„Emotionale Explosion!“ Struber baff, Keller hakt ab – so feiert der FC beim Zoch

Die Truppe des 1. FC Köln vor dem Start des Rosenmontagszugs. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)
Die Truppe des 1. FC Köln vor dem Start des Rosenmontagszugs. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)

Eine Stadt im Ausnahmezustand – und der 1. FC Köln mittendrin. Köln feiert Rosenmontag, feiert auch seinen FC trotz der jüngsten Sieglos-Serie. Können die Geißböcke diese „emotionale Explosion“ aus dem Karneval mit den Aufstiegskampf nehmen?

Die Stimmungslagen hätten unterschiedlicher nicht sein können: Samstagabend bedröppelte Mienen und Enttäuschung pur nach der 0:1-Pleite im Karlsruher Wildpark, gut eineinhalb Tage später strahlende Gesichter und beste Laune im jecken Treiben. Der 1. FC Köln lässt sich den Rosenmontag von den sportlich ernüchternden letzten Wochen mit nur einem Punkt aus drei Partien nicht verderben – lässt sich stattdessen feiern, um mit neuer Euphorie in die letzten zehn Duelle zu gehen.

„Unsere Spiellaune ist nicht gut, wir sind unter unseren Möglichkeiten geblieben – deutlich“, sagte Geschäftsführer Christian Keller am Montagnachmittag und erteilte sogleich die Feiererlaubnis: „Wichtig ist die Fähigkeit, Dinge abzuhaken. Heute ist ein freier Tag für die Spieler und fürs Trainerteam, da sollen alle hier mitmachen.“

„Haben als Karnevalsverein eine Verantwortung“

Gesagt, getan. Die Geißböcke antworten mit Alaaf auf die Alarmstimmung, die Tabellenplatz fünf vermittelt. Gegen 13.40 Uhr setzte sich der FC-Bus mit der baumgartschen Nummer 72 als einer der letzten Zoch-Wagen in Bewegung, um gewiss atemberaubende 7,5 Kilometer durch die Stadt zu ziehen – vorbei an frenetischen Jecken, die zu Hunderttausenden gekommen waren.

Die für den Wagen Auserwählten – Dominique Heintz, Leart Pacarada und Luca Waldschmidt aus dem Zweitliga-Team, Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler, Vize-Präsident Carsten Wettich, Athletik-Coach Tillmann Bockhorst, Frauen-Trainerin Britta Carlson sowie die Spielerinnen Ada Achcinska und Laura Donhauser – strahlten mit der Sonne um die Wette, geizten nicht mit Kamelle.

„Natürlich würde es noch mehr Spaß machen, wenn wir am Wochenende gewonnen hätten, aber auch als eingetragener Karnevalsverein haben wir eine Verantwortung“, erklärte Kessler kurz vor dem Start am Mittag und unterstützte Kellers Feierbefehl vollends: „Alle haben es sich verdient, Karneval zu feiern. Und wenn ich zum blauen Himmel schaue, dann scheint es da oben jemanden zu geben, der das genauso sieht. Wir versuchen heute mal einen Tag nicht an Fußball zu denken.“

Dieses Motto galt auch für die FC-Tribüne am Heumarkt, wo viele Profis, Sportboss Keller, Finanzchef Philipp Türoff, Präsident Werner Wolf, Vize Eckhard Sauren, Ex-Kapitän Jonas Hector und natürlich auch Karnevals-Debütant Gerhard Struber schunkelten.

Struber hat „richtig Spaß“ und genießt

„Ich weiß nicht, welches Wort es beschreiben würde, aber es ist wirklich eine emotionale Explosion, die hier vonstattengeht“, zeigte sich der Trainer von seinem ersten Rosenmontag überwältigt und fast schon sprachlos: „In der totalen Extreme kenne ich das nicht. Wir feiern den Fasching auch in Österreich, aber das hier ist Karneval. Jeder ist mit unglaublicher Hingabe dabei. Das macht richtig Spaß, ich kann es genießen.“

Als Chefcoach hätte Struber eigentlich auf dem FC-Wagen mitfahren können – verzichtete aber freiwillig. „Jeder Platz auf dem Wagen ist etwas ganz Besonderes. Ich habe mir gedacht: Natürlich will ich auch gerne drauf und ich hoffe, dass die Zeit irgendwann ergibt, dass ich mal auf dem Wagen bin“, erklärte der 48-Jährige, der jedoch das Gefühl hatte, „jetzt soll einer mehr von meinen Spielern drauf. Der genießt das vielleicht noch mehr und ich kann den Wagen hier mit meinem gesamten Staff erwarten.“

Für mich ist das ein absolutes Privileg, Rosenmontag in Köln ist etwas Besonderes.

Thomas Kessler

So ganz auf ging der Plan nicht. Denn Lizenzbereich-Leiter Kessler, als Profi schon mehrfach dabei, war der Nutznießer von Strubers Verzicht. Der Ex-Torhüter selbst verriet: „Seit dem letzten Mal müssten acht Jahre vergangenen sein. Dadurch, dass sich Gerhard das Treiben lieber von der Tribüne aus anschaut, habe ich heute seinen Platz übernommen. Für mich ist das ein absolutes Privileg, Rosenmontag in Köln ist etwas Besonderes.“

Kessler: „Haben weiter alles in der eigenen Hand“

Da stimmte Christian Keller, der seinen dritten Karneval als FC-Verantwortlicher erlebt, auf der Tribüne zu. „Das ist ein faszinierender Anlass. Wenn ich die Menschen hier sehe, es sind wieder Hunderttausende an den Straßen. Die Wagen der Gesellschaften sind cool, die Leute sind cool. Das ist schon etwas Besonderes“, genoss der Sportboss die Ablenkung von der Liga an der Seite von Struber, der als Neuling offenbar keine große Hilfe benötigte. „Auf der Tribüne kann er nicht viel falsch machen, da muss er klatschen, schunkeln und mitsingen – das kann er gut“, schmunzelte Keller.

Ab Dienstagvormittag, wenn 10.30 Uhr die Vorbereitung auf Ulm beginnt, gilt es für alle Beteiligten, die Ekstase aus dem Karneval mit auf den Rasen zu nehmen, daraus Auftrieb für das enge Rennen um die Bundesliga-Rückkehr zu generieren. „Wir haben weiter alles in der eigenen Hand“, gab sich Kessler beim Zoch kämpferisch. Rosenmontag soll für den FC und Köln in diesem Jahr nicht der letzte Anlass für große Feierlichkeiten bleiben.

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