Der 1. FC Köln hat bei Union Berlin zwar einen wichtigen Punkt geholt, aber erneut kein Tor geschossen. Insbesondere die Torungefährlichkeit der Mittelstürmer ist ein Problem. Muss der FC dieses Problem im Sommer auf dem Transfermarkt korrigieren?
Eine Mannschaft, die ohne Bundesliga-tauglichen Mittelstürmer in eine Saison geht, gehört in der Regel zu den allerersten Abstiegskandidaten. Der 1. FC Köln ist nun schon 699 Minuten ohne Stürmertor, hat in 23 Ligaspielen überhaupt nur sieben Stürmertore erzielt (Tigges 5, Adamyan 1, Dietz 1) und in fünf der letzten sechs Ligaspielen überhaupt kein Tor mehr erzielt.
Dass dieser 1. FC Köln trotzdem kein Abstiegskandidat ist, ist den Mittelfeldspielern geschuldet, die für ihre Angreifer einspringen: Kainz und Skhiri (je 5), Ljubicic und Huseinbasic (je 3), Maina hätte am Samstag auch sein drittes Tor erzielen können. Bei Union hatten folgende Spieler die Torchancen: Ljubicic, Maina, Martel, Kainz, Hector. Angreifer? Fehlanzeige.
Tigges läuft so viel wie ein Sechser
Steffen Baumgart weiß das. Vor dem Spiel gestand er am Mikrofon von Sky: “Union hat mehrere Abnehmer im Strafraum, ich suche meinen noch.” Klare Worte, denen die Bestätigung folgte. Der FC verteidigte die Berliner Stürmer (Becker, Behrens, Jordan) gut. Vorne waren es aber einmal mehr nicht die letzte Saison so erfolgsversprechenden Flanken, die im Strafraum für Gefahr sorgen, sondern flache Quer- und Steckpässe auf die nachrückenden Mittelfeldspieler, die in Abschlusssituationen kamen.
Nur einer kam im Strafraum wieder nicht zum Abschluss: Steffen Tigges. Der Mittelstürmer hatte eine gute Situation in der ersten Hälfte, als er ansatzlos aufs kurze Eck zog – von der Strafraumkante knapp außerhalb der Box. Innerhalb des Sechzehners jedoch fand der 24-Jährige erneut nicht statt. Zwar halfen die 12,1 Kilometer Laufleistung der Mannschaft enorm, die er als Mittelstürmer zurücklegte und damit gegen den Ball fast so viel lief wie der Sechser Eric Martel (12,4). Doch was helfen diese Kilometer wirklich, wenn dafür vorne die entscheidenden Meter fehlen?
Wie löst der FC das Sturmproblem?
“Tiggi soll sich durchsetzen, er soll an der Geschichte lernen”, sagte Baumgart über die Nominierung des 24-Jährigen. “Anders geht’s bei uns nicht. Wir sind nicht in der Lage, fertige Spieler zu holen.” Klar ist aber auch: Der FC hat im vergangenen Sommer trotz großer finanzieller Probleme drei Millionen Euro für Tigges und Sargis Adamyan ausgegeben. Geld, das sich (insbesondere bei Adamyan) noch nicht ausgezahlt hat.
Es wird immer deutlicher: Sollte Tigges in den kommenden Wochen keine Leistungsexplosion hinlegen, sollte Davie Selke weiter nicht auf die Beine kommen und sollte Adamyan weiter keine ernsthafte Option werden, muss der FC im Sommer einen neuen Mittelstürmer verpflichten. Tim Lemperle bringt zwar viel mit, muss aber körperlich noch eine Menge zulegen, ehe er sich gegen Bundesliga-Innenverteidiger wird durchsetzen können. Florian Dietz muss derweil seinen Kreuzbandriss auskurieren, doch auch er konnte nicht nachweisen, Bundesliga-Format zu haben.
Es wird also entweder eine erhebliche Entwicklung der genannten Angreifer brauchen oder das Eingeständnis der Verantwortlichen, dass der FC mit dieser Besetzung im Sturmzentrum nicht gut genug aufgestellt ist. Sollte es zu Letzterem kommen, kann es nur eine Konsequenz geben: Der FC muss im Sommer auf dem Transfermarkt aktiv werden.
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