Wenn der 1. FC Köln am Dienstag zur Mitgliederversammlung bittet, lautet die große Frage: Bleibt es ruhig oder kommen die Sorgen und Ärgernisse der letzten Saison noch einmal hoch? Im Mittelpunkt steht allerdings die Wahl des neuen Mitgliederrates. Die wichtigsten Fragen des Tages.
1. Wer übernimmt die Mehrheit im Mitgliederrat?
Insgesamt 23 Mitglieder des 1. FC Köln stellen sich am Dienstagabend zur Wahl. Im Vorfeld war darüber diskutiert worden, ob der Vorstand, die Gruppe um Dieter Prestin oder ein Fan-Lager versuchen würden, ihre Kandidatinnen und Kandidaten zu platzieren. Der Südkurve 1. FC Köln e.V. hat eine Wahlempfehlung abgegeben, mehrere der genannten Kandidaten stehen der Südkurve nahe. Dort war man zuletzt offen unzufrieden mit der Arbeit des Mitgliederrates. Bekanntlich hat auch der Vorstand mit DEVK-CEO Gottfried Rüßmann einen Kandidaten ins Rennen geschickt.
Wichtig bei der Wahl: Nicht nur die Ja-Stimmen zählen, sondern auch die Nein-Stimmen. Das bedeutet: Wollen Mitglieder einen Kandidaten verhindern, können sie dies über die Nein-Stimmen versuchen. Denn nur diejenigen Kandidaten können auch in den Mitgliederrat gewählt werden, die ein positives Verhältnis von Ja- und Nein-Stimmen haben. Sollten weniger als 15 Mitglieder mehr Ja- als Nein-Stimmen erhalten, wird der neue Mitgliederrat (maximal 15 Plätze) nicht voll besetzt.
2. Was macht Dieter Prestin?
Nichts. Von den großen Plänen des Double-Siegers ist nichts geblieben. Sein Präsidentschaftskandidat Stefan Jung musste zurückziehen. Die erstrittenen Mitglieder-Daten will er zunächst wieder zurückgeben. Seine vermeintliche sportliche Expertise konnte er nicht nachweisen. Seine angeblich große Unterstützung aus der Mitgliedschaft stellte sich als laues Lüftchen heraus. Prestins Streben nach der Macht ist zu Ende, ehe es begonnen hat. Denn auch unter den Kandidatinnen und Kandidaten für den neuen Mitgliederrat konnte sich keine sichtbare Gruppe an Prestin-Befürwortern herauskristallisieren.
3. Wie sehen die FC-Finanzen aus?
Der FC wird, das war schon länger angekündigt, für 2023/24 einen erneuten Millionengewinn präsentieren. Dieser dürfte zweistellig ausfallen. Das liegt einerseits an den erneut drastischen Reduktion der Gehaltsstruktur bei den FC-Profis, andererseits an den im Januar 2024 nicht investierten Millionen in neue Spieler aufgrund der Transfer-Sperre. Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff wird wohl erstmals verkünden können, dass der FC keine Gelder mehr aus der Zukunft verfrühstücken wird, sondern der FC wieder gesundet ist. Also ein wirtschaftlicher Erfolg, der bekanntlich auf Kosten der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit ging.
4. Wie läuft die Entlastung der Gremien?
Neben der Wahl des Mitgliederrates dürfte die Abstimmung über die Entlastung der Gremien von Interesse sein, insbesondere von Vorstand und Mitgliederrat. Weder Vorstand noch Mitgliederrat hatten im letzten Jahr ein gutes Bild abgegeben und waren, auch weil untereinander zerstritten, von den Fans in die Kritik genommen worden. Ein Abstrafen bei der Entlastung wäre ein deutliches Signal der Mitglieder an die Gremien, dass man mit ihrer Arbeit nicht einverstanden ist.
5. Präsentiert der Mitgliederrat sein Gutachten?
Ruhig geworden ist es um den noch amtierenden Mitgliederrat. Und das, obwohl es eigentlich noch ein Gutachten zu präsentieren gab. Doch dieses wurde nicht mehr vorgestellt. “Das finale Ergebnis werden wir spätestens auf der kommenden Mitgliederversammlung kommunizieren”, hatte es in dem Brief an die Mitglieder im Juli geheißen. Nun wird es also tatsächlich erst am Dienstagabend vorgestellt. Vorab informiert wurden die Mitglieder nicht mehr.
Aber was wird es beinhalten? Und welche Kritik wird daraus womöglich noch einmal am Vorstand entstehen? Diese Gutachten könnte die Causa Transfer-Sperre noch einmal in den Vordergrund spülen. Das dürfte wiederum dem Vorstand nicht gefallen, der bereits im Juli rund um den Newsletter des Mitgliederrates ungehalten reagiert hatte.
6. Wird es bei der Aussprache hitzig?
Nach den drei Mitglieder-Stammtischen in diesem Jahr (Januar, Juni, September) kommt es nun also zur großen Mitgliederversammlung inklusive Aussprache. Offen ist, wie viele Mitglieder vor Ort sein werden, die nicht zu den Stammtischen gekommen waren und ihre Fragen dort noch nicht gestellt hatten. Wird es noch einmal hitzig?
Der FC hatte versucht mit dem Stammtischen die größten Sorgen zu beruhigen und den meisten Themen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mitgliederversammlungen sind in dieser Hinsicht aber unberechenbar.
7. Gibt es noch einmal die “Lounge”-Gespräche?
Nein. Im letzten Jahr floppte die Idee des Vorstands kolossal, sich über vorbereitete “Interviews” um die eigentlich vorgeschriebenen Berichte herumzuwinden. Diese schlechte Idee wurde nach heftiger Kritik sofort wieder beerdigt. Nun müssen Werner Wolf und Co. wieder anständige Vorträge über ihre Arbeiten halten, statt sich in vorher abgesprochenen Gesprächs-Situationen zu äußern. Diese Botschaft der Mitglieder ist also immerhin angekommen.
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