Der Vorstand des 1. FC Köln muss sich nach seiner Nicht-Entlastung auf der Mitgliederversammlung neu ausrichten. Das Jammern über die Geister, die man selbst einst rief, hilft nicht. Nach fünf Jahren muss sich endlich etwas ändern – oder der Vorstand hat keine Zukunft mehr.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Der Vorstand des 1. FC Köln hat am Dienstag eine Ohrfeige bekommen, die sich das Trio um Präsident Werner Wolf gänzlich selbst zuzuschreiben hat. Nicht nur, weil man sich die Nicht-Entlastung auf der Mitgliederversammlung durch viele Fehlentscheidungen, vor allem aber durch eine desaströse Kommunikation “erarbeitet” hatte. Sondern auch, weil der Vorstand dieses Misstrauensvotum hätte verhindern können, sich gegen die dafür nötigen Lösungen aber immer gewehrt hatte.
In den vergangenen Jahren hatten Werner Wolf, Carsten Wettich und Eckhard Sauren dazu beigetragen, dass die Teilnahme an einer Mitgliederversammlung immer unattraktiver wurde. Die Konsequenz: Die letzten drei MVs lockten nur noch den härtesten FC-Kern in die Lanxess Arena: rund 900 in 2022, rund 1.000 in 2023 und nun rund 1.200 in 2024. Wer glaubt, das seien steigende Zahlen, dem helfen die Verhältnisse zur Gesamt-Mitgliederzahl: 1,5 Prozent, 0,8 Prozent und 0,95 Prozent. Wer nichts dafür tut, die Mitglieder zur Versammlung zu bringen, darf sich nicht beschweren, wenn ihm am Ende ein paar Stimmen zur Entlastung fehlen.
Der härteste Kern entscheidet beim FC
Die unbequeme Wahrheit lautet, dass dieser Vorstand es seit fünf Jahren nicht verstanden hat, die FC-Mitglieder für die formulierten Visionen, Ziele und Maßnahmen zu interessieren oder gar zu begeistern. Wer nach fünf Jahren im Amt immer noch weiter versprechen muss, künftig besser kommunizieren zu wollen, wird es wohl nicht mehr lernen. Die Konsequenz dieser verfehlten Kommunikation ist dann eben eine Mitgliedschaft, die – in Unwissenheit gelassen – dem Vorstand die Entlastung verweigert, weil sie sich nicht ernst genommen fühlt.
Und so wird der FC nun eben vom härtesten Kern geführt wird. Das muss nichts Schlechtes sein, wenn man bedenkt, wie intensiv sich beispielsweise der Südkurve 1. FC Köln e.V. in den letzten Monaten in diverse Themen eingearbeitet und Experten aus den eigenen Reihen auf die Bereiche angesetzt hat. Wer sich zu Hunderten organisieren kann, kann in der Regel auch auf ein nicht zu unterschätzendes Netzwerk an Fachleuten zurückgreifen.
Will der Vorstand weitermachen, muss er umdenken
Nun hat diese Gruppe innerhalb des 1. FC Köln die Mehrheit im Mitgliederrat übernommen. Der Vorstand muss sich dieser Realität stellen. Und die heißt: Will der Vorstand weitermachen, um die Früchte seiner Arbeit – von der das Trio weiter überzeugt ist – selbst zu ernten, braucht es einen Neuanfang im Umgang mit dem Mitgliederrat. Wenn dieser gelingt, kann es dem FC nur helfen. Dafür hat der Vorstand im letzten Jahr seiner zweiten Amtszeit aber nur noch eine letzte Chance. Wenn er diese nicht nutzt, wird der Mitgliederrat dafür sorgen, dass der Neuanfang 2025 auf anderem Wege kommt – dann aber mit einem neuen Vorstand.
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