Daniel Weber hat am Sonntag das Training der Bundesliga-Frauen des 1. FC Köln geleitet. Nach dem peinlichen 0:8 der Geißböcke bei Eintracht Frankfurt stellt sich allerdings die Frage: Ist Weber noch der Richtige? Noch schrecken die Verantwortlichen vor personellen Konsequenzen zurück.
Von Daniel Mertens und Marc L. Merten
Eine Niederlage in Frankfurt ist kein Beinbruch. Das steht außer Frage. Die Art und Weise, wie sich der 1. FC Köln jedoch am Samstag in der Main-Metropole präsentiert hat, lässt alle Alarm-Sirenen am Geißbockheim schrillen. Die Kölnerinnen waren nach dem Seitenwechsel förmlich in sich zusammengebrochen und hatten den Gegner im gesamten Spiel mit eklatanten Fehlern zum Toreschießen eingeladen.
Ein 0:8 hatte es aus Kölner Sicht bislang zweimal in der Bundesliga-Geschichte gegeben: In der Abstiegssaison 2017/18 endeten die beiden Heimspiele gegen Turbine Potsdam und Bayern München mit ebenjenem Ergebnis. Das 0:8 in Frankfurt löste das 0:7 in Bremen aus der bereits angesprochenen Saison 2017/18 als höchste Auswärts-Niederlage der Kölner Bundesliga-Geschichte ab.
Weber darf wohl zunächst weitermachen
Ein solches Debakel als vorläufiger Tiefpunkt eines besorgniserregenden Abwärtstrends bleibt im Profifußball nur selten ohne personelle Konsequenzen. Beim FC sah es am Sonntag zunächst aber noch nicht nach einer schnellen Entscheidung aus, als Daniel Weber seine Spielerinnen beim Training betreute. Sportchefin Nicole Bender-Rummler verfolgte die Einheit vom Spielfeldrand.
Bender-Rummler muss zusammen mit Sport-Geschäftsführer Christian Keller entscheiden, wie es weitergehen soll. Dem GEISSBLOG sagte sie: “Wir sind sehr enttäuscht über unser Ergebnis und unsere Leistung in Frankfurt. Wir hatten in dieser Saison Spiele, in denen wir mehr Punkte verdient gehabt hätten, als wir geholt haben. Gegen Frankfurt sind wir unseren Ansprüchen allerdings in keiner Weise gerecht geworden. Wir werden zusammen mit Daniel Weber das Spiel intensiv aufarbeiten. Unsere Mannschaft ist jetzt gefordert beim Heimspiel gegen Bremen eine Reaktion zu zeigen. Es ist völlig klar, dass wir so eine Leistung wie in Frankfurt nicht mehr sehen wollen.”
Weber wird also zunächst weitermachen dürfen. Doch klar ist auch: Viele Argumente haben weder die Entscheider noch Weber. Vielmehr erinnert die Entwicklung mittlerweile immer mehr jener im Frühjahr 2023, als der über Monate sieglose FC von einem zunehmend ratlosen Trainer Sascha Glass betreut wurde, der schließlich nach einer Nullnummer in Potsdam freigestellt wurde.
Keller und Bender-Rummler müssen sich selbst hinterfragen
Pikant: Jener Sascha Glass, heute Sportdirektor beim VfB Stuttgart, war beim vergangenen Heimspiel des FC gegen Leverkusen geladener Gast am Geißbockheim, nach dem Spiel sogar im VIP-Bereich. Zu einer Rückkehr dürfte es freilich nicht kommen, dennoch könnte Potsdam auch in dieser Saison wieder das Schicksalsspiel für den 1. FC Köln werden.
Das Duell gegen den bislang punktlosen Tabellenletzten am 8. Dezember muss um jeden Preis gewonnen werden. Dafür scheinen am Geißbockheim jedoch größere Stellschrauben bewegt werden zu müssen. Nach dem Debakel in Frankfurt trauen nur noch die Wenigsten – Keller und Bender-Rummler zählen noch dazu – Daniel Weber den Turnaround zu. Aktuell scheint man auf ein profanes Weitermachen zu setzen, in der Hoffnung, gegen Potsdam zumindest so etwas wie den Klassenerhalt herbeiführen und dann im Winter personell den Kader verändern zu können.
Strukturelles Problem beim FC?
Wohl auch deswegen, um die eigenen Fehler nicht näher thematisieren zu müssen. Denn Sportchefin Bender-Rummler ist es einmal mehr nicht gelungen, einen Bundesliga-tauglichen Kader zusammenzustellen, während Sport-Geschäfsführer Keller an der Auswahl von Weber entscheidend mitwirkte. Vielmehr müsste man sich wohl der Wahrheit stellen, dass der FC – in der Frauen-Bundesliga nun schon im dritten Jahr in Folge auf dem absteigenden Ast – ein strukturell-qualitatives Problem hat.
Weber selbst konstatierte nach dem Peinlich-Auftritt in Frankfurt: “Leider haben wir in keinster Weise das auf den Platz gebracht, was wir wollten. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Heute war genau der Punkt, vor dem alle Angst haben, wenn du eine Niederlagen-Serie hast, dass du auch mal zusammenbrichst. Das ist heute passiert. Das Team ist, egal, was wir versucht und umgestellt haben, ein bisschen zusammengeklappt. Der Gegner hat sich dann auch in einen Rausch gespielt.” Ein Rausch, der am Geißbockheim noch für ziemliche Kopfschmerzen sorgen dürfte.
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