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Struber beerdigt Spielidee: Trainer appelliert an FC-Familie

Gerhard Struber hat es gegen Paderborn mit einer anderen Taktik versucht. (Foto: Bucco)
Gerhard Struber hat es gegen Paderborn mit einer anderen Taktik versucht. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln ist von seiner offensiven Spielidee abgerückt. Doch auch die defensivere Ausrichtung bringt keinen Erfolg. Gerhard Struber appelliert derweil an die unzufriedenen Fans.

Das offensive Angriffspressing ist beim 1. FC Köln vorerst gescheitert. Nach der Klatsche in Darmstadt hatten sich die Kölner gegen Paderborn zunächst auf ihre Defensive fokussieren wollen. Problematisch wird es jedoch, wenn selbst das die Gegentore nicht verhindern kann und dadurch gleichzeitig sämtliche Gefahr im eigenen Angriff verloren geht.

Am ersten Spieltag gegen den Hamburger SV hatten sich die FC-Profis durchschnittlich zehn Meter näher am gegnerischen Tor aufgestellt als gegen den SC Paderborn. Zudem ließ der Bundesliga-Absteiger gegen den HSV, aber beispielsweise auch noch beim letzten Sieg gegen Ulm, lediglich 6.5 beziehungsweise 7.5 Pässe des Gegner zu, bevor der FC zum Angriff überging. Gegen Paderborn waren es im ersten Durchgang 25.1 (!) Pässe. Erst, als die Kölner im zweiten Durchgang zurücklagen, attackierte der FC wieder deutlich früher.

Keller sieht kein Abrücken der Spielidee

Ein Abrücken von der Spielidee sieht Sportchef Christian Keller darin allerdings nicht. “Die Spielidee lautet nicht, jeden Ball auf höchster Linie zu attackieren. Die Spielidee bietet schon auch Raum, etwas tiefer zu agieren”, versuchte der Geschäftsführer nach der vierten Saisonniederlage zu erklären. Entscheidend sei dabei, wie aggressiv die Spieler gegen den Ball agieren würden. “Das hätte man heute in der einen oder anderen Situation besser machen können”, lautete das Fazit.

Die Frage stellt sich inzwischen, inwieweit Christian Keller Einfluss auf die taktische Ausrichtung der Mannschaft nimmt. Immerhin sagte Trainer Gerhard Struber nach der erneuten Enttäuschung: “Ich will eine sehr proaktive Mannschaft erleben, die sich viel zutraut.” Gegen Paderborn war jedoch weder das eine, noch das andere der Fall. Grund dafür sei auch, dass es die Mannschaft nicht gewohnt sei, “in so einem tiefen Block ins Verteidigen zu kommen. Das braucht Momente des Trainings und Zeit.”

Mannschaft darf nicht “ins Zweifeln kommen”

Worte, die nicht danach klingen, als sei Struber selbst vollends überzeugt gewesen von der gewählten Ausrichtung gegen Paderborn. Zumindest wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass Keller sich in die sportlichen Bereiche eines FC-Trainers einmischen würde. Schon unter Timo Schultz hatte der 45-Jährige bei Aufstellungsfragen mit eingewirkt und maßgeblichen Anteil daran, dass Jan Thielmann zum Rechtsverteidiger umfunktioniert wurde.

Struber zumindest versprach nach der 1:2-Heimpleite: “Die Spielidee ist keinesfalls aufgegeben, wir wollten heute einfach tiefer und aggressiver pressen.” Einzig dürfe die Mannschaft “nicht zu viel ins Zweifeln kommen.” Das jedoch ist mit dem Abstieg im Gepäck und nach den zahlreichen Rückschlägen längst passiert.

Fans wenden sich ab, Struber appelliert

Die Folge ist ein immer größer werdender Unmut der eigenen Fans sowie Druck auf die eigene Person. “Das ist ein Moment, der für uns alle eine große Prüfung bedeutet. Ob das mein Team oder unser Management ist. Ich muss an jeden einzelnen im Club appellieren, dran zu bleiben und die Mannschaft zu unterstützen”, forderte Struber auch das Umfeld auf, weiterhin hinter dem eingeschlagenen Weg zu stehen.

Der Trainer sprach dabei von einer herausfordernden Situation, bei der “wir eng beieinanderbleiben müssen uns uns nicht zerreißen lassen. Da müssen uns auch die Fans unterstützen.” Eine durchaus bemerkenswerte Aussage des Trainers, der erst seit wenigen Monaten beim FC im Amt ist. Schließlich gab es in der Vergangenheit wohl kaum eine vergleichbare Saison, in der der Club trotz der vielleicht größten Krise der Vereinsgeschichte mit seinen Fans derart zusammengerückt war.

Selbst im Abstiegsjahr hatte es nur äußerst selten Pfiffe oder lautstarke Unmutsbekundungen gegenüber der handelnden Personen gegeben. Inzwischen scheint die Geduld zahlreicher Fans jedoch am Ende zu sein, das Fass an Fehlbesetzungen und -entscheidungen längst übergelaufen. Der Appell an die FC-Familie erscheint daher nach dem neuerlichen Schlag ins Gesicht wie die pure Verzweiflung. Wollen Gerhard Struber und Christian Keller auch noch weiter Teil der FC-Familie bleiben, helfen ab sofort nur noch überzeugende Auftritte und Siege.

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