Der 1. FC Köln ist im DFB-Pokal gescheitert, hat seine Fans aber stolz gemacht. Der Auftritt bei Bayer Leverkusen war alles, was sich die Anhänger hätten wünschen können – abgesehen vom Ergebnis. Dieses Spiel hat wieder Lust auf echten Erfolg gemacht.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Als in der Nachspielzeit zum zweiten Mal eine Leverkusener Flanke hinter das Tor von Marvin Schwäbe gesegelt war, schien es fast geschafft. Noch etwas mehr als zwei Minuten dieser ewig langen Nachspielzeit waren zu spielen, aber das musste doch nun irgendwie reichen. Irgendwie. Doch dann kam Patrik Schick.
Es war ein Spiel, das der 1. FC Köln im Vorfeld eigentlich nicht hatte gewinnen können. Bayer hat in dieser Saison erst drei Pflichtspiele verloren – gegen Leipzig, Liverpool und Atletico Madrid. Die Werkself nervt, Xabi Alonso nervt, Florian Wirtz nervt, die Grimaldos, Schicks, Bonifaces und vor allem Xhakas dieser Bayer-Welt nerven. Doch Damion Downs und Linton Maina ließen den FC träumen.
„Nicht Magic“, sondern ein fast perfekter Plan
Beim 1:0 schien es noch unwirklich, wie ein Glückstor, welches am Ende keine Rolle spielen würde. Doch das 2:0 ließ reale, echte Hoffnung aufsteigen. Die Sensation war möglich. Zum Greifen nah. Der FC hatte den fast perfekten Plan gefunden, das war „nicht Magic“, wie Gerhard Struber es nannte, es war ein „Schulterschluss“. Die gemeinsame Bereitschaft, den Erzrivalen mit allem und überall zu bekämpfen, um am Ende siegreich zu sein.
Der Zweitligist 1. FC Köln schaffte am Mittwoch, was bis auf Leipzig in dieser Saison in Deutschland keinem anderen Team bislang gelungen ist: die Leverkusener bis in die Nachspielzeit an den Rande einer Niederlage zu bringen. Mit einer Leistung, die kein Glück war, sondern harte Arbeit, mit Toren, die kein Zufall waren, sondern vorher besprochen, mit Spielern, die an ihr Limit gingen. Dass es am Ende doch nicht reichte, zerriss Spielern, Trainern und Fans das Herz.
Spieler, Trainer und Fans konnten stolz sein
Kann sich der FC davon etwas kaufen? Nein. Aber der FC hat genau das erreicht, was zu dieser Leistung geführt hatte: dass alle noch enger zusammengerückt sind. Innerhalb der Mannschaft, aber auch mit den Fans. „Man kann schon fast von Liebe sprechen“, sagte Struber nach der Partie. Die Spieler konnten trotz der Niederlage stolz sein. Das Trainerteam konnte trotz der Niederlage stolz sein. Und auch die Fans konnten trotz der Niederlage auf ihre Mannschaft, auf ihren Club stolz sein.
Spieler, Trainer und Fans hatten an diesem Abend wieder träumen dürfen. Von einem Halbfinale, vielleicht sogar schon waghalsig von einem Finale. Von einem Prestigeerfolg über einen Erzrivalen, dem der Erfolg seit anderthalb Jahren aus allen Körperöffnungen strömt, sodass Dominique Heintz mit seinen deutlichen Worten hinterher goldrichtig lag. Beinahe, beinahe hätte der FC den Leverkusenern die Arroganz aus dem Gesicht gewischt. So wischte sich Bayer am Ende den Angstschweiß von der Stirn in purer Erleichterung.
Mit diesem Schulterschluss zum Aufstieg
Der FC muss dieses Spiel nun hinter sich lassen – und gleichzeitig sich dieses Gefühls erinnern, wie es ist, alles zu opfern, um auch Unmögliches möglich zu machen. Alle wollen am Ende der Saison zurück in die Bundesliga, wollen den Aufstieg feiern, wollen wieder an der großen Fußballbühne schnuppern. Dafür hat das Spiel bei Bayer eine Blaupause geliefert. Wenn die Geißböcke in den verbliebenen 14 Zweitliga-Spielen diese Energie, diesen Schulterschluss bestätigen, dann wird niemand den FC am Aufstieg hindern können.
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