Ist der 1. FC Köln ausrechenbar geworden? Nein. Die Niederlagen gegen Stuttgart und Wolfsburg waren die Folge gescheiterter Experimente. Es zeigt: Die Mannschaft braucht, was sie kennt.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Steffen Baumgart ist nicht unfehlbar. Das hat der Trainer des 1. FC Köln schon häufiger eingestanden, wenn seine taktischen Maßnahmen nicht gegriffen haben. Es macht ihn sympathisch, menschlich. Auch deshalb ist er ein Mann für die Fans, ein Typ, der für die Wurzeln seines Sports steht.
Baumgart weiß in der Regel sehr gut, was seine Mannschaft braucht. Er bringt seine Spieler zusammen, festigt sie als Gemeinschaft, lässt sie einfachen, verständlichen, emotionalen und damit einen Fußball spielen, den Fußballer gerne spielen, für den sie sich gerne die Seele aus dem Leib rennen.
Experimente gehen schief
Das bedeutet nicht, dass die Mannschaft einfach ausrechenbar ist. Im Gegenteil: Es macht den 1. FC Köln stark, dass der Gegner sehr genau weiß, was der FC vor hat, und doch nur schwer zu knacken ist. Weil die Grundlagen stimmen, weil Baumgart mit seiner Mannschaft nicht vom Weg abweicht.
Zu diesem Weg gehört natürlich auch eine taktische Weiterentwicklung. Doch die Saison 2022/23 zeigt, dass der Kader noch nicht gut genug ist für taktische Experimente. Ellyes Skhiri gehört nicht auf die Zehn. Davie Selke und Steffen Tigges gehören in ihrer aktuellen Verfassung – zumindest noch nicht – gemeinsam in die Startelf. Zumindest nicht, wenn dahinter Mathias Olesen auf der Zehn spielt, der in die Rolle hineinwachsen soll, aber noch nicht soweit ist.
Baumgart hat es trotzdem ausprobiert. Der FC-Trainer hatte sich dabei etwas gedacht, doch in beiden Fällen haben die Umstellungen zum Gegenteil dessen geführt, was der 51-Jährige bezweckt hatte. In Stuttgart raubte die Umstellung den zuvor so starken Skhiri und Martel ihrer Stärken. Gegen Wolfsburg konnten sich weder Selke noch Tigges durchsetzen, dahinter konnte Olesen nicht zeigen, dass er auf engem Raum offensiv Lösungen hat.
Die Zeit ist gekommen, zu Bewährtem zurückzukehren
So blieb der FC zwei Spiele in Folge blass und weitgehend ungefährlich. Zwei Spiele, die gezeigt haben: Der 1. FC Köln sollte wie ein Schuster agieren, und der bleibt bekanntlich bei seinen Leisten. Machen, was man kennt, was man mag, was sich bewährt hat. Nach fünf Spielen ohne Niederlage in zwei bewährten Systemen sind die Experimente gescheitert (auch wenn Baumgart das Wort “Experimente” nicht mag). Es ist Zeit, zum Bewährten zurückzukehren.
Skhiri und Martel sind Sechser, entweder als Doppel oder alleine. Olesen hat seine besten Spiele im FC-Nachwuchs ebenfalls auf dieser Position gemacht. Selke und Tigges müssen erst einmal ihre Form finden. In ihrer aktuellen Verfassung brauchen sie quirlige Nebenleute, die auf die zweiten Bälle gehen, die im Zweifel treffen können, wenn es die Mittelstürmer nicht tun. Und wenn jetzt auch noch ein, zwei Kranke und Verletzte wiederkehren, hat Baumgart auch das Personal, wieder auf Bewährtes und bewährte Kräfte zurückzugreifen.
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