fbpx

„Wunschvorstellung“ mit dem FC, aber Maina kann sich auch „anderes vorstellen“

Linton Maina im Trainingslager in Estepona. (Foto: GEISSBLOG)
Linton Maina im Trainingslager in Estepona. (Foto: GEISSBLOG)

Wettbewerbsübergreifend ist Linton Maina (vier Tore, neun Vorlagen) gemeinsam mit Tim Lemperle der Top-Scorer des 1. FC Köln. In Estepona sprach der offensive Leistungsträger mit dem GEISSBLOG über seinen auslaufenden Vertrag, das Achterbahn-Jahr 2024 und den Traum vom Aufstieg.

Das Interview führten Marc L. Merten und Martin Zenge

GEISSBLOG: Herr Maina, der 1. FC Köln bereitet sich hier in Estepona als Herbstmeister auf die zweite Saisonhälfte vor. Ist die Stimmung daher so gelöst?

Linton Maina: „Das trägt sicherlich einen großen Teil dazu bei. Wenn man Spiele gewinnt und so einen Lauf hat wie wir zuletzt, macht es immer mehr Spaß. Wobei ich sagen muss, dass die Stimmung, seitdem ich beim FC bin, in der Mannschaft immer gut war und ist.“

Dennoch dürfte die Tabellenführung nach solch einem Krisenjahr inklusive des Abstiegs aus der Bundesliga guttun.

„Absolut. Die letzte Saison war für uns alle blöd. Nicht nur für den Verein und die Stadt, sondern auch für uns Spieler. Vor Weihnachten habe ich noch mal überlegt, was im letzten Jahr alles passiert ist. Genau vor einem Jahr ist Baumi gegangen; dann ein neuer Trainer und der Abstieg. Jetzt stehen wir auf Platz eins – das ist schon krass. Das Jahr war für uns nicht einfach, aber so ein Ende erleichtert den Rückblick.“ 

„Für Offensivspieler war der Schritt schwierig“

In der 2. Liga hat der FC trotz des Rucksacks, von dem Gerhard Struber aufgrund des Abstiegs sprach, zunächst einen attraktiven Fußball gespielt, allerdings ohne die passenden Ergebnisse einzufahren. Wie haben Sie diese Phase erlebt?

„Auch wenn die Ergebnisse nicht gestimmt haben: Die ersten sieben, acht Spiele haben einfach Spaß gemacht. Wir haben die Gegner hergespielt. Das Problem war, dass der Ball nicht ins Tor gegangen ist und wir in letzter Sekunde unglückliche Gegentore kassiert haben. Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Bis heute können wir uns nicht erklären, wie wir in Düsseldorf oder gegen Magdeburg nicht gewinnen konnten – das war eigentlich nicht möglich.“

Wie gelang aus Ihrer Sicht die Wende?

„Ich habe mal davon gesprochen, dass wir ein bisschen gebraucht haben, um die Liga zu verstehen und anzukommen. Nach dem Paderborn-Spiel haben wir uns dann zusammengesetzt und ehrlich darüber geredet, dass das hier gerade nicht das ist, was wir uns vorgesellt haben, dass wir vielleicht auch mal ein bisschen unattraktiver spielen sollten – Hauptsache die Spiele gewinnen.“

Ich habe mit so vielen Jungs aus anderen Mannschaften gesprochen, die sagen: Am Ende steigt man so auf.

Linton Maina

Waren diese Gespräche der entscheidende Moment, um zurück in die Spur zu finden?

„Das weiß ich nicht, aber sie haben auf jeden Fall dazu beigetragen, dass jedem von uns klar geworden ist, worauf es in dieser Liga ankommt – was unser Ziel ist und was wir erreichen wollen. Das setzen wir jetzt gut um, auch wenn es vielleicht nicht immer gut und schön aussieht. Ich habe mit so vielen Jungs aus anderen Mannschaften gesprochen, die sagen: Am Ende steigt man so auf.“

Tut es als Offensivspieler dennoch ein wenig weh, das attraktive Spiel für den Erfolg zu opfern?

„Für uns Offensivspieler war der Schritt schon schwierig, wir sind vorne jetzt  einer weniger. Aber wenn man die Leute im Stadion fragt, ob sie in dieser Liga lieber attraktiven Fußball sehen oder aufsteigen wollen, glaube ich, dass die meisten aufsteigen wollen. Das wollen wir auch. Dann darf es für uns Offensivspieler auch mal frustrierend sein, dass wir im Vergleich zu Saisonbeginn weniger in unsere Aktionen kommen.“

Maina: „In dieser Stadt etwas Besonderes“

Sie spielen Ihre vierte Zweitliga-Saison – die erste mit dem FC, nach drei mit Hannover 96. Wie schätzen Sie das Niveau in dieser Saison ein?

„Es ist schon ein Riesen-Unterschied zur Bundesliga, meiner Meinung nach. In dieser Saison ist die 2. Liga extrem eng, wenn man sieht, wie knapp da oben alles ist, mit nur drei Punkten von Platz eins zu Platz sechs. Wenn wir alle das umsetzen, was wir wollen und können, bleiben wir da oben. Aber: In Hannover waren wir vermeintlich auch immer die beste Mannschaft der Liga und konnten das nicht mal im Ansatz umsetzen.“

Verspüren Sie persönlich gerade, da Ihnen der Aufstieg mit Hannover nie gelungen ist, jetzt den Drang, diesen Wunsch mit dem FC zu verwirklichen?

