Der Mitgliederrat des 1. FC Köln rutscht zwei Monate vor der Neuwahl in eine Krise. Am Dienstag erklärte ein Mitglied des Gremiums aus Protest den Rücktritt. Weitere Mitglieder wollen sich nicht mehr zur Wahl stellen.
Nach GEISSBLOG-Informationen ist es am Dienstag zu einem Rücktritt im Mitgliederrat gekommen. Demnach überstellte Benjamin Vrijdaghs dem Vorstand der Geißböcke per E-Mail sein Rücktrittsgesuch. Der 45-Jährige erklärte damit seinen Protest gegen den am vergangenen Samstag verschickten Newsletter des Gremiums.
Vrijdaghs zog auf diese Weise zwei Monate vor der Mitgliederversammlung der Geißböcke, auf der ein neuer Mitgliederrat gewählt werden muss, die Konsequenzen aus einem Dissens zwischen mehreren Mitgliedern des Gremiums und den Vorsitzenden des Mitgliederrates. Auf Nachfrage des GEISSBLOG bestätigte der Berufssoldat seine Entscheidung.
Harte Kritik am Mitgliederrat
Vrijdaghs war 2021 in den 15-köpfigen Mitgliederrat gewählt worden. Nun legte er noch vor Ablauf seiner Amtszeit das Mandat nieder. „Mit diesem Schritt will ich mich in aller Deutlichkeit von dem Newsletter distanzieren“, teilte Vrijdaghs auf Nachfrage mit. „Ich bin entsetzt über den Zeitpunkt und die Art und Weise der Kommunikation. Mit einem halbfertigen Gutachten Kritik zu üben, schadet dem 1. FC Köln.“
Der Mitgliederrat habe in seiner zentralen Funktion, den Vorstand zu kontrollieren, versagt. Stattdessen habe man mit dem umstrittenen Newsletter versucht die Versäumnisse der vergangenen Monate zu kaschieren. „Nach außen hin will man damit vom eigenen Fehlverhalten ablenken. Das kann ich nicht akzeptieren“, sagte das langjährige FC-Mitglied weiter. „Als Teil des Mitgliederrats und somit auch als Teil des Versagens ziehe ich die Konsequenz und zeige Verantwortung, indem ich das Gremium verlasse.“
Vorsitzende rücken in den Fokus
Der Newsletter war nach kontroversen Diskussionen innerhalb des Gremiums trotz mehrerer Enthaltungen verschickt worden.* Dem Versand war ein mehrwöchiger Prozess vorausgegangen, der bereits vor dem Mitglieder-Stammtisch im Juni begonnen hatte. Letztlich hatte sich der Versand immer weiter verzögert, weil das vom Mitgliederrat beauftragte Gutachten nicht rechtzeitig fertiggestellt worden war – und noch immer nicht in Gänze vorliegt.
Allerdings hatte es in den vergangenen Monaten bereits weitere Streitigkeiten innerhalb des Mitgliederrates gegeben. Harald Konopka hatte sich offen auf die Seite von Dieter Prestin geschlagen. Aber auch um die Leitung des Gremiums hatte es Diskussionen gegeben. So hatte es nach GEISSBLOG-Informationen Versuche gegeben, Ho-Yeon Kim und Fabian Schwab als Mitgliederrats-Vorsitzende abzulösen. Jedoch hatte sich letztlich keine Mehrheit gefunden.
Weitere Abschiede im September
Mit Vrijdaghs‘ Rücktritt wird der Riss durch den Mitgliederrat deutlich. Am Rande des Besuchs von Robert Habeck am Dienstag am Geißbockheim wurde zudem bekannt, dass mindestens zwei weitere Mitglieder des Gremiums nicht mehr kandidieren werden. So nannte auch Vrijdaghs „unüberbrückbare Differenzen mit dem Mitgliederratsvorsitzenden“ als weiteren Grund für seinen Abschied. „Persönlich habe ich den Eindruck, einigen Mitgliederräten geht es mehr um ihre Wiederwahl als um die Versäumnisse des Gremiums.“
Bereits im Februar 2023 war mit Robin Loew-Albrecht ein Mitgliederrat zurückgetreten. Für ihn war daraufhin Wolfgang Gommersbach in das Gremium aufgerückt. Ob für Vrijdaghs zwei Monate vor der Wahl eines neuen Mitgliederrats noch einmal ein früherer Kandidat nachrücken wird, blieb zunächst unklar. Klar ist jedoch: Der Mitgliederrat kommt nicht zur Ruhe und hat nun die nächste personelle Konsequenz zu tragen.
Update: Am Mittwochabend (10. Juli) teilte der Mitgliederrat dem GEISSBLOG mit: “Am gestrigen Tag hat Benjamin Vrijdaghs gegenüber dem Vorstand des 1. FC Köln seinen Rücktritt aus dem Mitgliederrat erklärt. Wir bedauern es sehr, dass Benjamin Vrijdaghs die Gründe für seinen Rücktritt bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gegenüber dem Mitgliederrat oder den beiden Vorsitzenden geteilt hat. Die in der Presse kursierenden Äußerungen können wir nicht nachvollziehen. Der Versand des Newsletters erfolgte einstimmig mit drei Enthaltungen. Da es rund um die Erstellung und Abstimmung keinerlei Einwände von Benjamin Vrijdaghs gab, sind wir über diese öffentlich getätigten Aussagen sehr überrascht und weisen diese von uns.”
* In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass der Newsletter trotz “mehrerer Gegenstimmen und Enthaltungen” verschickt worden war. Der Mitgliederrat teilte daraufhin mit, dass es drei Enthaltungen waren, aber keine Gegenstimmen.
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