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Kessler: “Für bestimmte Positionen haben wir konkrete Ideen”

Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler im Gespräch mit Stadionsprecher Michael Trippel. (Foto: GEISSBLOG)
Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler im Gespräch mit Stadionsprecher Michael Trippel. (Foto: GEISSBLOG)

Thomas Kessler hat sich im Interview mit dem GEISSBLOG zur Situation des 1. FC Köln geäußert. Im zweiten Teil spricht der Lizenzspieler-Leiter über die Kaderplanung und die Top-Talente – und wie man sie halten kann.

Das Interview führten Sonja Gauer, Martin Zenge und Marc L. Merten

GEISSBLOG: Der 1. FC Köln will im Winter auf dem Transfermarkt tätig werden. Christian Keller hat schon mehrfach von einem Schattenkader gesprochen. Wie läuft dieser Scoutingprozess ab?

„Unsere Scouts arbeiten an verschiedenen Zielmärkten, die wir kontinuierlich im Blick haben. Auf Basis ihrer Arbeit entsteht ein Überblick potenzieller Spieler, die wir über einen längeren Zeitraum intensiver beobachten und deren Entwicklung wir genau analysieren.“ 

Wie viel von diesem Schattenkader ist nach dem Ende der Sommer-Transferperiode noch übriggeblieben?

„Einige Spieler aus unserer Liste haben im Sommer den Verein gewechselt, aber viele verfolgen wir weiterhin. Der Schattenkader entwickelt sich stetig weiter. Nach dem 1. September haben wir eine Bestandsaufnahme gemacht und besprochen, welche Spieler weiterhin interessant sind. Dabei haben wir für bestimmte Positionen konkrete Ideen, die wir weiterverfolgen möchten.“

Welche Positionen sind das?

„Das hängt davon ab, wie sich die nächsten Wochen entwickeln.“

Neben dem deutschen Markt beobachten wir gezielt etwa zehn weitere Länder in Europa.

Thomas kessler

Kontaktieren Sie bereits Berater von Spielern, die im Winter interessant für Sie sein könnten?

„Als Teil meiner täglichen Arbeit stehe ich im regelmäßigen Austausch mit Beratern. Auch unser Chefscout Martin Schulz ist in ständiger Kommunikation mit ihnen. Wir tauschen Informationen aus, beobachten den Markt und zeigen gegebenenfalls Interesse. Dies ist Teil des normalen Prozesses. Derzeit gibt es jedoch keine konkreten Entwicklungen, über die wir sprechen können.“

Sie haben vorhin die Zielmärkte erwähnt. Wie viele Zielmärkte bearbeitet der 1. FC Köln?

„Neben dem deutschen Markt beobachten wir gezielt etwa zehn weitere Länder in Europa, die für uns von besonderem Interesse sind. Dazu zählen unter anderem Märkte in Skandinavien, den Benelux-Ländern sowie in Frankreich, der Schweiz, Österreich und einigen weiteren ausgewählten Regionen. Diese bieten uns vielfältige Möglichkeiten, Spieler zu identifizieren, die bei uns den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen können oder unsere Kader bestenfalls auf ein höheres Niveau bringen.“

Das sagt Kessler zur Ljubicic-Zukunft

Kommen wir zum aktuellen Kader: Wie stehen die Chancen, dass Dejan Ljubicic seinen Vertrag beim 1. FC Köln verlängert?

„Unser vorrangiges Ziel war es, Dejan in diesem Sommer zu halten. Seine Leistungen in den letzten Wochen waren überzeugend, und wir sind froh, ihn weiterhin in unserem Kader zu haben. Der Fokus liegt nun auf dem Hier und Jetzt. Nach einem herausfordernden Jahr werden wir ihm unsere volle Unterstützung bieten, damit er wieder eine tragende Rolle in unserem Spiel einnehmen kann.“

Heißt das, dass Sie den richtigen Zeitpunkt finden müssen, um auf ihn zuzugehen?

„Dejo kennt unsere Position und weiß um die Wertschätzung, die wir ihm entgegenbringen. Letztlich liegt die Entscheidung bei ihm. Wir können unseren Teil dazu beitragen, indem wir ihn bestmöglich unterstützen, damit er sein volles Potenzial entfalten kann.“ 

Selbstverständlich möchten wir die Zusammenarbeit langfristig fortsetzen.

Thomas kessler über Tim Lemperle

Neben Dejan Ljubicic laufen im Sommer 2025 auch andere Verträge aus, darunter der von Tim Lemperle. Wie sehen die Planungen mit ihm aus?

