Endlich hat der 1. FC Köln Planungssicherheit für den Bau des Leistungszentrums am Geißbockheim. Oder doch nicht? Am Mittwoch beantwortete Geschäftsführer Philipp Türoff die drängendsten Fragen zum Ratsbeschluss der Stadt Köln.
Am späten Dienstagabend stieg weißer Rauch über dem Rathaus der Stadt Köln auf. Nach über zehn Jahren hat der 1. FC Köln endlich den nötigen Ratsbeschluss, um zumindest das geplante Leistungszentrum am Geißbockheim zu bauen. Doch so einfach wird das nicht.
Denn die regierenden Parteien (Grüne, CDU, Volt) hatten noch einen Änderungsantrag eingebracht, der große Teile der weiteren FC-Pläne praktisch verunmöglichen soll (der GEISSBLOG berichtete). Entsprechend beantwortete Philipp Türoff am Mittwoch am Geißbockheim in einer Medienrunde die wichtigsten Fragen mit geballter Faust in der Tasche.
1. Wie sieht Rechtslage jetzt aus?
Der Ratsbeschluss war nötig, damit der 1. FC Köln nun einen Erbpachtvertrag über das Grundstück erhalten kann, auf welchem das Leistungszentrum errichtet werden soll – also für die Fläche, wo aktuell neben dem Franz-Kremer-Stadion noch der kleine Kunstrasen liegt. Mit diesem Ratsbeschluss ist dieser Erbpachtvertrag nun bestätigt und muss nur noch unterschrieben werden.
Daraus folgt nur noch als weitere Formalität die Baugenehmigung, für die der FC schon lange einen Bauantrag gestellt hat. Erbpachtvertrag und Baugenehmigung erwartet der FC noch in 2024. Dann sind für den FC rein rechtlich die Grundlagen geschaffen, um das Gebäude bauen zu dürfen. “Das sind jetzt nur noch Formalitäten”, sagte Türoff. “Mit dem Ratsbeschluss ist jetzt wirklich etwas passiert. Darauf können wir aufbauen und dafür haben sehr viele Menschen viel gearbeitet und viele Kompromisse gefunden, die allen Seiten nicht immer leicht gefallen sind.”
2. Will der FC das Leistungszentrum sofort bauen?
Der große Kompromiss sieht vor, dass der FC bauen darf. Aber kann er das schon sofort? Nein. Die bisherigen Planungen sehen das Leistungszentrum für Profis und Nachwuchs auf einer Fläche von rund 90 auf 50 Metern vor. In der Höhe darf maximal bis zum Dach des Franz-Kremer-Stadions (rund neun Meter) gebaut werden. Doch die Pläne stammen noch aus der Zeit vor der Pandemie. Sie sahen eine Sporthalle, Physio-, Reha- und Ruheräume, zahlreiche Kabinen, einen Wellnessbereich mit Pool und Sauna sowie Büros- und Schulungsräume vor. Zudem sollte das Gebäude mit einer großen Tiefgarage unterkellert werden.
Türoff bestätigte: “Das ist weiter unsere Ausgangslage, aber wir müssen nun im Detail den Bedarf analysieren und die Planungen anpassen.” Das wird laut des 48-Jährigen mehrere Monate in Anspruch nehmen und in 2025 hinein reichen. Zudem besteht ein zentrales Problem all dieser Planungen weiterhin: Der FC muss für dieses Bauvorhaben den vorhandenen Kunstrasenplatz aufgeben – und hat nach dem Ratsbeschluss weiterhin keine neuen Plätze. “Wir können erst einen Platz überbauen und aufgeben, wenn wir wissen, wo wir Fußball spielen können”, sagte Türoff.
3. Was wird aus den Plätzen im Grüngürtel?
Denn die regierenden Parteien haben für ein neuerliches Ärgernis gesorgt – nicht nur beim FC, sondern im gesamten Breitensport in Köln. Die Blockade des Fußballplatzes am Haus am See (der GEISSBLOG berichtete) wurde durch eine weitere Ergänzung erschwert, dass auch der Kunstrasenplatz am Fort Deckstein vom FC künftig kaum genutzt werden darf. “Mir fehlt jegliches Verständnis dafür”, klagte Türoff. “Denn die Trainingskapazitäten in Köln, nicht nur für den FC, reichen vorne und hinten nicht aus.”