„Auf jeden Fall. Ich bin in meiner Karriere zweimal abgestiegen, habe gegen den Abstieg gespielt oder bin den Erwartungen – wie mit Hannover – komplett hinterhergelaufen. Deswegen ist es schön, auch mal so ein Ziel wie in dieser Saison zu haben, und dieses – Stand jetzt – auch ganz gut umzusetzen. Jeder hat Spaß, Spiele zu gewinnen und Erfolgserlebnisse zu haben, aber gerade in dieser Stadt ist das etwas ganz Besonderes.“

Ich bin mit Christian Keller im Austausch, wir reden viel. Ich habe ihm gesagt, dass ich Bundesliga spielen will – am liebsten hier beim 1. FC Köln.

Linton Maina

Hängt an der Rückkehr in die Bundesliga auch Ihre persönliche Zukunft? Ihr Vertag läuft zum 30. Juni 2025 aus.

„Darüber habe ich mir natürlich Gedanken gemacht. Ich bin mit Christian Keller im Austausch, wir reden viel. Ich habe ihm gesagt, dass ich Bundesliga spielen will – am liebsten hier beim 1. FC Köln, mit diesem Verein. Jetzt müssen wir gucken, wie es weitergeht. Ich fühle mich beim FC sehr, sehr wohl. Das heißt nicht, dass ich mir etwas anderes nicht vorstellen könnte, aber jetzt steht diese Saison erst mal komplett im Mittelpunkt.“

Dementsprechend werden Sie vor Ihrer Entscheidung noch abwarten, wie die nächsten Monate laufen?

„Ja, richtig. Christian und ich reden darüber. Er weiß, was ich denke und will. Jetzt warten wir die nächsten Wochen ab, und dann entscheiden wir. Ich habe wie gesagt eine klare Wunschvorstellung: Mit dem FC in der Bundesliga – das wäre schon schön.“

Seit dem 1. Januar dürfen Sie allerdings auch ganz offiziell mit anderen Clubs sprechen. Müssen Sie da mögliche Interessenten vertrösten, für den Fall, dass der Aufstieg mit dem FC doch nicht klappt?

„Ich habe bisher mit keinem Club gesprochen. Deswegen gibt es da nichts, was ich sagen könnte.“

Warum Maina im Mannschaftskreis spricht

Wie sehen Sie Ihre Rolle bei dieser Mission Wiederaufstieg? Es scheint, als würden Sie wesentlich mehr Verantwortung als in den letzten Jahren tragen.

„Schon zu Beginn der Saison habe ich gesagt, dass ich einer der wenigen bin, der die 2. Liga schon kennt. Selbst erfahrene Jungs wie Luca Waldschmidt oder Mark Uth hatten da noch nicht gespielt. Ich glaube, ich weiß die Liga ganz gut einzuschätzen – weiß, worauf es ankommt. Man sieht das ja auch diese Saison wieder, du kannst einfach auch überall verlieren. Ich probiere, der Mannschaft Mut mitzugeben, dass wir auf uns selbst bauen müssen, dass jeder das Vertrauen in sich selbst hat.“

Was bei uns echt cool ist: Es ist egal, ob du 19, 20 oder 39 bist. Jeder kann etwas sagen.

Linton Maina

Sehen Sie sich als Führungsspieler?

„Nicht unbedingt. Jeder weiß, dass er zu mir kommen kann, wenn er etwas hat. Genauso weiß ich, dass ich zu jedem anderen kommen kann. Ich bin in der Kabine kein Sprachrohr, der viel rumschreit. Ich probiere eher, auf dem Platz mit Aktionen voranzugehen, will meine Stärken einbringen und die Mannschaft so mitziehen. Insgesamt finde ich, dass wir in der Mannschaft ziemlich viele Führungsspieler haben. Was bei uns echt cool ist: Es ist egal, ob du 19, 20 oder 39 bist. Jeder kann etwas sagen, jeder sagt auch etwas und jeder hört auf den anderen.“

Nach den Spielen sind Sie aber definitiv ein Sprachrohr. Wie kam es, dass Sie nach Abpfiff die Ansprachen im Mannschaftskreis halten?

„In Berlin habe ich das zum ersten Mal gemacht. Wahrscheinlich durfte ich mal was sagen, weil wir in meiner Heimatstadt waren (lacht). Eine Woche später hat der Trainer gesagt, dass ich wieder sprechen soll. Inzwischen hat dieses Ritual seinen Lauf genommen und bringt uns offenbar Glück. Ich habe nichts dagegen, das weiter so zu machen.“

Sind das spontane Gedanken, die Sie im Teamkreis mitteilen, oder überlegen Sie sich schon vorher, was Sie sagen möchten?

„Das ist ziemlich spontan. Ich hoffe vor einem Spiel natürlich, dass wir gewinnen, aber ich gehe nicht davon aus und lege mir schon meine Worte zurecht.“

Was sind Ihre Wünsche für dieses Jahr?

„Auf jeden Fall der Aufstieg und verletzungsfrei für alle, das ist das Wichtigste. Dazu wünsche ich uns, dass wir weiterhin den Spaß haben und uns für den Einsatz belohnen – dass wir einfach eine coole Zeit haben.“

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

DISKUTIER MIT!

Willkommen im Kommentarbereich des GEISSBLOG!
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
9 Kommentare
Neueste
Älteste Meistbewertete
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
9
0
Diskutier mit & schreib einen Kommentar!x