Der 1. FC Köln dominiert Greuther Fürth, gewinnt allerdings glücklich. Hinterher überrascht der Trainer des Gegners mit seiner Spielanalyse. Gerhard Struber sieht das anders. Ärger gibt es auch um einen Ex-Kölner.
Ein Blick in die Statistiken machte es eigentlich deutlich: Der 1. FC Köln hatte zwar – weil in der Nachspielzeit – durchaus glücklich, aber auch verdient gegen Greuther Fürth gewonnen. Der Expected-Goals-Wert lag bei 1,9 zu 0,5. Auf der Kölner Seite standen 23 Torschüsse, auf der Fürther nur vier. Der Ballbesitz lag zu 67 Prozent beim FC, die Passquote bei 89 zu 72 Prozent. In allen Laufwerten war der FC besser, gewann zudem mehr Zweikämpfe.
Dennoch überraschte Fürths Interimstrainer Leonhard Haas nach der Partie mit seiner Analyse, wonach die Gäste den FC “gut kontrolliert” hätten und ein “richtig gutes Spiel” gemacht hätten. Richtig war, dass die SpVgg die Partie, wie Haas sagte, “unglücklich verloren” hatte. Über alle anderen Aussagen wunderte sich hingegen nicht nur Gerhard Struber.
Überraschende Spielanalyse der Fürther
Zwar hatte Noel Futkeu in der 7. Minute vor Marvin Schwäbe die größte Torchance der gesamten Partie vergeben. Darüber hinaus aber war dies der einzige Schuss auf den Kölner Kasten gewesen, nur drei weitere sollten in den folgenden 83 Minuten mit Nachspielzeit noch hinzukommen. Der FC hingegen erarbeitete sich, insbesondere mit einer Drangphase in der Schlussphase, den Siegtreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit durch Damion Downs.
Insofern verwunderte es nicht, dass Struber nach Haas’ Analyse auf der Pressekonferenz im RheinEnergieStadion erklärte: “Ich sehe das Spiel ein Stück weit anders. Tatsächlich hatte Fürth zu Beginn Großchancen, gleichzeitig aber haben wir hinten raus Fürth zur Abwehrschlacht gezwungen, wo sie den Bus vor dem Tor geparkt und versucht haben uns keinen Raum zu geben. Fürth hat es richtig gut wegverteidigt, deshalb war es für uns ein Spiel, das hinten raus eine Entscheidung nehmen musste. Dafür brauchst du einen langen Atem, den haben wir unter Beweis gestellt. Es war verdient, weil wir viel mehr versucht haben als der Gegner. Wir haben bis zur letzten Sekunde daran geglaubt.”
Haas’ Worte waren wohl auch motiviert gewesen von einer Szene in der 55. Minute, als Noel Futkeu nach einem Kontakt mit Eric Martel im Kölner Strafraum zu Boden gegangen war. Ein Kampf um den Ball, aber kein Foul. Das sah nicht nur Schiedsrichter Daniel Schlager so, sondern auch VAR Nicolas Winter nach eingehender Prüfung. Für Haas unverständlich. “Ich habe mir die Elfmeter-Szene noch mal angesehen, das war ein klarer Elfmeter, der Stürmer wird klar am Fuß getroffen. So hätten wir in Führung gehen können.”
Womöglich wird Haas allerdings auch auf dem Heimweg noch ein Gespräch mit Futkeu gesucht haben. Der Stürmer, der zwischen 2021 und 2022 für die U21 des FC gespielt hatte und dann nach internen Querelen suspendiert worden war, hatte sich am Samstag offenbar zum Ziel gesetzt, als Agent Provocateur aufzutreten. In Hälfte eins hatte er sich mit Dominique Heintz angelegt, um bei diesem eine Gelbe Karte zu provozieren. Anschließend war er bei fast jedem Kontakt theatralisch zu Boden gesunken, um später aber selbst Julian Pauli von hinten umzulaufen, obwohl der Ball nicht in der Nähe war.
Struber ließ Elfmeter-Szene unkommentiert
So dürfte sich Futkeu in der Bewertung der Schiedsrichterentscheidungen keinen Gefallen getan haben. Im Gegenteil: Nach dem Foul an Pauli musste Haas reagieren und Futkeu Gelb-Rot-gefährdet vom Feld nehmen. Struber selbst wollte sich zu den Scharmützeln nicht äußern, gab vor, die Elfmeter-Szene noch nicht gesehen zu haben, sodass er nicht in die Verlegenheit kam, diese zu bewerten. Er wusste auch so, dass der FC das Spiel am Ende verdient gewonnen hatte – und dass aktuell beim FC auch Glück dazu gehört, um kritische Phasen zu überstehen. Oder auch, um sich in der vierten Minute der Nachspielzeit doch noch zu belohnen.
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