Der 1. FC Köln ärgert sich seit vielen Jahren über die Parallel-Ansetzungen von Profis und U21. Entsprechend haben die Verantwortlichen gemeinsam mit anderen Clubs ein Positionspapier eingereicht – mit bislang wenig Erfolg.
Wenn die Profis des 1. FC Köln am Freitagabend um 18.30 Uhr bei der SpVgg Greuther Fürth antreten, wird sich die U21 im heimischen Franz-Kremer-Stadion gerade auf ihr Heimspiel gegen den Wuppertaler SV vorbereiten. Das Duell in der Regionalliga West wird eine Stunde später angepfiffen als die Zweitliga-Partie in Franken.
Im bisherigen Saisonverlauf gab es überhaupt nur fünf Spieltage, an denen die Mannschaften von Gerhard Struber und Evangelos Sbonias nicht am selben Tag gespielt haben. Bis zum Ende der Spielzeit werden dabei auch nur noch zwei weitere Spiele hinzukommen. Am 25. April spielt die U21 zuhause gegen die Sportfreunde Lotte, während die Profis erst zwei Tage später am Sonntag bei Hannover 96 antreten. Und da am letzten Spieltag sowohl in der Regionalliga (samstags) als auch in der 2. Liga (sonntags) alle Partien parallel ausgetragen werden, kann es hier für den FC nicht zu einer Parallel-Ansetzung kommen.
„Schwerer Schlag in der Talententwicklung“
Den 1. FC Köln beschäftigt diese Thematik schon länger. Ein ärgerlicher Grund ist dabei nicht nur, dass viele Fans nicht die Möglichkeit haben, sich zusätzlich zu den Profis auch die Spiele der U21 anzuschauen und es den Nachwuchsspielern dabei an lautstarker Unterstützung und Profi-Atmosphäre fehlt. Noch viel wichtiger ist aus Sicht des Vereins jedoch eine gebremste Entwicklung der Talente.
„Damit wird in Kauf genommen, dass unsere Talente 90 Minuten bei den Profis auf der Bank sitzen, weil sie dort als Back-up gebraucht werden, so aber am selben Wochenende keine 90 Minuten Regionalliga spielen können, weil die U21-Partie zeitgleich stattfindet“, sagte Bereichsleiter Nachwuchsfußball Lukas Berg gegenüber dem GEISSBLOG.
Für den FC seien die pauschalen Parallel-Ansetzungen dabei „ein schwerer Schlag in der Talententwicklung“ und ein „Eingriff von einer Drittpartei in den Wettbewerb.“ Grund für die parallelen Begegnung sind dabei Sicherheitsbedenken von Behörden. Größere Fangruppierungen könnten an Bahnhöfen oder auf dem Weg zu den Stadien aneinandergeraten.
Potocnik verpasste acht Spiele
„Wir nehmen die Sicherheit sehr ernst und argumentieren bei besonderen Konstellationen auch nicht dagegen“, meinte Berg. „Aber“, so der Akademie-Chef weiter, „wenn unsere U21 beispielsweise auswärts in Gütersloh spielt, kann es nicht sein, dass das Spiel parallel zur Profimannschaft gelegt wird.“ Dies sei unter anderem auch einer der Gründe, warum im Ausland die Durchlässigkeit aus dem Nachwuchs zu den Profis größer sei als in Deutschland. Immerhin betrifft das Problem nicht nur den 1. FC Köln, sondern praktisch jede Zweitvertretung in den Regionalligen.
„Wenn es daran scheitert, dass wir keine Sicherheit herstellen können, wenn wir nicht parallel spielen, können wir das nicht nachvollziehen. In dem Alter ist Spielzeit einfach das Wichtigste, und das wird den Jungs genommen. Teilweise kommen Spieler über Wochen nicht in Pflichtspielen zum Einsatz“, ärgerte sich Berg. Beim FC verpasste beispielsweise Jaka Cuber Potocnik acht U21-Spiele, in denen er vermutlich in der Startelf gestanden hätte, um eine Kader-Lücke bei den Profis zu füllen, ohne jedoch zum Einsatz zu kommen.
Erst keine, dann unbefriedigende Rückmeldung
Um das Problem anzugehen, hat sich der 1. FC Köln bereits vor zwei Jahren mit anderen U21-Mannschaft, die noch über eine Lizenzmannschaft verfügen, zusammengeschlossen „und unsere Meinung durch ein Positionspapier platziert“, berichtete der FC-Verantwortliche. Lange Zeit gab es darauf jedoch keine Rückmeldung. Erst auf Nachfrage habe der FC dann die Antwort erhalten, „dass es besprochen würde und die Bedenken bekannt seien.“
Eine wohl mehr als unbefriedigende Rückmeldung, zumal dem 1. FC Köln das in dieser Saison ohnehin nicht mehr helfen wird. Ob es zur neuen Spielzeit zu einem Umdenken kommen wird, darf angesichts des nun schon lange bekannten Problems zumindest bezweifelt werden. Entsprechend macht Lukas Berg noch einmal deutlich: „Aus der sportlichen Perspektive muss hier dringend etwas passieren.“
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