Joel Schmied soll der zweite Neuzugang im Winter beim 1. FC Köln werden. Der Transfer aber hängt an den Ablöseforderungen des FC Sion. Die Verhandlungspartner sind höchst umstrittene Figuren in der internationalen Fußball-Branche.
In der Schweiz nennt man ihn nur „CC“. Sein Name: Christian Constantin. Seine Position: Präsident des FC Sion. Nicht erst seit kurzem, sondern seit inzwischen 22 Jahren. „CC“ ist nicht nur eine schillernde, sondern eine höchst umstrittene Figur im internationalen Fußball – und aktuell ist er der Verhandlungspartner des 1. FC Köln.
Es geht um Joel Schmied, den Innenverteidiger und Kapitän des Walliser Erstligisten in der Schweiz. Schmied ist 26 Jahre alt, seit dreieinhalb Jahren im Club, 1,88 Meter groß und nicht nur defensivstark, sondern auch mit einem offensivgefährlichen Kopfball ausgestattet. In 80 Erstliga-Spielen in seinem Heimatland erzielte der Schweizer bereits elf Tore. Der FC will ihn unbedingt verpflichten und ist sich mit dem gebürtigen Berner seit Wochen handelseinig. Was fehlt, ist die Einigung mit dem FC Sion.
Dort aber sitzen harte Verhandlungspartner am Tisch – allen voran Christian Constantin und sein Sohn, Barthélémy Constantin. „Barth“, wie er genannt wird, ist Sportdirektor. Mit dem Constantin-Duo muss der FC versuchen, eine Einigung herbeizuführen. Beim FC verhandelt Sportchef Christian Keller federführend, doch aktuell liegt man finanziell noch weit auseinander. Ob es zu einer Einigung kommen wird, ist offen.
Erst Double-Präsident, dann Skandal-Herrscher
„CC“ und sein Sohn sind umstrittene Figuren im Schweizerischen Fußball. Da ist zunächst einmal der Präsident. Der Sohn eines Bauunternehmers verdiente einst mit dem Verkauf von Immobilien ein Vermögen. Selbst war Constantin einst Torhüter bei Neuchatel Xamax und dem FC Lugano. 1992 wurde er dann im Alter von nur 35 Jahren erstmals Präsident des FC Sion und holte 1997 die Meisterschaft und den Schweizer Cup.
Trotzdem des Doubles war 1998 Schluss. Doch nur kurz. Denn 2002 kehrte Constantin als Präsident zurück – und herrscht seitdem mit harter Hand und teils zweifelhaften Methoden in dem Club. Er ist Vereinsboss und Hauptaktionär in einem. Alles unterliegt seinem Streben. CC ist Sion, Sion ist CC. Im Guten wie im Schlechten.
58 Cheftrainer in 22 Jahren
Von Letzterem hat CC bereits reichlich Gebrauch gemacht. Allein die sportliche Bilanz liest sich verheerend. In 22 Jahren unter seiner Führung verschliss Constantin sage und schreibe 58 Cheftrainer, darunter Uli Stielike, Gennaro Gattuso, Peter Zeidler und Murat Yakin. Nur vier Trainer hielten sich unter Constantin bislang länger als ein Jahr im Amt. Bizarr: Dreimal war es derselbe, heutige Trainer: Didier Tholot ist unter Constantin nun schon zum vierten Mal im Amt.
Aber auch Constantin selbst war sich nicht zu schade, bereits vier Mal selbst interimistisch an der Seitenlinie zu stehen, wenn nach einer weiteren Trainerentlassung nicht sofort ein Nachfolger parat stand. Doch das ist nur der sportliche Teil der Ära CC. 2004 wurde der heute 67-Jährige erstmals auffällig. Das Amtsgericht Luzern verurteilte ihn wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe, nachdem er einem Linienrichter in den Unterleib getreten hatte.
Tritte und Schläge für TV-Experten
Anderswo hätte diese Tat womöglich zu einem Berufsverbot oder zumindest zum Rücktritt geführt. Constantin aber sah sich wie so häufig in seiner Amtszeit als kriminalisiertes Opfer – und kämpfte dagegen mit allen Mitteln an. 2011 verpflichtete der Präsident trotz eines Transferverbots sechs Neuzugänge und setzte diese auch ein. Der Schweizer Verband zog dem FC Sion daraufhin 36 Punkte als Strafe ab. Wie durch ein Wunder hielten die Walliser trotzdem die Liga.
Ende 2017 folgte der nächste Skandal. Constantin schlug Rolf Fringer nieder, den einstigen Chefcoach des VfB Stuttgart. Dieser war zu diesem Zeitpunkt als TV-Experte tätig und musste sich Schlägen und Tritten des Sion-Präsidenten erwehren. Damit nicht genug: In diesem Zuge wurde auch CCs Sohn Barthélémy auffällig und beleidigte Fringer verbal derart, dass er anschließend für zehn Spiele gesperrt wurde.
Schmied wäre der erste Sion-Transfer
Und auch die Corona-Pandemie verlief nicht ohne Zwischenfälle. 2020 schickte er neun Spielern des Erstligisten eine fristlose Kündigung, da diese nicht innerhalb weniger Stunden ihr Einverständnis zur Kurzarbeit gegeben hatten. Immerhin drei dieser Kündigungen musste „CC“ kurze Zeit später wieder zurücknehmen. Das Schweizer Medium Tagesanzeiger nannte ihn den „Napoleon der Liga“.
Auch zwei einstige Spieler des 1. FC Köln erlebten CC in Aktion. Aleksandar Mitreski wurde entlassen, weil er angeblich nächtelang in Montreux im Casino gespielt haben sollt. Wilfried Sanou flüchtete nach nur einem Jahr in Sion erst nach Freiburg und später zum FC. Nur direkt wechselte noch nie ein Spieler des FC Sion zum 1. FC Köln. Joel Schmied soll der erste sein. Das Problem: die Ablösesumme. Der FC muss sich mit Sion einig werden.
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