Damion Downs steht beim 1. FC Köln vor seiner ersten vollständigen Saison als Profi. Im GEISSBLOG-Interview spricht der Stürmer über seine Höhepunkte der abgelaufenen Spielzeit, seine Ziele und die besondere Verbindung zu Davie Selke.
Das Interview im Trainingslager in Bad Waltersdorf führten Sonja Gauer und Martin Zenge
GEISSBLOG: Herr Downs, wie läuft die Vorbereitung bislang für Sie?
Damion Downs: „Bisher ganz gut. Es ist anstrengend, aber natürlich total spannend, die Sichtweisen vom neuen Trainer kennenzulernen. Ich habe auf jeden Fall sehr viel Spaß.“
Wie haben Sie die Sichtweisen des Trainers denn bisher kennengelernt – speziell für Sie persönlich als Stürmer?
„Wir hatten ein Gespräch, in dem er mir gesagt hat, was er von mir erwartet. Auf jeden Fall soll ich Tore machen (lacht). Aber es geht auch darum, die Intensität zu fahren und die Präsenz zu zeigen, die man als großer Stürmer haben sollte. Ich soll weiter das zeigen, was mich bis hierhergebracht hat: Dribblings, Abschlüsse suchen und den Körper einsetzen. Da komme ich jetzt auch immer besser rein. Ich denke, es kann eine ganz gute Saison werden.“
Downs und Lemperle als neues Sturmduo?
Wie würden Sie sich als Stürmertypen beschreiben? Sie wirken nicht wie der klassische Neuner und Stoßstürmer im Zentrum.
„Genau. Ich habe früher als Flügelspieler oder Zehner angefangen. Das hilft mir heute. Es ist aber auch genauso gut, als Stürmer zu spielen und auf der Position neue Sachen zu lernen. Der Trainer sieht mich auch eher als Stürmer.“
In den Testspielen haben Sie zum Großteil mit Tim Lemperle in der Spitze agiert. Auch er ist eher der variable Angreifer. Passen Sie trotzdem gut zusammen?
„Ich denke schon. Der Trainer will sehr viel Tiefe haben, das kommt uns beiden entgegen. Genauso gut können wir aber auch den Ball in den Fuß bekommen.“
Ein Sturm-Duo bestehend aus Tim Lemperle und Ihnen – zwei Jungs aus dem eigenen Nachwuchs – würde sich sicher schnell in die Herzen der Fans spielen.
„Auf jeden Fall (lacht). Tim und ich kennen uns jetzt auch schon ein bisschen länger. Es wäre schön, mit ihm zu spielen. Letztlich ist es mir aber egal, mit wem ich zusammen auf dem Platz stehe. Es wird ja mein erstes komplettes Jahr bei den Profis und ich wünsche mir einfach, im Laufe der Saison mein Startelf-Debüt zu feiern.“
In der vergangenen Saison gab es einige Höhepunkte für Sie: Bundesliga-Debüt, erstes Tor gegen Borussia Mönchengladbach, dann der Siegtreffer im vorletzten Spiel gegen Union Berlin. Wir haben Sie das alles verarbeitet?
„Für diese Momente lebt man im Fußball – darauf arbeitet man jahrelang hin. Es ging zwar alles sehr schnell, die Momente bleiben aber für immer. Das Gladbach-Tor ist für mich vielleicht noch ein Tick wichtiger, weil es mein erster Treffer in der Bundesliga war und dann auch noch im Derby zum 3:3. Das war ein sehr gutes Gefühl.“
Die Lautstärke nach Ihrem Tor vor der Südkurve gegen Union Berlin war aber vermutlich noch mal auf einem anderen Niveau.
„Das war brutal. Ich weiß noch, dass Macka (Kevin McKenna, Anm. d. Red.) Kopf an Kopf mit mir stand und was gesagt hat, aber ich kein Wort gehört habe.“
Ruthenbeck war Downs “größter Förderer”
Sie haben Stefan Ruthenbeck danach ihr Trikot geschenkt. Hatte der U19-Trainer einen besonderen Einfluss auf Ihre Entwicklung?
„Absolut. Er war immer mein größter Förderer und hat mir immer die Zeit und Hilfe gegeben, die ich für meine Entwicklung benötigt habe. Es war für mich in dem Moment ein Muss. Er hat so viel für mich getan. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“
Hat Ihre Trikotnummer eigentlich eine bestimmte Bedeutung für Sie?
„Anfangs wurde mir die 42 einfach zugeteilt. Aber ich bin, seit ich ein kleines Kind bin, ein großer Fan von Spiderman. Da gibt es diesen Zeichentrick-Film, in dem sich alles im Jahr 2042 abspielt. Deswegen hat das inzwischen schon eine Bedeutung für mich (lacht). Erst mal werde ich die Nummer also behalten.“
In Summe ist der Plan für Sie, zunächst überwiegend in der U21 zum Einsatz zu kommen und dann die ersten Schritte bei den Profis zu gehen, also voll aufgegangen?
