Viel Trainer-Lob: Trotzdem großer Frust nach deutlichen Worten

Jan Thielmann schiebt beim 1. FC Köln Frust. Der 22-Jährige kommt nicht zum Zug und hängt hinter Jusuf Gazibegovic fest. Dabei sieht sich der Offensivspieler auf einer anderen Position – wird dort aber offenbar weiterhin nicht als Option von Trainer Gerhard Struber wahrgenommen.

Einst war Jan Thielmann ein Flügelstürmer. In jedem Fall ein Angreifer. Inzwischen führt selbst Transfermarkt.de den 22-Jährigen als „Rechtsverteidiger“. Dass er dies nicht ist und auch nicht sein will, ist bekannt. Doch beim 1. FC Köln kommt Thielmann nicht über die Rolle des Rechtsverteidigers respektive rechten Schienenspielers hinaus.

Auch nicht, seit Jusuf Gazibegovic in Köln ist. Eigentlich sollte die Ankunft des Winter-Neuzugangs den Weg für Thielmann in die Offensive wieder frei machen. „Das ist das, was ich möchte: vorne spielen, Tore vorbereiten und selbst welche schießen“, sagte Thielmann im Januar im kicker-Interview. „Vorne rechts fühle ich mich am wohlsten.“

Deutliche Worte von Thielmann, der auch sagte: „Eigentlich habe ich immer offensiv gespielt. Für mich ging es ums Toreschießen, nicht ums Verteidigen. Natürlich gehört beides auch zusammen, aber für mich war immer klar, dass diese Position keine Lösung für die Ewigkeit ist.“ Doch sieben Wochen später hat sich für den Offensivspieler nicht viel verändert. Im Gegenteil.

In den ersten vier Ligaspielen des neuen Jahres war Thielmann nur Joker, in Magdeburg durfte er dann von Beginn an ran und machte es ordentlich – ehe er beim Stand von 0:0 ausgewechselt wurde und das Spiel mit 0:3 verloren ging. Gegen Leverkusen im DFB-Pokal-Krimi machte es Thielmann stark und verließ beim Stand von 2:1 in der dritten Minute der Nachspielzeit für Gazibegovic das Feld. Dann musste er zusehen, wie das Spiel doch noch verloren ging.

Beste Position gibt es bei Struber nicht

Keine einfache Situation für Thielmann, der weiterhin keine Option ist, wenn im Angriff mal eine Alternative gebraucht wird. Ähnlich wie Linton Maina könnte das schnelle Kölner Eigengewächs eigentlich für viel Tempo sorgen, Maina auf links, Thielmann auf rechts. Doch dafür müsste Trainer Gerhard Struber aus einem 3-4-1-2 ein 3-4-3 ohne Zehner und dafür mit zwei Flügelstürmern machen. Und selbst wenn Struber dies bislang mal situativ tat, spielte Thielmann nicht dort, wo er sich am besten sieht.

„Das Gute an Jan ist, dass er vielseitig ist und auf mehreren Positionen eingesetzt werden kann“, sagte Struber an Weiberfastnacht auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC zwar. Doch der Österreicher scheint Thielmann nicht als Stürmer zu sehen. „Er lebt das Spiel mit einer hohen Intensität. Das ist für uns sehr fruchtbar. Er kann den offensiveren Part übernehmen.“ Aber dies offenbar, wenn überhaupt, als Einwechselspieler. „In dieser Joker-Position als Flügel gibt es viele Anforderungen, denen er gerecht werden kann.“

Thielmann muss sich weiter gedulden

Es klang nach einer ausweichenden Antwort, einem Versuch, die Frage zu umschiffen, um dem Spieler nicht die Tür nicht komplett vor der Nase zuzuschlagen und um ihn bei Laune zu halten. Diese Laune aber vergeht Thielmann inzwischen etwas. Schon länger ist zu hören, dass der 22-Jährige mit seiner Rolle unzufrieden ist. Noch sieht die sportliche Leitung keinen Anlass, daran etwas zu ändern, obwohl Thielmann bekanntlich eine andere Komponente ins Kölner Offensivspiel einbringen könnte.

„Er ist in mehrerer Hinsicht ein ganz wichtiger Spieler“, sagte Struber zwar. Zunächst aber dürfte es dabei bleiben, dass Thielmann sich mit der Joker-Rolle hinter Gazibegovic wird zufrieden geben müssen. Keine einfache Situation, zumal der Bosnier gegen Düsseldorf nun erstmals zeigen konnte, was in ihm steckt. Chancen von Anfang an ergeben sich für Thielmann dadurch nur noch weniger.