Der 25. Dezember 2024 ist für Christian Keller der 1000. Tag als Sport-Geschäftsführer beim 1. FC Köln. Wie fällt das Zwischenfazit für den Sportchef an diesem Meilenstein aus?
Christian Keller erlebt 2024 ein zumindest schöneres Weihnachten als 2023. Zu seinem persönlichen Jubiläum beim 1. FC Köln – der erste Weihnachtstag markiert den Meilenstein von 1000 Tagen als Sportchef der Geißböcke – kann Keller durchatmen. Platz eins in der 2. Bundesliga, mehrere Transfers schon in der Pipeline: Da ist kurzfristig zumindest schon viel in die Wege geleitet.
“Die 1000 Tage sind wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass meine Schläfen immer grauer werden”, sagte Keller am Tag des 1:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern. “Dieses Weihnachten ist angenehmer als das letzte. Das war nicht schön, was in den Tagen vor Weihnachten 2023 geschehen ist. Nichts desto trotz liegen sehr viele Aufgaben vor uns, nicht nur, weil wir nicht in der Liga spielen, in der wir sein wollen. Deshalb halten wir den Ball flach.” Wie fällt das Zwischenfazit für Kellers Arbeit beim FC aus?
1. Sportliche Situation
Keller übernahm die Männer-Mannschaft des FC auf dem Weg nach Europa, nun steht die 2. Bundesliga. Der Absturz ist direkt mit seinem Namen verknüpft. Die Fehler des 46-Jährigen sind noch immer zu spüren. Immerhin: Der Kader scheint aktuell zumindest in der Spitze gut genug, um in die Bundesliga zurückkehren zu können. Der Auftrag für den Winter ist klar: Keller muss nachlegen, damit der Kader die nötige Breite hat, um tatsächlich in die Bundesliga zurückkehren zu können.
Das gilt auch für die Bundesliga-Frauen, nicht jedoch um aufzusteigen, sondern um endlich konkurrenzfähig zu sein. Dafür braucht es mal wieder einer Neubesetzung auf dem Trainerposten sowie mindestens zwei Transfers. Letztere wird es im Nachwuchs wohl nicht geben, eher werden Spieler abgegeben, besonders bei der U21. Erneut ist das NLZ ein Vorzeigebereich des FC, dieses Mal mit einer bärenstarken U17 und einer mental starken U19.
2. Strukturen
Keller hat mit Philipp Türoff und Markus Rejek neue Strukturen auf zahlreichen Ebenen geschaffen, die sich teilweise erst noch etablieren müssen. Die gesamte Geschäftsstelle, insbesondere der sportliche Bereiche, wurde umstrukturiert. Einige personelle Änderungen kamen intern nicht gut an, der FC trennte sich – immer wieder auch im Rechtsstreit – mit langjährigen und verdienten Mitarbeitern. Dass damit großes Wissen verloren ging, nahmen die Geschäftsführer in Kauf. Ob sich das rächen wird, wird sich erst noch zeigen müssen.
Die vieldiskutierte Spielidee ist eine der auffälligsten Veränderungen, die angestoßenen Umstellungen in Catering, Vermarktung und Geißbockheim sind Anzeichen dafür, dass nicht jeder Bereich auf Basis der aktuellen Bundesliga- oder Zweitliga-Tabelle bewertet werden kann. Für eine nachvollziehbare Wirkung dieser Maßnahmen benötigt es einen größeren Zeithorizont, der deutlich über 1000 Tage hinaus geht.
3. Finanzen
Zusammen mit Türoff stellte Keller die Finanzen des FC auf den Kopf. Im Mittelpunkt: die Einschnitte im Sport. Keller muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass der FC in einigen Verhandlungen der letzten zwei Jahre nicht konkurrenzfähig war, weil man die Sanierung über die Wettbewerbsfähigkeit stellte. Zwischenzeitlich glaubte der FC offenbar, dem Transfermarkt die Regeln vorgeben zu können – und fiel damit immer wieder auf die Nase. Inzwischen scheint man realisiert zu haben: Wenn der FC Bundesliga-Qualität verpflichten oder verlängern möchte, muss Bundesliga-Preise zahlen. Und die gibt nicht der FC vor, sondern der Markt.
Zwischenfazit
Keller hat in 1000 Tagen zahlreiche Veränderungen beim FC herbeigeführt. Viele tiefgreifende Veränderungen im strukturellen und finanziellen Bereich werden sich womöglich erst in den nächsten 1000 Tagen auszahlen oder zumindest zeigen. Sportlich aber unterschätzte Keller immer wieder die kurzfristigen Wirkungen seiner Maßnahmen.
Deswegen fällt das Zwischenfazit bis zum ersten großen Meilenstein mangelhaft aus. Der FC hat in den entscheidenden Bereichen der Männer und Frauen nicht die Leistungen erbracht, die nötig gewesen wären. Praktisch alle Ziele wurden deutlich verfehlt. Keller weiß: Er bekommt zu seinem Jubiläum noch einmal eine große Chance. Diese muss er nutzen, ansonsten dürfte es eng werden mit weiteren 1000 Tagen im Amt beim 1. FC Köln. Sollte er sie aber nutzen, könnte er sehr wohl miterleben, ob seine langfristig angelegten Maßnahmen im Laufe der nächsten Jahre greifen.
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