Die U21 des 1.FC Köln wurde am Samstag Opfer des eigenen Nerven-Kostüms. Die Parallel-Ansetzung zum Profi-Derby mitsamt Verlust des Heimpublikums entpuppte sich als entscheidender Nachteil in der Schlussphase. Der Trainer wehrte sich jedoch dagegen, dies als Alibi gelten zu lassen.
Immer dann, wenn Lukas Berg sich während einer Partie vorzeitig auf den Weg von der Tribüne des Franz-Kremer-Stadions Richtung Kölner Ersatzbank macht, dann liegen die Nerven blank. So war es auch am Samstagnachmittag, als der Leiter des FC-Nachwuchsleistungszentrums in der Nachspielzeit an die Seitenlinie schritt.
Kurz zuvor gab es eine Rudelbildung zwischen beiden Ersatzbänken, nachdem der Kölner Kapitän Marco Höger seinem Gegenspieler noch einen Schubser Richtung Werbebande mitgab und dafür im Anschluss die verdiente Gelb-Rote Karte sah. Etienne Borie schlug ob des Verlusts des Spielführers entsetzt die Hände hinter dem Kopf zusammen.
Sbonias verwundert über Gelbe Karte
Die Gemüter auf beiden Seiten kochten hoch, die Trainer beider Seiten lieferten sich ein hitziges Wortgefecht. U21-Coach Evangelos Sbonias sah hinterher die Gelbe Karte – und verstand die Welt nicht mehr: „Drei Leute brüllen auf mich ein, ich stand einfach nur vor Marco Höger, damit er nicht angegangen wird, und am Ende sehe ich die Gelbe Karte“, beschrieb der Trainer seine Sicht.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Kölner die Partie bereits aus den Händen gegeben, lagen trotz einer 4:2-Führung plötzlich mit 4:5 zurück. Der Gegentreffer per Foulelfmeter zum 4:3 habe dabei nachhaltige Wirkung gehabt, konstatierte Sbonias: „Dann geht das Nachdenken los.“
FC sucht Gründe nur bei sich selbst
Bocholt nutzte die Gunst der Stunde, angetrieben von den eigenen Fans, die ihre Mannschaft nach vorne peitschten und das Duell in ein Heimspiel verwandelten. Die Parallelansetzung zum Derby der Profis in Düsseldorf sorgte für einen weiteren Nachteil. Sbonias wollte dies freilich nicht als Ausrede gelten lassen: „Wer Profi-Fußballer werden möchte, muss damit umgehen können.“
Überhaupt legte der Coach den Finger nach der Partie in die Wunde: „Niemand sonst ist schuld an der Niederlage, sondern nur wir selbst. Das sind Themen, aus denen wir lernen müssen.“ So versäumte es seine Mannschaft auch, nach dem 4:2 den Deckel draufzumachen: „Wir können das Ergebnis nach oben schrauben zum 5:2 oder 6:2.“ Defensiv wiederum, das stellte der Trainer fest, könne sich seine Mannschaft aktuell nicht viel erlauben: „Unsere Fehler werden gerade knallhart bestraft.“
Routiniers verlieren die Nerven
Bemerkenswert war, dass an diesem Nachmittag nicht nur die jungen Spieler ihre Nerven nicht unter Kontrolle hatten. Georg Strauch etwa ließ sich zu einem plumpen Einsteigen hinreißen, das vor der Pause mit einem Strafstoß für Bocholt geahndet wurde. Der unnötige Platzverweis für den Kapitän Marco Höger war bereits Thema.
Der Spielverlauf gegen Bocholt weckte Erinnerungen an die Vorweihnachtszeit 2023. Damals gab die U21 in Düsseldorf eine 2:0-Führung aus den Händen, verlor mit 2:3. Eine Woche später führte das Sbonias-Team zur Pause gar mit 3:0 gegen Fortuna Köln, spielte am Ende nur 3:3 im Franz-Kremer-Stadion. Es war der Beginn des Abschwungs der U21.
Dies freilich soll sich in dieser Saison so nicht wiederholen. Vor dem Trainer liegt nach nun zwei Niederlagen in Folge jedoch einige Arbeit, auch im mentalen Bereich. Am Sonntag wartet bereits das nächste unangenehme Spiel auswärts beim 1. FC Düren – und das ohne den Routinier Marco Höger.
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