Jahrelang war Thomas Kessler die Nummer zwei beim 1. FC Köln. Im ersten Teil des GEISSBLOG-Interviews spricht der heutige Leiter der Lizenzabteilung unter anderem über die Schwierigkeit, eine neue Nummer zwei zu finden, den Stand der Kaderplanung und das Erbe von Ellyes Skhiri.
Das Interview führten Sonja Gauer und Marc L. Merten
GEISSBLOG: Herr Kessler, wie ist der Stand der Kaderplanung?
THOMAS KESSLER: „Wir sind noch nicht fertig. Aktuell sind wir in einem umfangsreichen Prozess, da wir uns logischerweise nicht nur mit einem Kandidaten pro Position auseinandersetzen, sondern mit mehreren. Wie das Ergebnis am Ende aussehen wird, kann ich nicht prophezeien. Aber es ist klar, dass wir gerade auf der Rechtsverteidiger-Position und im Tor noch etwas machen müssen.“
Kingsley Schindler hat nicht verlängert. Wie sieht es mit dem Nachfolger aus?
Wir sind auf der Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger und sondieren intensiv den Markt. Da wir hier nicht doppelt besetzt sind, hat diese Position bei uns aktuell Priorität.
Neuzugang im Trainingslager? Das sagt Kessler
Kann es denn sein, dass noch ein Spieler ins Trainingslager kommt? Hätte der FC im Hotel Eder noch ein Zimmer für den Neuen frei?
Einen Zeitpunkt kann ich nicht nennen. Das Hotel würde für uns allerdings sicher noch einen weiteren Schlafplatz zur Verfügung stellen. (grinst)
Warum ist es ist so schwierig, eine neue Nummer zwei zu finden? Immerhin wusste der FC seit Monaten, dass Timo Horn den Verein verlässt.
Ich glaube, es gibt viele Torhüter, die gerne einen Vertrag beim 1. FC Köln unterschreiben würden. Am Ende brauchen wir aber die Überzeugung, dass derjenige die Rolle auch ausfüllen kann wie wir uns das vorstellen. Wir sondieren nicht erst seit heute den Markt. Bei dieser Personalie steht Genauigkeit vor Schnelligkeit.
Könnte derjenige Philipp Pentke sein?
Der Kontakt ist über Christian Keller zustande gekommen. Er ist aktuell vertragslos und hat einen Verein gesucht, um sich fit zu halten. Das hat gut in unsere Planung gepasst, im Trainingslager mit vier Torhütern arbeiten zu können. Philipp hat durch die Teilnahme im Training und auch im vergangenen Testspiel die Möglichkeit sich zu präsentieren. Die Eindrücke sind positiv. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Und in einem Jahr soll dann Jonas Urbig die Nummer zwei werden und Marvin Schwäbe Konkurrenz machen.
Daher ist die Situation im Recruiting spezieller als in anderen Personalfragen. Wir trauen Jonas zu, dass er in Fürth an die Leistungen anknüpft, die er in Regensburg gezeigt hat. Jonas‘ Talentprognose ist sehr hoch und wir halten sowohl menschlich als auch sportlich viel von ihm. Wenn der Spieler nächstes Jahr wieder zu uns zurückkommt und sich entsprechend weiterentwickelt hat, ist klar, dass er mit seiner Qualität um die Nummer eins kämpfen wird.
Ist die Abmachung mit Greuther Fürth, dass Jonas Urbig sicher die Nummer eins wird?
Nein, er wird sich durchsetzen müssen. Dies ist unsere Erwartungshaltung an ihn. Wenn Jonas den Anspruch hat, Bundesliga beim 1. FC Köln zu spielen, dann muss er sich in der Zweiten Liga bei Greuther Fürth durchsetzen. Das wird kein Selbstläufer, aber ich glaube, dass Fürth einen spielstarken Fußball spielt, der nicht nur zu Jonas passt, sondern auch zu Tim Lemperle. Einen Freifahrtschein gibt es im Profifußball nicht.
Gibt es in diesem Sommer noch weitere Spieler, denen Sie eine Leihe ans Herz legen würden?
Grundsätzlich haben alle jungen Spieler die Möglichkeit, bei uns in der U21 Spielpraxis zu sammeln. Wir haben den Bereich mit einem neuen Trainerteam, einer komplett neuen Ausrichtung und einer deutlich verjüngten Mannschaft bewusst umstrukturiert. Ich sage es aber gerne so: Wenn das Franz-Kremer-Stadion zu klein geworden ist, das RheinEnergieStadion aber noch zu groß ist, kann eine Leihe ein sinnvoller Zwischenschritt sein. Aktuell sehe ich aber keinen Spieler bei uns, der diesen Schritt mit einer Leihe gehen muss. Vielmehr sehe ich Jungs, die sich im Training gut präsentieren, die aber auch merken, dass die Bundesliga körperlicher und schneller ist. Da kann ein Jahr in der Regionalliga unglaublich wertvoll sein. Sollte ein Spieler dies schneller adaptieren, wird er die Chance erhalten, sich in der Bundesliga zu zeigen.
Dann gibt es aber auch noch Spieler wie Nikola Soldo oder Mathias Olesen, die auf ihren Positionen aktuell große Konkurrenz haben.
Die Konkurrenz werden wir zukünftig versuchen noch weiter zu steigern. Jeder Spieler muss um seinen Platz kämpfen. Niemand hat eine Garantie. Allerdings zeigt die Erfahrung, umso länger die Vorbereitung geht und sich Positionen verfestigen, wird der ein oder andere merken, dass sie wahrscheinlich nicht auf so viel Spielzeit kommen werden. Dann kann es sein, dass Spieler auf uns zukommen und sagen, dass sie sich verändern möchten. In dem Fall kann es dazu kommen, dass es Veränderungen geben wird. Jeder darf die nächsten Wochen in der Vorbereitung für sich nutzen um sich seinen Platz zu erarbeiten.
Braucht der FC nach dem Abgang von Ellyes Skhiri auf der Sechs noch mehr Erfahrung?
Stand jetzt sind wir auf dieser Position zufrieden. Wir haben mit Jacob Christensen einen Spieler dazu geholt. In den ersten Einheiten hat man gesehen, dass er eine sehr gute Orientierung nach vorne hat und gerade für das Übergangsspiel ein guter Pfeiler werden kann. Aber wir wissen auch, dass er noch nicht in der Bundesliga gespielt hat. Trotzdem hat er in seinem jungen Alter schon sehr viele Spiele auf hohem Niveau gemacht. Deswegen hoffen wir, dass er sich über das Training schnell adaptiert und an die Bundesliga gewöhnt.
Insgesamt ist das defensive Mittelfeld aber sehr jung besetzt.
Wir haben mit Eric Martel jemanden, der letztes Jahr einer der jungen Spieler war, sich mit der Zeit aber sehr eindrucksvoll präsentiert und durchgesetzt hat. Ich glaube, dass er jetzt nochmal eine deutlich präsentere Rolle einnehmen kann. Darüber hinaus haben wir im Kader viele Spieler, die diese Position bekleiden können. Ich glaube, dass wir in der Zentrale offensiv wie defensiv sehr gute Optionen haben.
Teil 2 des Interviews mit Thomas Kessler erscheint am Mittwoch. Dann spricht der 37-Jährige unter anderem über Justin Diehl und die finanziellen Möglichkeiten des 1. FC Köln.
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