Ohne den Videobeweis wäre der 1. FC Köln beim SV Darmstadt (1:0) womöglich nicht als Sieger vom Platz gegangen. Schiedsrichter Patrick Ittrich erklärt, wie er die vermeintliche Elfmeter-Szene gesehen hat.
Am Böllenfalltor lief die 70. Minute, als Timo Hübers – und mit ihm der gesamte 1. FC Köln – die Welt nicht mehr verstand. Fabian Nürnberger hatte am Strafraum abgezogen, Hübers den Schussversuch des Darmstädters geblockt. Mit dem linken Arm. Dieser war allerdings, genauso wie der rechte, hinter dem Rücken verschränkt. Die Haltung des FC-Verteidigers war ein Lehrbuch-Beispiel, wie man seine Körperfläche im Strafraum NICHT vergrößert.
Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigte dennoch sofort auf den Punkt. Elfmeter für Darmstadt? Nein, das realisierte Ittrich selbst, als er die Szene nach einem Hinweis aus dem Videokeller noch einmal am TV-Bildschirm begutachtete. Der 44-jährige Hamburger nahm den Strafstoß – und damit die große Chance auf Darmstadts 1:1, mit dem der FC auf Platz 18 verblieben wäre – zurück.
Ittrich: “Dann ist es auch kein Strafstoß”
Anschließend bewies Ittrich in den Stadionkatakomben Größe und erklärte seine Fehlentscheidung: “Man erkennt die Situation in den meisten Fällen am besten, wenn man hinter dem Schützen steht. Das versucht man, als Schiedsrichter zu gewährleisten, um die Schussbahn zu sehen”, erläuterte der Polizeibeamte, der zwar gesehen hatte, dass Hübers’ “Arme hinter dem Rücken verschränkt waren”, doch in Ittrichs Wahrnehmung “hatte er den Arm rausgenommen – in die Schussbahn hinein”.
Das wäre ein absichtliches Handspiel und damit Elfmeter gewesen. Aber: “Das hat sich auf den Bildern überhaupt nicht so wiedergegeben. Deswegen war meine Entscheidung falsch, dann ist es auch kein Strafstoß”, gab der Schiedsrichter offen zu, war froh über die Unterstützung aus dem Kölner Keller: “Manchmal sehen wir Dinge nicht richtig oder nehmen sie falsch wahr. Dann haben wir die Hilfe, und das ist immer gut.”
Hübers “hätte gesagt: niemals”
Hübers war einfach nur “erleichtert”, dass sein vorbildlich vorsichtiger Einsatz nicht ungerechtfertigterweise bestraft wurde. “Man hat als Verteidiger recht schnell ein Gefühl, ob das jetzt strafbar war oder nicht”, sagte der 27-Jährige nach Abpfiff und meinte: “Normalerweise hätte ich gesagt: niemals. Weiter hinter den Rücken kann ich meine Arme nicht nehmen. Aber so ganz sicher kann man sich bei der Handspiel-Regel dann doch nicht sein.”
Was Ittrich gar nicht so sieht: “Die Regel wird oft schwierig dargestellt, aber eigentlich lässt sie sich gut erklären. Wir gehen ja immer davon aus, dass wir die Absicht in den Vordergrund stellen. Wenn wir uns daran halten und versuchen, das umzusetzen, sind wir ganz gut dabei. Von Hübers war es keine Absicht, er hat die Körperfläche nicht unnatürlich vergrößert. Er hat nichts dafür getan, den Ball mit der Hand absichtlich abzuwehren. Das war eine normale Körperhaltung und falsch von mir gesehen.” Wenn es doch wirklich immer so einfach wäre…
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