Gerade für die Kernzeiten aller Fußballclubs, am Nachmittag, wenn Kinder und Jugendliche auf die Plätze wollen, gibt es nicht ausreichend Spielfelder. Die Kampfbahn am Haus am See wurde durch die Politik nun für Großteile des Jahres nicht mehr nutzbar gemacht. Der FC bekäme also aktuell nur den Satellitenplatz in Hürth hinzu, was lediglich den Platz aufheben würde, der durch das Leistungszentrum wegfallen würde. Eine Erweiterung der Spielmöglichkeiten, wie ursprünglich geplant, wird es aber wegen des Ratsbeschluss erst einmal nicht geben.
4. Droht schon wieder neuer Ärger mit der Politik?
Türoff machte am Mittwoch gute Miene zum bösen Spiel. “Die Entscheidung war ein Riesenschritt für das Leistungszentrum, aber es sind längst nicht alle Probleme gelöst.” Aktuell will der FC mit dem Ratsbündnis weiter konstruktiv zusammenarbeiten, um die Bau-Formalitäten hinter sich zu bringen. Doch schon 2025, wenn die internen Planungen weiter fortgeschritten sind, dürfte es wieder zu neuem Ärger kommen.
Denn zwar wurde im Ratsbeschluss formuliert: “Die Verwaltung wird beauftragt, zeitnah zusätzlich Trainingskapazitäten zu schaffen.” In dieser Floskel sehen politische Beobachter aber nicht mehr als eine Absicherung der Parteien, dass man zwar den Bedarf eingestehe, aber vor den nächsten Wahlen im Herbst 2025 nichts mehr daran zu ändern gedenke. Und so droht nicht nur der FC auf den Platzproblemen sitzen bleiben, sondern auch die Amateurclubs rund um den Grüngürtel.
5. Wird es weitere Klagen geben?
Juristisch steht dem FC auch in 2025 noch einiges ins Haus. Am Oberverwaltungsgericht Münster muss weiter der ursprüngliche Ausbauplan abschließend verhandelt werden. Ein Urteil soll 2025 kommen. Offen ist, ob der FC dieses abwartet, ehe man bauen will, oder ob man auf eigenes Risiko die Bagger anrollen lässt. Dann könnte ein Rückbau nötig werden, sollte das OVG den Bebauungsplan doch noch für ungültig erklärt. Das ist jedoch nach dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher bis sicher ist hingegen, dass die Bürgerinitiative zum Schutz des Grüngürtels auch gegen die Baugenehmigung für das Leistungszentrum klagen wird. Deren Vorschlag, stattdessen ein Gebäude auf dem Parkplatz am Geißbockheim zu errichten, tat Türoff als “Ablenkungsmanöver” ab, welches zudem neuerliche Planungsprozesse bedeuten würde, die erneut fünf bis zehn Jahre dauern könnten, da der Parkplatz kein Grund ist, auf dem aktuell rechtlich ein Gebäude errichtet werden dürfte. Dennoch muss der FC damit rechnen, dass die Klagewelle der Grüngürtel-Schützer auch in 2025 weitergehen wird.
Fazit
Der FC hat einen Sieg errungen und ist dem Bau seines Leistungszentrums einen großen Schritt näher gekommen. Dennoch hat das Ratsbündnis, insbesondere die CDU, erneut gezeigt, dass der Begriff “Sportstadt Köln” nicht mehr wert ist als der Schriftzug. Statt sich des Platzproblems anzunehmen, erklärte man im Beschluss ebenfalls, man müsse auf der Suche nach Sportplätzen “auch interkommunale Möglichkeiten” prüfen.
Anders ausgedrückt: Die Stadt Köln will zwar gerne die Kinder und Jugendlichen dieser Stadt auf Sportplätzen sehen, aber möglichst nicht mehr auf Sportplätzen, die in Köln gebaut werden, sondern im Umland. Ein Problem, das nicht nur den 1. FC Köln betrifft, sondern zahlreiche Vereine aus dem Breitensport.
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