„Ich muss böse sein mit den Jungs!“ U19-Frust nach den Derby-Pleiten

Bei der U19 des 1. FC Köln läuft es nicht rund. Drei Derby-Pleiten in Folge haben die Euphorie nach einem starken Saisonauftakt abgekühlt. Stefan Ruthenbeck findet deutliche Worte.

Als der 1. FC Köln den Saisonauftakt in die neue U19-Nachwuchsliga des DFB mit 4:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern gewann, schienen die A-Junioren der Geißböcke wieder auf einem guten Weg. Nach der Englischen Woche gegen Borussia Mönchengladbach (0:1), Bayer Leverkusen (0:2) und Viktoria Köln (1:2) ist dagegen Ernüchterung eingezogen.

“Von der Anlage her, wie wir spielen wollen, sehe ich viele gute Dinge. Aber in den entscheidenden Situationen in der Defensive müssen wir stabiler bleiben”, sagte Stefan Ruthenbeck dem GEISSBLOG nach der Pleite gegen die Viktoria in Troisdorf. “Sonst sind wir im Kinderfußball. Das muss den Jungs klar sein.”

Ruthenbeck kritisiert “nötige Ernsthaftigkeit”

Bei Ruthenbeck hatte sich während des Spiels im Aggerstadion eine Mischung aus Ärger und Frust breitgemacht. Seine Spieler hatten während der 90 Minuten viele positive Dinge spielerisch umgesetzt, sich aber in der Offensive nicht belohnt. Während die Geißböcke zahlreiche Torchancen liegen ließen und fahrlässig mit Abschlusssituationen umgingen, lud die U19 die Viktoria hinten zum Toreschießen ein.

“Die Gegentore, die wir bekommen, sind zu einfach”, schimpfte Ruthenbeck hinterher und meinte damit auch die Gegentreffer der vorherigen Derbys. “Warum gehen wir nicht von der ersten Minute an in die Zweikämpfe? Warum ziehen wir bei Kontern nicht früher ein Foul? Da fehlt mir die nötige Ernsthaftigkeit.” Gegen Leverkusen und gegen die Viktoria hätte das jeweilige 0:2 mit einem taktischen Foul verhindert werden können.

Krise als täglich Brot im Profifußball

Rückblickend, glaubt Ruthenbeck, habe der Saisonauftakt gegen die Roten Teufel genau das Gegenteil bewirkt, was man sich eigentlich erhofft hatte. “Das Spiel gegen Kaiserslautern hat ein bisschen geblendet. Wir haben zwar 4:0 gewonnen, es hätte aber auch 5:5 ausgehen können”, sagte der FC-Coach. Statt Selbstvertrauen zu vermitteln, hatte es eine gefährliche Selbstsicherheit gegeben, die in den drei Derbys dann zu Bequemlichkeiten geführt hatte.

Doch Ruthenbeck will diese erste Krise der Saison nutzen, um seine Spieler trotz fehlender Ergebnisse auf den nächsten Schritt vorzubereiten. “Wir müssen jetzt mental Muster entwickeln, um den Jungs aus solchen Situationen herauszuhelfen”, sagte der 52-Jährige. “Nur die wenigsten Spieler in ihrer Karriere haben das Glück bei den Top-Clubs der Welt zu spielen. Für die meisten werden Krisen dagegen zum täglichen Brot im Profifußball gehören. Daran müssen sie jetzt arbeiten.”

Nach den erfolgreichen Jahren mit der U17 und der U19 hat offenbar das letzte, für beide Nachwuchsmannschaften des FC nicht erfolgreiche Jahr Spuren hinterlassen. So mancher Spieler wirkt noch nicht wieder befreit. Die Erwartungshaltung über die individuelle Entwicklung hinaus richtet sich auf die Ergebnisse, und diese stimmen bislang noch nicht.

Daher wird Ruthenbeck nun auch die Ansprache verändern müssen. “Ich weiß, ich muss jetzt auch mal böse sein mit den Jungs. Wenn du Situationen mit einem Kontakt auflösen willst wie beim FC Barcelona, geht das nicht. Nicht jeder Risikoball darf zum Konter für den Gegner werden. Die Jungs müssen lernen, dass jeder Einzelne Verantwortung für das Spiel der gesamten Mannschaft hat.” Am Sonntag gegen den FC Hennef 05 soll es wieder besser werden.