Nach zwei Seuchen-Jahren will Mark Uth beim 1. FC Köln wieder der Alte werden – und damit zu einem entscheidenen Faktor bei der Mission Wiederaufstieg. Im ersten Teil des großen GEISSBLOG-Interviews sprach der 32-Jährige über seinen Fitnesszustand, im zweiten Teil geht es um die Qualität der Mannschaft und die eigene Zukunft.
Das Interview im Trainingslager in Bad Waltersdorf führten Sonja Gauer und Martin Zenge
GEISSBLOG: Herr Uth, Sie haben sich als erster Spieler, noch vor dem feststehenden Abstieg, zum Verbleib auch in der 2. Liga entschieden und öffentlich dazu aufgerufen, dass Ihnen weitere Spieler folgen sollen. Mit den zahlreichen Bekenntnissen können Sie jetzt zufrieden sein, oder?
MARK UTH: „Klar, auf jeden Fall. Ich habe mich mit Christian Keller bewusst dazu entschieden, die Unterschrift relativ früh bekannt zu geben. Mir war es wichtig, ein Statement zu setzen. Das hat wunderbar geklappt. Ob alle wegen mir geblieben sind, wage ich zu bezweifeln (lacht). Aber vielleicht war es für einige ein kleiner Anstupser.“
Haben Sie bei manchen Teamkollegen im Hintergrund Überzeugungsarbeit geleistet?
„Ich habe schon mit ein paar Jungs gesprochen. Ich bin ihnen jetzt nicht auf die Nerven gegangen, aber ich habe bei einigen mal nachgehört, wie es aussieht, und habe versucht, zu vermitteln.“
Wie sehen Sie nun die Qualität der Mannschaft für die 2. Liga?
„Sehr gut. Ich habe mir das Spiel gegen St. Truiden angeguckt. Das war sehr gut, vor allem im Gegenpressing und von der Intensität her. Das hat mir gut gefallen.“
Die Unterschiede zum Baumgart-Fußball
Treffen mit FC und Hamburg direkt zum Start die beiden großen Aufstiegsfavoriten aufeinander?
„Von außen haben wir ja schon gehört, dass wir jetzt mit 40 Punkten Vorsprung aufsteigen müssen (lacht). Aber im Ernst: Reden wir nach zehn Spieltagen noch mal darüber, wer die Aufstiegsfavoriten sind. Es wäre falsch, jetzt schon irgendwas auszurufen.“
Kehrt der FC unter Gerhard Struber zu dem Fußball zurück, den die Mannschaft schon unter Baumgart gespielt hat?
„Der Fußball hat zwar Parallelen, ist aber auch ein bisschen anders. Gerhard Struber hat seinen eigenen Stil, den er uns beibringt und der sehr gut zu unserer Mannschaft passt. Vor allem aber passt er perfekt zu unserem Stadion. Wir wissen alle, was für eine Energie entstehen kann, wenn wir mit Vollgas pressen und die Zuschauer mitnehmen. Dann kann es eine Wagenburg werden.“
Wie sehen die spielerischen Unterschiede zu Steffen Baumgart aus?
„Steffen wollte nie, dass wir durch das Zentrum spielen. Wir sollten immer über die Außen gehen. Das ist bei Gerhard Struber jetzt ein bisschen anders.“
Und das finden Sie als Zehner wahrscheinlich nicht so schlecht.
„Ganz genau (lacht).“
Uth: “Abzusteigen ist immer beschissen”
In der vergangenen Saison hatte der FC insbesondere mit dem Toreschießen ein großes Problem. Wie sehen Sie die Situation im Angriff – insbesondere nach dem Abgang von Davie Selke?
„Ich glaube, dass wir mit Tim Lemperle und Damion Downs zwei Stürmer haben, die es aktuell super machen. Gerade Tim hat super Laufwege drin. Daher bin ich guter Dinge, dass wir einige Tore erzielen werden.“
Von außen hat man das Gefühl, dass inzwischen eine echte Aufbruchstimmung entstanden ist. Spüren Sie diese?
„Ja, das stimmt. Wir können sowieso nicht mehr zurückblicken. Es ist abgehakt, wir sind abgestiegen. Jetzt kommt eine neue Saison, einige Jungs, die eine Rolle spielen können, sind von ihren Leihen zurück – und die Stimmung in der Truppe ist super. Das war aber auch in der letzten Saison so, wir waren immer beieinander und sind nicht auseinandergefallen. Es hat zum Schluss einfach nicht gereicht.“
Hat es für Sie persönlich lange gedauert, den Abstieg zu verarbeiten?
„Das Problem war, dass ich so wenig gespielt habe während der Saison. Ich habe vieles gar nicht so richtig mitbekommen – diese ganzen unglücklichen, aber zum Teil auch verdienten Niederlagen. Abzusteigen ist immer beschissen. Es dauert einige Tage, aber dann muss man auch irgendwann nach vorne blicken.“
Der Trainer hat die Kapitänsfrage noch offengelassen. Als Ur-Kölner und erfahrener Spieler gehören Sie sicherlich auch zum Kandidatenkreis.
„Der Trainer möchte das noch im Trainingslager bestimmen. Wir werden sehen, wie die Entscheidung aussieht. Natürlich ist es immer eine Ehre, den FC als Kapitän auf den Platz zu führen.“
Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Ihr vorheriger Vertrag lief bis 2025. Wie lange planen Sie, noch zu spielen?
„Nach der nun kommenden Saison möchte ich gerne mindestens noch ein Jahr spielen. Wir schauen jetzt mal, wie ich durch die Saison komme, ob ich gesund bleibe und wie alles läuft. Vielleicht würde ich dann auch noch zwei weitere Jahre spielen. Ich habe fast zwei Saisons verloren. Die hintendran zu hängen, ist natürlich schwierig. Aber ich liebe es, Fußball zu spielen, und es gibt nichts Schöneres. Mir wurden zwei Jahre geraubt – und die will ich wieder haben.“
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