Der 1. FC Köln setzt auf seine Talente – und muss hart um sie kämpfen. Ob Jonas Urbig oder Tim Lemperle, die Geißböcke wissen, dass ihnen trotz Förderung die Besten durch die Finger rinnen könnten.
Es kommt wohl nicht von Ungefähr, dass der 1. FC Köln in diesem Sommer eine neue Politik der Kommunikation begonnen hat. Wenn der FC mit einem Spieler verlängert, wird die neue Vertragslaufzeit nicht mehr öffentlich bekannt gegeben. So auch geschehen am Dienstag, als mit Etienne Borie ein U19-Talent “langfristig” unterschrieb. Wie langfristig, ist noch nicht bekannt. Auch bei vier FC-Profis (Carstensen, Dietz, Huseinbasic, Kainz) ist offiziell nicht bestätigt, wie lange die neuen Verträge laufen.
Das hat einen einfachen Hintergrund: Der ewige Vertragspoker um Justin Diehl, vor allem auch in der Öffentlichkeit ausgetragen, hat dem FC geschadet. Auch in dieser Saison droht dies wieder. Zwar werden auch künftig Vertragslaufzeiten irgendwann bekannt werden, schließlich hat insbesondere die Spielerseite in der Regel ein Interesse durchsickern zu lassen, wenn ein Kicker bald ablösefrei auf dem Markt sein wird. Doch der FC will diese Information künftig so lange wie möglich geheim halten. Warum, zeigt ein Blick auf den Kampf um die Talente am Geißbockheim.
Vertrag bis 2025
Im Sommer 2025 laufen zahlreiche Verträge aus, nicht nur jene von Dejan Ljubicic oder Linton Maina. Der FC muss vor allem auch um seine Eigengewächse kämpfen – vorausgesetzt, der Club will es überhaupt. Tim Lemperle schießt sich gerade in die Notizbücher diverser Bundesligisten und wird nur schwer zu halten sein. Mit Mathias Olesen, Marvin Obuz und Meiko Wäschenbach kommen dagegen drei Talente nicht richtig in Fahrt. Was will der FC – und was wollen die Spieler?
Olesen und Obuz waren bereits ausgeliehen, stocken aber nun in der 2. Liga in ihrer Entwicklung. Wäschenbach wollte nicht verlängern und sich verleihen lassen, ist dafür nun komplett außen vor und verliert ein wichtiges Jahr ohne Spielpraxis. Denkbar, dass der FC am Ende alle drei Spieler verliert, weil alle drei nach mehr Spielzeit streben dürften – aber auch, weil der FC kaum bereit sein dürfte, sich allzu sehr zu strecken, um sie zu halten.
Vertrag bis 2026
Anders sieht das schon bei jenen Talenten aus, deren Verträge ein Jahr später auslaufen. Nicht nur mit Jan Thielmann und Eric Martel wird der FC verlängern wollen, sondern auch mit Max Finkgräfe, Damion Downs, Elias Bakatukanda, Neo Telle und – trotz Degradierung – Jonas Urbig. Letzterer dürfte daran aktuell allerdings kein Interesse mehr haben. Auch Finkgräfe, so ist zu hören, wunderte sich zuletzt, warum er von Gerhard Struber zwar gelobt, aber nicht eingesetzt wurde.
Downs hat dagegen bislang viel Einsatzzeit bekommen und gezeigt, dass er die 2. Liga für sich nutzen will. Nur kann es sich der FC wohl kaum erlauben, wie bei Lemperle mit einem auslaufenden Vertrag in die nächste Saison zu gehen. Gleiches gilt für Bakatukanda und Telle, bei denen es je nach personeller Konstellation in der Innenverteidigung schon im Januar oder spätestens im Sommer 2025 auf eine Verlängerung mit Leihe hinauslaufen könnte, um ihnen die Spielpraxis zu ermöglichen, die sie aktuell nicht bekommen. Einfach wird aber auch das nicht, denn für alle gilt: Für eine Verlängerung brauchen sie eine Perspektive beim FC, und diese muss ihnen glaubhaft aufgezeigt werden.
Vertrag bis 2027 oder länger
Nur bei Julian Pauli, Jaka Cuber Potocnik (beide bis 2027), Fayssal Harchaoui (bis 2028) und nun Etienne Borie (Laufzeit unbekannt) können die Geißböcke zumindest vorerst ruhig schlafen. Diese vier Talente aus dem erweiterten Profikader verfügen über Verträge, die sie länger an den FC binden und den Club nicht sofort unter Druck setzt. Allerdings ist auch klar: Sollte insbesondere Pauli so weiterspielen, wäre auch hier schon in 2025 eine Verlängerung vonnöten, um ihn anschließend ins Schaufenster stellen zu können.
Fazit
Warum sind die Vertragslaufzeiten überhaupt wichtig? Weil der FC nicht nur über Jahre mit seinen Talenten zusammenarbeiten will, sondern weil die Geißböcke ihren Plan darauf aufgebaut haben, künftig auch immer wieder Eigengewächse nach einer positiven Entwicklung für einen Millionenbetrag zu verkaufen. Der FC will und muss sich, möglichst auch international, wieder einen Namen auf dem Transfermarkt machen.
Und genau dafür kann es sich der FC nicht mehr leisten, ständig Eigengewächse ablösefrei ziehen zu lassen. Diehl zu verlieren, war ein herber Schlag. Lemperle zu verlieren, wäre der nächste. Urbig der Übernächste. Daher brauchen die Geißböcke lange (und möglichst unbekannte) Vertragslaufzeiten, um in guten Verhandlungspositionen zu sein. Aktuell ist der FC dies nur bei den wenigsten Talenten. Erst, wenn die Geißböcke insbesondere die 2026er Kandidaten langfristig binden, könnten die Pläne in die Tat umgesetzt werden.
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