„Tim hat in seiner Entwicklung große Fortschritte gemacht. Im Jahr 2023 befand er sich an einem Punkt, an dem er mit seinen Einsatzzeiten unzufrieden war. In vielen Gesprächen war ich jedoch überzeugt, dass sein Weg beim FC noch nicht abgeschlossen ist. Glücklicherweise konnten wir eine Einigung für eine Vertragsverlängerung und eine anschließende Leihe erzielen. In Fürth hat er sich das nötige Vertrauen erarbeitet und weiterentwickelt. In der aktuellen Saison zeigt er, wie wichtig er für unser Spiel ist. Selbstverständlich möchten wir die Zusammenarbeit langfristig fortsetzen.“ 

Mussten Sie ihn erst von der Leihe überzeugen?

„Überzeugen ist hier nicht das richtige Wort. Ich habe in jedem Gespräch gespürt, dass sein Wunsch, für den FC zu spielen, stark ausgeprägt war – und das nicht nur in kurzen Einsätzen. Deshalb war es entscheidend, eine Lösung zu finden, die ihm seine weitere Entwicklung ermöglicht. Dies haben wir intensiv besprochen und gemeinsam eine gute Lösung gefunden.“ 

Wenn ein Verein viele Talente ausbildet, besteht immer die Gefahr, sie zu verlieren. Wie können Sie das in Zukunft verhindern?

„Verhindern kann man das nie in Gänze. Wenn uns ein Spieler verlässt, bevor er den Sprung zu den Profis schafft, zeigt das, dass er sich in den Fokus gespielt hat und wir im Nachwuchsbereich gute Arbeit leisten. Als 1. FC Köln können wir nicht jedes Jahr europäische Wettbewerbe anbieten und derzeit nicht einmal die Bundesliga. Was wir jedoch bieten können, ist Spielzeit im RheinEnergieStadion und die Chance zur Weiterentwicklung. Niemand erwartet, dass jeder Spieler langfristig bleibt. Es ist normal, dass manche andere Pläne haben, und das kann manchmal schmerzen. Dieses Phänomen betrifft jedoch nicht nur uns. In Köln neigen wir dazu, junge Spieler zu schnell in die Höhe zu heben, obwohl sie sich im Profifußball noch nicht bewiesen haben. Nicht jeder Spieler, der uns verlässt, wird zwangsläufig den endgültigen Durchbruch schaffen. Das liegt in der Natur der Sache.“ 

So geht es mit Nikola Soldo weiter

Ein Spieler, der den Verein hätte verlassen dürfen, ist Nikola Soldo. Wie geht es für ihn nach dem Ende der Transferperiode weiter?

„Derzeit trainiert er mit der U21. Für Nikola sehen wir momentan keine realistische Möglichkeit, bei den Profis Spielzeit zu erhalten. Wir waren der Ansicht, dass er in der Lage wäre, einen neuen Verein zu finden, was jetzt leider nicht der Fall war. Das ist in erster Linie für ihn eine unbefriedigende Situation.“ 

Wäre es eine Option, dass er Pflichtspiele für die U21 bestreitet?

„Im Rahmen unserer Strategie, junge Spieler zu entwickeln, ergibt dies keinen Sinn. Die Plätze in der U21 sind für Nachwuchstalente reserviert, die Spielpraxis benötigen. Auf der Innenverteidiger-Position sind wir aktuell sehr gut aufgestellt, und mehrere Spieler haben sich dort bereits bewährt und weiterentwickelt.“ 

Zuletzt gab es auch noch eine Diskussion um den Sportpsychologen Moritz Anderten. Er war lange Teil des Teams, wurde im Sommer aber verabschiedet. Warum wurde er nicht eins zu eins ersetzt?

„Mit Carsten Schiel haben wir für diesen Bereich einen Koordinator für Sportpsychologie, der das Thema für den Gesamtverein im Blick hat. Wir haben einen Pool von Psychologen, die im Nachwuchsleistungszentrum tätig sind und auch auf Nachfrage mit den Spielern der Profis arbeiten. In der Regel haben die meisten Spieler im Lizenzbereich jedoch einen privaten Zugang zu Sportpsychologen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich Spieler eher einem Psychologen öffnen, der nicht auf der Gehaltsliste des 1. FC Köln steht. In meinen Augen kann eine sportpsychologische Betreuung nur ein optionales Angebot sein. Ein Spieler muss hier final immer selbst entscheiden, ob er es annimmt oder wo er sich mit seinen Themen am besten aufgehoben fühlt.”

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