Respekt vor dieser Willenskraft: Der 1. FC Köln hat sich nach dem emotionalen Aus im DFB-Pokal mit einer Kraftanstrengung im Liga-Alltag zurückgemeldet. Das 1:0 gegen Schalke war keineswegs selbstverständlich, sondern ein Ausdruck jener Qualität, die es zum Aufstieg braucht.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Nicht wenige Mannschaften haben Probleme damit, sich nach einem emotional aufreibenden und körperlich anstrengenden Highlight-Spiel unter der Woche wieder auf den Liga-Alltag am Wochenende einzulassen und zu konzentrieren. Der 1. FC Köln dagegen hat diesen Spagat geschafft. Ein Kraftakt, der alles andere als selbstverständlich war.
Wer hätte es den FC-Profis verdenken können, hätten sie der vertanen Chance auf das DFB-Pokal-Halbfinale so sehr nachgetrauert, dass ihnen die Körner gegen den FC Schalke 04 am Sonntag gefehlt hätten? Doch das Gegenteil war der Fall. Die Leistung gegen die Königsblauen war zwar nicht wirklich ansehnlich, aber sie hatte wieder alles, was den FC gerade auszeichnet.
Spieler „einfach leer“
Wenn auf diesen 1. FC Köln aktuell in einer Hinsicht Verlass ist, dann mit Blick auf Einsatz, Kampf- und Laufbereitschaft sowie mentale Stärke. Ein Beispiel: Eric Martel lief in Leverkusen in 120 Minuten fast 17 Kilometer – umso bitterer wird er den Geißböcken nach seiner Verletzung nun fehlen. Trotz des immensen Aufwands in Leverkusen lief der FC aber auch am Sonntag wieder mehr als der Gegner, einen Kilometer im Gesamten, dazu mehr Sprints.
Der unermüdliche FC, so könnte man die Geißböcke dieser Tage betiteln. Linton Maina war erneut mit fast 36 km/h unterwegs und lief so viel wie kein anderer Spieler auf dem Feld. Damion Downs musste nach 80 Minuten raus, „weil er einfach leer war“ (Gerhard Struber). Und Neo Telle reihte sich als Neuling mit einer konzentrierten und fast fehlerfreien Partie nahtlos ein, unterstützt von seinen Nebenleuten, die ihn für gute Aktionen feierten und am Ende mit dem Spielball als Dankeschön für seinen Einsatz belohnten.
28 von 33 möglichen Punkten geholt
Es gibt viele Hinweise darauf, dass es aktuell in der Mannschaft stimmt, jeder bereit ist für das Team zu arbeiten und alles auf dem Platz zu lassen. Das sieht spielerisch derzeit nicht immer schön aus, ist aber das entscheidende Mittel, das es in der 2. Bundesliga braucht, um Erfolg zu haben. Schön spielen, fragt man in Hamburg nach, ist nicht immer ein Garant für den Erfolg. Kampf und Mentalität hingegen sind unerlässliche Qualitäten, und diese bringt der FC seit Monaten auch in den schwierigsten Momenten aufs Feld.
Diese Willenskraft nötigt auch den Gegnern Respekt ab. Das klang bei den Schalkern am Sonntag durch, das war auch schon in den Vorwochen in Braunschweig und gegen Elversberg zu hören. Die 2. Liga weiß: Der FC ist nicht nur individuell stark besetzt, sondern derzeit auch eine der am härtesten arbeitenden Mannschaften. Eine Kombination, die zu 28 von 33 möglichen Punkten in den letzten elf Spielen geführt hat. Das ist aufstiegsreif.
FC muss dieses Niveau halten
Und trotzdem: Der FC muss diese Arbeit aufrecht erhalten. Trainer Gerhard Struber weiß, dass der Einsatz seiner Spieler keine Selbstverständlichkeit ist. Der Österreicher muss seine Mannschaft Woche für Woche darauf vorbereiten. Aktuell gelingt dies, doch der FC wird dieses Niveau noch drei Monate halten müssen. Dann könnte es klappen mit dem großen Ziel. Mit nun 40 Punkten ist man dem Traum der Bundesliga-Rückkehr wieder etwas näher gerückt.
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