Der 1. FC Köln kann es nicht lassen – und das ist gut so. Einmal mehr wirbt der FC für die Demokratie, in dieser Woche für die aktive Teilnahme an der Bundestagswahl am Sonntag. Nur die Rechtspopulisten krakeelen – wie immer, wenn man sie getroffen hat.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Am Sonntag habe ich was vor. Ich gehe wählen. Das ist an diesem Tag meine wichtigste Aufgabe. Ja, anschließend werde ich auch ins RheinEnergieStadion fahren und über das Spiel des 1. FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf berichten. Wichtiger als meine Stimme bei der Bundestagswahl 2025 ist dieses Spiel jedoch nicht. Wählen ist ein Privileg, und für mich gehört auch dazu, dass ich vor Ort meine Stimme abgebe.
Natürlich würde auch die Briefwahl gehen, das ist jedem selbst überlassen. Für mich gehört es aber dazu, wenn möglich, meine Kreuzchen am Wahltag selbst zu machen im Wahllokal meines Bezirks in Bonn. Das nennt sich Demokratie, und die kann man am besten schützen, indem man mitmacht. Und Wählen ist das grundsätzlichste Mitmachen in einer Demokratie. Das Fundament. Denn jede Stimme zählt.
Geht bitte wählen, damit ich hier in Deutschland bleiben darf
Mathias Olesen
Daher fühle ich mich vom 1. FC Köln abgeholt, wenn der Club in dieser Woche immer wieder zur Wahl aufruft. Noch mehr fühle ich mich mitgenommen, wenn es dabei noch einen kleinen Seitenhieb in Richtung jener blau-braunen Suppe gibt, die unsere Demokratie von innen heraus zerstören will. Daher habe ich Mathias Olesen in dieser Woche so gefeiert wie zuletzt nur bei seinem Tor zum 3:2-Sieg im DFB-Pokal in Sandhausen.
„Ich kann nicht in Deutschland wählen, aber geht bitte wählen, damit ich hier in Deutschland bleiben darf“, sagte der luxemburgische Facharbeiter mit einem Augenzwinkern in einem FC-Video. Was darauf folgte, war so vorhersehbar wie peinlich. Vor allem Julian Reichelt, der einstige Chefredakteur der Bild, heute Chef des Portals Nius. Zur Einordnung: Wer die Bild für politisch einseitig-rechtskonservativ hält, der muss bei Nius noch einige Galaxien weiter rechtsaußen suchen. Und so überraschte es nicht, dass Reichelt geifernd via X schimpfte, dass sich der FC „an links-grüner Angstpropaganda“ beteilige, „bewusste Irreführung“ betreibe und zur „Verdummung der eigenen Anhänger“ beitrage.
Mit Angstpropaganda kennt Reichelt sich aus
Nun sei darauf verwiesen, dass sich Reichelt mit „Angstpropaganda“, mit „bewusster Irreführung“ und mit der „Verdummung der eigenen Anhänger“ sehr gut auskennen muss. Denn genau darin scheint Reichelt ein Meister seines höchst fragwürdigen Fachs zu sein. Ein Mann, der selbst international inzwischen als „rechtspopulistischer Untergangsprediger“ (Der Standard) wahrgenommen wird, dem landesweit unterstellt wird, der deutsche Tucker Carlson (Fox News) zu sein und dessen Inhalte selbst vom verschwörungsideologischen Spektrum bis hin zur rechtsradikalen Zeitschrift Compact geteilt werden.
Geht wählen!
Wenn der 1. FC Köln es schafft, mit einem Zitat des lieben und sympathischen Mathias Olesen für Stresspusteln bei Julian Reichelt zu sorgen, hat der Club alles richtig gemacht. Und gezeigt, wie wichtig die Wahl am Sonntag ist, wie wichtig der Kampf für unsere Demokratie ist, wie wichtig es ist, sich Populisten, Hasspredigern und Schwurblern entgegen zu stellen. Daher: Geht am Sonntag wählen! Danach könnt Ihr dem FC mit gutem Gewissen die Daumen drücken, dass Olesen die Geißböcke wieder zum Sieg schießt.
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