Schon wieder verliert der 1. FC Köln eines seiner größten Talente ablösefrei. Sport-Geschäftsführer Christian Keller muss jetzt handeln. Er ist gewarnt und darf nicht wieder zu lange warten. Der FC muss jetzt ein Zeichen setzen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Der 1. FC Köln klopft sich seit diesem Sommer auf die Schultern wie lange nicht mehr und feiert sich für die Förderung des eigenen Nachwuchses. Das Problem: Wenn der FC so weitermacht, sind von diesen Talenten die Besten bald nicht mehr da. Deshalb muss Christian Keller im Januar nicht nur externe Spieler verpflichten, sondern direkt zum Start in 2025 auch mehrere Verträge verlängern.
Denn Keller muss die Blutung stoppen. Wenn der FC-Sportchef nach Justin Diehl im Sommer 2024 und Tim Lemperle im Sommer 2025 auch nach der Saison 2025/26 wieder die Top-Talente ablösefrei verliert, ist alle Arbeit im Nachwuchs nichts wert. Denn Talentförderung funktioniert nur, wenn die Talente auch langfristige Verträge besitzen, damit sie sich nicht ablösefrei den nächsten Schritt aussuchen können und der FC leer ausgeht.
So darf es nicht weitergehen
Dabei ist die nächste Katastrophe ja schon wieder absehbar: Bei Jonas Urbig ist – Stand jetzt – alles verloren. Der Torhüter (Vertrag bis 2026) hat keinen Grund noch an eine Zukunft beim FC zu glauben. Die Verantwortlichen haben ihren Worten im Kampf um das Eigengewächs keine Taten folgen lassen. Und so wird der 21-Jährige den FC verlassen, entweder im Sommer 2025 für weniger Geld als erhofft oder 2026 ablösefrei. Die einzig verbliebene Hoffnung ist, dass Urbigs Liebe zum FC so groß ist, dass er den Club über seine eigenen Ambitionen stellt.
Diehl, Lemperle, Urbig – um diese so namhafte wie schmerzliche Liste nicht fortzusetzen, muss Keller deshalb sofort versuchen, mehrere Verträge zu verlängern. Ganz oben sollten die Namen Damion Downs und Max Finkgräfe stehen. Die beiden Eigengewächs sind die heißesten Eisen im FC-Kader mit Blick auf die Zukunft. Downs hat schon jetzt (nach Einsatzminuten) die bessere Torquote als Lemperle. Bei Finkgräfe betonten die Verantwortlichen hinter vorgehaltener Hand, dass ihm die Zukunft auf links gehört und Leart Pacarada (ebenfalls Vertrag bis 2026) nur eine Lösung auf Zeit ist.
Keller muss JETZT handeln
Zusammen mit Eric Martel und Jan Thielmann (auch ihre Verträge laufen 2026 aus) sind diese beiden FC-Eigengewächse das höchste Gut, welches Keller nun bewahren muss. Und ein Blick auf 2027 zeigt, dass auch Julian Pauli schon jetzt eine Gehaltserhöhung verdient hätte – in Verbindung mit einer weiteren Verlängerung. Der Sportchef muss beweisen, dass er in der Lage ist, diese Verhandlungen erfolgreich zu einem Ende zu führen. Denn der FC braucht nach dem Lemperle-Verlust nun dringend ein Zeichen nach innen und außen, dass der Club in der Lage ist, Top-Talente zu halten.
Und das frühzeitig. Der FC hatte bei Lemperle zu lange gezögert. Jetzt gilt es nicht mehr die Entwicklung der Spieler abzuwarten und erst im letzten Moment mit einem Vertragsangebot zu kommen, sondern rechtzeitig in die FC-Zukunft zu investieren. Natürlich nicht mit dem finanziellen Wahnsinn, mit dem die früheren Verantwortlichen damals bei Noah Katterbach agierten hatten. Aber so, dass diese Spieler eine Wertschätzung erfahren, die über die aktuellen Leistungen hinaus geht.
Der FC muss in die Zukunft investieren
Die FC-Führung muss nun beweisen, dass sie verstanden hat. Jede geplante Gehaltsstruktur sieht nur auf dem Papier schön aus. Bei Talenten aber führt sie ins Nichts. Einem 25-Jährigen, der schon mehrere Jahre auf Profi-Niveau gespielt hat, kann der FC auf Basis seines bisher Geleisteten ein marktgerechtes Angebot entsprechend der Kölner Gehaltsstruktur unterbreiten. Einem 19-Jährigen aber muss der FC das zahlen, was man in ihm sieht – und nicht das, was er im Nachwuchs oder in seiner ersten Profi-Saison geleistet hat.
Talente sind Investitionen in die Zukunft, und der Kampf um die Besten wird international mit harten Bandagen geführt. Dazu gehören auch entsprechende Gehälter, die in die Zukunft ausgerichtet sind. Diese Gehälter definiert nicht der FC, sondern der Markt. Wer sich zum Ziel setzt, in die Top Ten der Bundesliga vorzustoßen, der muss auch so handeln. Anders ausgedrückt: Ein Club muss bereit sein in seine Zukunft zu investieren. Sonst kann er nicht erwarten, dass ihm die Zukunft gehört.
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