„Das würde ich auch so sagen. Ich konnte in der Bundesliga meine ersten Erfahrungen sammeln, genauso habe ich in der U21 wichtige Schritte im Herrenfußball machen können. Als junger Spieler will man natürlich so schnell wie möglich oben spielen. Aber ich wusste auch, dass ich noch Defizite habe, die konnte ich bei der U21 gut aufarbeiten. Deswegen war der Weg gut für mich.“
Leão und Ronaldo als Vorbilder
An welchen Defiziten haben Sie konkret gearbeitet?
„Vor allem an der Körperlichkeit. Es ist ein großer Unterschied zwischen Jugend- und Herrenfußball, wie stark man dort auch seinen Körper einsetzt. Das habe ich anfangs viel zu wenig gemacht. Die Spielminuten in der Regionalliga haben mir dabei sehr geholfen. Die Liga ist auch sehr körperlich, vielleicht geht es da sogar manchmal noch mehr zur Sache. Das ist eine gute Vorbereitung für die Bundesliga.“
Haben Sie gewisse Stürmer-Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?
„Da ich ja als Linksaußen begonnen habe, war es immer Rafael Leão vom AC Mailand. Von klein auf war aber auch immer Cristiano Ronaldo ein Vorbild. Man kann als Stürmer so viel von ihm lernen. Nicht nur die Bewegungen, sondern auch die gesamte Fußball-Intelligenz. Das ist auf einem anderen Level.“
Statt hier im Trainingslager könnten Sie aktuell mit der US-amerikanischen Nationalmannschaft auch in Paris bei den Olympischen Spielen sein. Wie groß war Ihre Enttäuschung nach der Absage?
„Für mich war es eigentlich eine Win-Win-Situation. Ich hätte bei Olympia ein cooles Erlebnis gehabt. Jetzt kann ich mich hier beim FC in der Vorbereitung zeigen und lernen, was der Trainer sehen will. Klar wäre es schön gewesen, dabei zu sein. Ich habe es aber nicht so schlecht aufgenommen, wie viele vielleicht denken. Und es ist gut für mich, hier dabei zu sein.“
Downs über seine Zeit in den USA
Haben Sie sich für die USA als ihre Nationalmannschaft entschieden oder käme der DFB für Sie auch noch in Frage?
„Beides ist möglich. Wir müssen mal schauen, wie meine Karriere weiterläuft und welche Türen für mich aufgehen. Zuletzt gab es keinen Kontakt zum DFB.“
Sie haben einige Jahre Ihrer Kindheit in den USA gelebt. Hat Sie diese Zeit für Ihr weiteres Leben geprägt?
„Ich glaube schon. Meine Mutter sagt mir immer wieder, dass ich in meinem Alltag amerikanisch geprägt bin, was mein Auftreten und beispielsweise meinen Mode-Geschmack angeht. Da habe ich schon einen amerikanischen Touch (lacht).“
Sie hätten ja auch eine American-Football-Karriere einschlagen können.
„Das stimmt. Ich habe als Kind in den USA American Football gespielt. Dann sind wir aber in die Nähe von Schweinfurt gezogen. Dort gab es keine Football- und auch keine Basketball-Mannschaft. Ich war aber ein aktives Kind und wollte dann eine andere Sportart ausprobieren. Da mein Bruder bereits Fußball gespielt hatte, bin ich dabei gelandet.“
“Davie hat mir sehr viel mitgegeben”
Was trauen Sie dem FC in der kommenden Saison zu?
„Ich finde, wir haben dieses Jahr eine sehr gute Mannschaft. Es sind viele Leistungsträger geblieben. Wir wollen schnellstmöglich wieder aufsteigen.“
Am ersten Spieltag kommt es zum Duell mit dem Hamburger SV und dem Wiedersehen mit Davie Selke. Haben Sie etwas von Ihrem ehemaligen Stürmer-Kollegen mitnehmen können?
„Davie hat mir sehr viel mitgegeben. Er hat in mir vielleicht ein bisschen sich selbst als jungen Spieler wiedergesehen. Wenn ich Fragen hatte, war er immer da, um mir Antworten zu geben. Wir sind beide große Stürmer, haben eine ähnliche Statur. Er war schon eine Leitfigur für mich und hat mir auch auf dem Platz wichtige Tipps gegeben.“
Können Sie ein Beispiel nennen?
„Zum Beispiel die Positionierung im Strafraum, das Attackieren oder Irritieren von Innenverteidigern. Bei diesen Dingen hat er mir sehr viel geholfen.“
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