Nicht Torschütze Dejan Ljubicic, sondern der “furchtlose” Eric Martel ist nach dem Pokal-Achtelfinale als “Man of the Match” ausgezeichnet worden. Gerhard Struber erklärt, warum der U21-Nationalspieler für den 1. FC Köln so wichtig ist.
Im Normalfall sind Trainer bemüht, keinen ihrer Spieler für unersetzbar zu erklären. Was Gerhard Struber nach dem Pokal-Erfolg gegen Hertha BSC über Eric Martel sagte, klang allerdings sehr stark danach, als könne der 1. FC Köln auf absehbare Zeit nicht auf den Defensiv-Allrounder verzichten.
“Dass der eine oder andere in so einem Spiel ein bisschen mehr glänzt, liegt in der Natur der Sache”, erklärte der Österreicher am Mittwochabend, um dann festzuhalten: “Heute war es einmal mehr der Eric. Man muss schon sagen, wie wichtig er mittlerweile für uns ist.”
Loblied auf Martel
Im Verlauf der 120 Minuten hatte Martel drei verschiedene Rollen eingenommen und auf jeder einzelnen den gewohnten Mix aus Sicherheit und Siegeswille ausgestrahlt – erst auf seiner eigentlichen Stammposition im defensiven Mittelfeld, dann wie zuletzt üblich im Zentrum der Dreierkette und final schließlich als Innenverteidiger in der Viererkette. Er selbst kommentierte diesen Umstand ganz gelassen: “In den letzten Spielen musste ich auch schon flexibel sein, deswegen war ich darauf vorbereitet.”
Christian Keller wiederum lobte ähnlich wie Struber: “Eric hat ein überragendes Spiel gemacht.” Der im Sommer 2022 für etwas mehr als eine Million Euro von RB Leipzig gekommene Sechser war zweifelsohne der bis dato beste Transfer-Griff des Kölner Sportchefs. Womöglich trug auch die persönliche Verbindung der beiden, Keller kennt Martel noch aus Regensburger Nachwuchszeiten, dazu bei, dass der Kapitän der U21-Nationalmannschaft den FC nach dem Abstieg nicht verließ – trotz Ausstiegsklausel und vorhandener Angebote.
Sonst hätte Struber nun nicht derart ins Schwärmen geraten können: “Eric, der Furchtlose, geht überall dazwischen und bestreitet seine Zweikämpfe meistens auf eine Art und Weise, die auch beim Gegner etwas auslöst. Er ist so dominant und klar, hat Timing. Es ist auf einem spezielleren Niveau, wie er das im Moment bewerkstelligt.”
Der FC-Trainer sieht in dem 22-Jährigen allerdings nicht nur ein Zweikampfmonster. “Auch in seiner Passauswahl und -qualität ist er gereift und sehr verlässlich. Zudem lebt Eric – von seiner ganzen mentalen Ausprägung – der Mannschaft etwas vor, das sehr hilfreich ist, was das Gewinnen angeht. Er hat einfach eine Gewinner-DNA.”
Statistiken untermauern Strubers Worte
Und diese DNA, da ist Struber überzeugt, “kannst du einem Spieler nicht einbläuen, die hat Eric möglicherweise in die Wiege gelegt gekriegt”. Trainer-Vorgänger Timo Schultz hatte vergangene Saison Jeff Chabot als “heimlichen Chef” bezeichnet. Nun nimmt Martel, der nicht selten auch Ansprachen im Teamkreis hält, diese Rolle an der Seite von Kapitän Timo Hübers mehr und mehr ein. “Er investiert einfach alles, um Spiele zu gewinnen. Eric ist da ein richtiger Leader”, so Struber.
Untermauern lässt sich das Loblied des Österreichers mit Zahlen. Mit 344 Zweikämpfen hat Martel nach KSC-Stürmer Budu Zivzivadze die zweitmeisten Duelle der 2. Liga geführt. 192 davon entschied der Kölner für sich – das macht sogar Platz eins im Liga-Vergleich. Dabei weist er mit 55,8 Prozent eine ordentliche Quote auf. Martels Passquote wiederum, stolze 93 Prozent, toppen lediglich sechs Zweitliga-Akteure. Seine 167,54 gelaufenen Kilometer übertrifft einzig Düsseldorfs Isak Jóhannesson.
Bislang ist Martel (Vertrag bis 2026) der wohl konstanteste FC-Profi dieser Saison, einer der Top-Sechser im deutschen Unterhaus. Bei einem weiteren Kölner Zweitliga-Jahr wäre er gewiss kaum zu halten – zumal im kommenden Sommer die U21-Europameisterschaft wartet und der DFB-Kapitän einen der Mitfavoriten anführt, sich dementsprechend ins Schaufenster stellen kann.
Bis dahin gilt es für Martel allerdings auch, an noch vorhandenen Entwicklungsfeldern zu arbeiten. Bei aller Passsicherheit muss er mit seinen Zuspielen noch mehr Torgefahr erzeugen und auch selbst im gegnerischen Strafraum in Erscheinung treten – dass hatte sich der 1,88-Meter-Hüne vor der Saison fest vorgenommen. Bisher steht ein Treffer (beim 2:2 in Düsseldorf) und noch keine Vorlage in seiner Bilanz. Wobei klar sein dürfte: Andere Clubs würden sich erst recht um ihn reißen, sollte aus Eric, dem Furchtlosen, auch noch Eric, der Treffsichere, werden.
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