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Thielmann hinten rechts: Redet sich der FC das Problem schön?

Jan Thielmann hatte mit Jean Luc Dompé große Probleme. (Foto: IMAGO / Nordphoto)
Jan Thielmann hatte mit Jean Luc Dompé große Probleme. (Foto: IMAGO / Nordphoto)

Jan Thielmann soll beim 1. FC Köln zum Rechtsverteidiger umgeschult werden. Die Verantwortlichen halten an diesem Plan fest. Doch gegen den HSV wird klar, wie fragil dieses Vorhaben ist.

Die 90 Minuten des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV haben mit Blick auf eine Position zwei Erkenntnisse gebracht: Erstens kann Jan Thielmann als Rechtsverteidiger das Offensivspiel der Geißböcke tatsächlich ankurbeln. Zweitens verfügt Thielmann über keinen Defensivzweikampf, der hohen Anforderungen gerecht wird.

Immer wieder konnte Thielmann über rechts anschieben, ging gerade in der zweiten Halbzeit unermüdlich mit nach vorne, suchte die Tiefe, suchte Flankenmöglichkeiten, suchte seine Mitspieler. Doch in der ersten Halbzeit hatte Thielmann nicht nur bei beiden Gegentoren im Eins-gegen-Eins insbesondere gegen Jean-Luc Dompé schlecht ausgesehen. Sobald er keine Unterstützung seiner Mitspieler bekam, stand Thielmann im direkten Duell auf verlorenem Posten.

Alleiniger Sechser als Problem

Die vielen Eins-gegen-Eins-Situationen sind freilich von Trainer Gerhard Struber so in Kauf genommen. Der FC will mit 4-1-3-2 lieber mehr Spieler in der Offensive zur Verfügung haben. Einerseits, um hoch auf dem Spielfeld mit fünf Leuten anlaufen und so das (Gegen-)Pressing früh einleiten zu können. Andererseits, um viele Offensivkräfte in Strafraumnähe zu haben und ständig gefährlich werden zu können.

Der Nachteil: Mit nur einem Sechser vor der Viererkette fehlt die Unterstützung auf den Außenbahnen, während bei einer Doppelsechs einer der beiden defensiven Mittelfeldspieler rausrücken könnte. Gegen den HSV musste Eric Martel im Zentrum bleiben, um dieses nicht freizugeben. Dafür aber fehlte Dejan Ljubicic immer wieder als Unterstützer für Thielmann, weil Strubers offensive Außen zwar pressen, aber nicht immer weit genug zurückarbeiten.

Wir spielen ein riskantes System

Timo Hübers

Das gestand auch Timo Hübers nach der Partie ein. “Wir spielen ein riskantes System, bei dem der Außenverteidiger schon mal ins Eins-gegen-Eins mit einem Angreifer kommen kann”, sagte der Kapitän. “Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht, weil wir die Bälle früher gewonnen haben und in der letzten Linie besser waren. Solche Situationen entstehen nicht nur, weil Dompé Zeit hatte, sondern auch der Passgeber.”

Die Lösung lautet also: Wenn der gegnerische Spielaufbau mehr Druck bekommt, kann der FC entweder den Ball schon früher abfangen. Oder aber Thielmann bekommt mehr Zeit und der Gegenspieler vor allem weniger Zeit, sich zu positionieren und aufzudrehen. Dompé hatte mehrfach alle Möglichkeiten bekommen, den Ball anzunehmen und auf Thielmann zuzulaufen, ehe dieser in der Lage gewesen war, in den Zweikampf zu kommen.

Kader-Problem hinten rechts offen gelegt

“Ich sehe sehr viel Positives bei Jan”, sagte Struber nach der Partie. “Er hat investiert ohne Ende. Er hat unglaublich viel für unser Spiel nach vorne getan und auf dem rechten Flügel viele Impulse gesetzt. Er wird auch noch lernen müssen, aber das kommt mit dem Spiel. Ich finde, er hat eine sehr gute Leistung gezeigt.”

Defensiv war seine Leistung freilich weit entfernt von sehr gut gewesen. Und so muss sich der FC weiterhin fragen, ob man sich das Defensivproblem hinten rechts schönredet oder auf lange Sicht die Vorteile in der Offensive überwiegen werden. Der U21-Nationalspieler ist eigentlich ein ausgebildeter Stürmer, und beim FC ist längst nicht jeder von der Idee überzeugt, Thielmann unter allen Umständen in die Rolle des Rechtsverteidigers zu zwängen. Doch aktuell gibt es keine Alternative, denn Rasmus Carstensen hat eine schwache Vorbereitung hinter sich. Und er ist bekanntlich der einzige nominelle Rechtsverteidiger im Kader.

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