widerlegen zu können. Ein Umstand, der es umso überraschender macht, dass die FC-Führung im Sommer 2022 noch vor dem FIFA-Urteil nicht versucht hatte, eine außergerichtliche Einigung mit Ljubljana herbeizuführen.
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