Der 1. FC Köln hat am Mittwoch einen Millionengewinn für die abgelaufene Saison 2022/23 vorgelegt. Doch die positiven Zahlen trügen. Die Finanzlage ist noch immer bedrohlich.
Der 1. FC Köln kann durchatmen. Das abgelaufene Geschäftsjahr der Saison 2022/23 hat den Geißböcken erste Spielräume in der finanziellen Gestaltung ihrer Arbeit gegeben. Mit einem Gewinn von 12,4 Millionen Euro nach Steuern fällt das Ergebnis positiver aus als zunächst erwartet. Auch der Jahresumsatz stieg höher als erwartet, lag schließlich bei rund 172,2 Mio. Euro.
Die gute Nachricht: Damit konnte der FC seine Verbindlichkeiten von 66,0 Mio. Euro auf 50,5 Mio. Euro reduzieren und gleichzeitig das Eigenkapital wieder von knappen 3,2 Mio. Euro auf 15,7 Mio. Euro aufstocken. Das Problem: Zu den 50,5 Mio. Euro Schulden kommen weitere Verpflichtungen außerhalb der Bilanz in Höhe von rund vier Mio. Euro. Somit liegen die Schulden der Geißböcke weiterhin bei rund 55 Mio. Euro. Vor einem Jahr hatte diese Summe bei rund 80 Mio. Euro gelegen.
Jahresabschluss zum 30.06.2023
Geschäftsbericht | 2021/22 | 2022/23 |
---|---|---|
Jahresumsatz | 148,4 Mio. | 172,2 Mio. |
Ergebnis nach Steuern | -15,7 Mio. | +12,4 Mio. |
Verbindlichkeiten | 66,0 Mio. | 50,5 Mio. |
Eigenkapital | 3,2 Mio. | 15,7 Mio. |
Das sagt Philipp Türoff
“Wir haben vor allem durch Sondereffekte ein starkes Jahr mit einem guten Ergebnis hingelegt”, sagte Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff bei der Vorstellung der Zahlen. “Mit großer Disziplin sind wir dabei unserem Ziel näher gekommen, den FC in seinen Kostenstrukturen so aufzustellen, dass zukünftig auch ohne Sondereffekte positive Geschäftsergebnisse erreicht werden können. Wir müssen diesen Weg konsequent weitergehen, um den FC auf einem dauerhaft stabilen Fundament wachsen zu lassen.”
Einordnung
a) Sondereffekte
Der FC erreichte dieses Ergebnis nur dank zweier Sondereffekte. Die Teilnahme an der Conference League brachte dem FC einen Mehrumsatz von über 13 Mio. Euro bei einem Beitrag zum Gewinn von rund zehn Mio. Euro. Darüber hinaus wurden Anthony Modeste und Salih Özcan für zusammen rund zehn Mio. Euro verkauft. Ohne diese Sondereffekte hätte der FC erneut tiefrote Zahlen in der Saison 2022/23 geschrieben.
b) Verkaufe Sponsoring-Forderungen
Der Grund für diesen Verlust ohne Sondereffekte sind die bereits verkauften Sponsoring-Einnahmen. Der FC hatte diese Einnahmen der Saison 2022/23 in die Jahre 2020/21 und 2021/22 vorgezogen, um die Corona-beeinflussten Spielzeiten zu finanzieren. Diese Einnahmen fehlten nun im Jahr 2022/23. In Summe beliefen sich diese fehlenden Einnahmen auf 12,5 Mio. Euro. Auch für die Saison 2023/24 fehlen erneut Sponsoring-Einnahmen in Höhe von rund vier Mio. Euro. Ab der Saison 2024/25 sollen wieder alle Sponsoring-Einnahmen für die entsprechende Saison zur Verfügung stehen.
c) Schulden stark reduziert, aber…
Der FC konnte seine bilanzielle Verschuldung von 66 auf 50,5 Mio. Euro reduzieren. Im Vorjahr hatte zu den 66 Mio. Euro die 12,5 Mio. Euro fehlenden Sponsoring-Einnahmen sowie weitere Infrastruktur-Investments gehört. Daher hatte die Gesamtlast bei rund 80 Mio. Euro gelegen. Dass diese nun auf 50,5 plus vier Mio. Euro Sponsoring-Einnahmen reduziert werden konnte, ist ein Erfolg für den FC.
Prognose
Klar ist aber auch: Nun beginnt die Rückzahlung der weiteren Corona-Lasten, insbesondere der teuren Landesbürgschaft mit hohen Tilgungsraten. In den kommenden Jahren muss der FC daher weiter jährlich eine zweistellige Millionen-Summe an Schulden abtragen, sodass der Club im Bestfall in vier Jahren weitgehend schuldenfrei sein könnte. Dafür aber braucht es zwingend die Erstklassigkeit – und die wird aufgrund der geringen finanziellen Mittel eine Herausforderung, wie diese Saison bereits zeigt.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!