Der 1. FC Köln verlängert mit REWE. Der Handelskonzern bleibt bis 2028 Hauptsponsor der Geißböcke. Der GEISSBLOG sprach mit REWE-CEO Lionel Souque, gleichzeitig Chef des Aufsichtsrats beim FC, über die Verlängerung und seine Rolle im Club.
Das Interview führte Marc L. Merten
GEISSBLOG: Herr Souque, Sie sind REWE-CEO und FC-Fan. Es war bekannt, dass der FC auch mit anderen Unternehmen über das Haupt- und Trikotsponsoring gesprochen hat. Wie wichtig war es Ihnen persönlich, dass die Verlängerung zustande gekommen ist?
LIONEL SOUQUE: “Es freut mich natürlich, dass wir über 2025 hinaus weiter an Bord bleiben. Wir arbeiten seit 2003 zusammen, in unserer langen Partnerschaft ist etwas entstanden, das deutlich darüber hinaus geht, dass sich ein REWE-Logo auf FC-Trikots findet. Der FC und die REWE Group sind zwei Kölner Institutionen, verwurzelt in Stadt und Region, aber mit Strahlkraft in ganz Deutschland und darüber hinaus. Es ist einfach so: Das Herz der REWE ist seit fast 100 Jahren Köln, das Herz von Köln ist der FC, und deshalb passen wir gut zusammen. Uns beiden ist es wichtig, Identifikation zu stiften, und das gelingt uns zusammen gut. Das gilt ab und an auch mit Blick auf Themen, die weniger Rampenlicht bekommen, es aber verdienen: Ganz vorne ist dabei soziales Engagement. Es freut mich, dass wir in diesem Sinne noch erheblich länger zusammenarbeiten – am liebsten natürlich schon in der kommenden Saison wieder in Liga eins.”
Der FC hat schwere Zeiten hinter sich. Was braucht der Club aus Sicht des Aufsichtsrats-Chefs, um wieder in ruhigere Fahrwasser zu gelangen und mittelfristig wieder erfolgreicher zu sein?
“Ich bin nicht sicher, ob das eine spezifische Sicht des Aufsichtsrats-Chefs ist. Alle, denen der Club etwas bedeutet, werden das so sehen: Der FC braucht die Möglichkeit, sich voll auf den Sport und auf erfolgreichen Fußball fokussieren zu können. Es gibt momentan noch zu viele Themen, die dafür sorgen, dass der Schwerpunkt nicht genug auf das Wesentliche gelegt werden kann: die sportliche, leistungsorientierte Arbeit in der Jugend und bei den Profis. Einiges ist allerdings zuletzt auf den Weg gebracht worden, das muss so weiter gehen, dann wird sich der Erfolg auch wieder einstellen. Potenzial dafür ist im Verein wie in seinem Umfeld reichlich vorhanden.”
Worin liegt in Ihren Augen der größte Unterschied in der Unternehmensführung eines Konzerns wie REWE im Vergleich zu einem Fußballclub?
Vor den Unterschieden kommen erstmal die Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen geht es zentral darum, dass die richtigen Leute gut zusammenarbeiten können und wollen. Sie müssen die richtigen Fähigkeiten mitbringen, dafür braucht es gute Aus- und Weiterbildung von klein auf. Es braucht Diversität, damit sich alle mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Profilen bestmöglich ergänzen und das Team stärker machen können. Das gilt auf dem Fußballplatz ebenso wie in einem Supermarkt, am Geißbockheim ebenso wie in der Domstraße oder der Stolberger Straße. Und es braucht eine klare Richtung, ein motivierendes Umfeld und einen entsprechenden Spirit, der dafür sorgt, dass sich alle zusammen stetig weiterentwickeln und besser werden wollen.
Und die Unterschiede?
Die sind gar nicht so groß. Natürlich ist ein Unternehmen wie die REWE Group nochmal deutlich verzweigter, es sind also so gesehen noch mehr Bälle gleichzeitig in der Luft. Und wir haben keine begrenzte Anzahl von Spieltagen, an denen dann im Schnitt so um die drei Tore je Spiel fallen. Spielglück gibt es sicherlich auch bei uns, aber im Fußball ist es viel bedeutsamer. Ich fühle mich deshalb sehr wohl bei der REWE. Auch wenn wir nie Länderspielpausen bekommen…
Ihr Name wird von einigen FC-Fans immer wieder diskutiert als möglicher Präsident des Clubs. Können Sie sich – zeitlich nicht festgelegt – vorstellen, dass diese Position für Sie in Zukunft einmal in Frage kommen könnte?
Erstmal ehrt es mich natürlich, wenn Menschen, denen der FC am Herzen liegt, mir das zutrauen würden. Denn als ich vor knapp 30 Jahren nach Köln kam, da hat man mir sehr schnell beigebracht, was das für ein bedeutendes Amt ist hier in der Stadt. Insofern wäre es als Kölner Bürger ja schon fast unlauter, sich das überhaupt nicht vorstellen zu können. Aber im Ernst: Ich fühle mich in meiner jetzigen Rolle als Vorstandsvorsitzender bei der REWE Group sehr wohl und sehe mich in der Verantwortung gegenüber unseren 390.000 Kolleginnen und Kollegen. Dafür brauche ich meine volle Kraft und Zeit. Wenn das langfristig einmal nicht mehr der Fall ist, dann wäre eine führende Rolle bei PSG, meinem Verein von Kindheit an, oder beim FC, meinem Herzensverein, eine durchaus reizvolle Vorstellung. Ich mag den Fußball viel zu sehr, als dass ich das verneinen könnte. Momentan stellt es sich aber einfach nicht.
Sie waren einer der Träger des Olympischen Feuers in Paris. Die Olympischen Spiele in Ihrem Heimatland haben die Welt begeistert. Was kann der Fußball, in den letzten Jahren immer stärker in die Kritik geraten wegen Überkommerzialisierung, von diesem Großevent in Frankreich lernen?
“Keine leichte Frage, weil es hier immer um eine Gratwanderung geht. Wenn Kommerz kritisiert wird, dann ist es ja meist nicht so, dass deshalb kein sportlicher Erfolg mehr angestrebt würde. Für den braucht es aber eine wirtschaftliche Basis. Und umgekehrt sollten auch diejenigen, die sich aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus im Sport engagieren, immer das Interesse haben, dass er emotional, integrierend und damit letztlich gesellschaftlich relevant funktionieren kann. Das macht ihn im Kern aus. In Paris ist das meiner Meinung nach recht gut gelungen: Auch die Olympischen Spiele sind ein ökonomisch sehr bedeutendes Ereignis, sie haben aber, jedenfalls nach meinem Empfinden, einen im wahrsten Sinne guten Sportsgeist transportiert und viele emotional berührt.
Man muss ja nur mal sehen, wie auch Multi-Millionäre wie LeBron James, Novak Djokovic oder Scottie Scheffler, die schon alles gewonnen haben in ihrem Sport, angefasst waren von ihren Olympia-Siegen. Da gab es keinen Unterschied zu Sportlerinnen und Sportlern, die oft kaum die Möglichkeit haben, ihre Disziplin überhaupt als Profis zu betreiben. Sport und Kommerz haben bei diesen Szenen keinen Gegensatz bedeutet, das hat das Turnier sicherlich geschafft.”
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