Das Mittelfeld des 1. FC Köln hat vor der Saison seinen größten Star verloren – und leidet nahezu in Gänze darunter. Die erhofften Entwicklungen blieben aus, die Fragezeichen mehrten sich von Woche zu Woche. Einziger Lichtblick ist Eric Martel. Diese GEISSBLOG-Noten und -Zeugnisse erhält das FC-Mittelfeld für die erste Saisonhälfte.
Dejan Ljubicic
Nach dem Verlust von Ellyes Skhiri ruhten viele Hoffnungen auf Ljubicic. Vom Potenzial her bringt der Österreicher wohl mehr Qualität mit als jeder Sechser, den der 1. FC Köln mit seinen bescheidenen Mitteln hätte verpflichten können. Gezeigt hat Ljubicic dies in der laufenden Saison nur in einer einzigen Partie: im Derby gegen Borussia Mönchengladbach. Ob im defensiven Mittelfeld, auf der Zehn oder der Außenbahn – Ljubicic war bislang ein Schatten seiner selbst und trotz seiner Explosivität, seines Zugs zum Tor und 13 Startelf-Einsätzen an keinem Treffer beteiligt. Ob sein anhaltendes Formtief noch immer mit dem im Sommer geplatzten Wolfsburg-Wechsel zu tun hat? Kaum vorstellbar. In der zweiten Saisonhälfte spielt Ljubicic um seine EM-Chance und Zukunft, falls er wirklich zu einem Club mit internationalen Ambitionen wechseln möchte (und falls der FC ihn angesichts der Transfersperre gehen lässt).
GEISSBLOG-Note: 5,0
Eric Martel
Martel machte ohne Skhiri an seiner Seite tatsächlich einen Schritt nach vorne. Über weite Strecken wirkte der Sechser nicht wie ein 21-Jähriger in seinem zweiten Bundesliga-Jahr, sondern schon wesentlich routinierter. Nicht umsonst hat U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo den gebürtigen Straubinger im DFB-Team zum Kapitän gemacht. Beim FC zählt Martel ebenso zu den wenigen Akteuren, die sich einen Unverzichtbar-Status verdient haben. Von den Kölner Feldspielern standen nur Chabot und Hübers länger auf dem Rasen. Mit seinen knapp 58 Prozent gewonnenen Zweikämpfen bewegte sich Martel beispielsweise mit Leverkusen-Star Granit Xhaka auf Augenhöhe. Aber natürlich musste der Mittelfeld-Abräumer auch noch Lehrgeld zahlen – wie zuletzt gegen Union Berlin, als er sich vor dem 0:1 viel zu leicht von Benedict Hollerbach vernaschen ließ.
GEISSBLOG-Note: 3,0
Denis Huseinbasic
Huseinbasic, damals für 50.000 Euro aus der Regionalliga gekommen, war der Shootingstar der Vorsaison, als er auf Anhieb vier Bundesliga-Tore erzielt hatte. Auf den Höhenflug folgte, gerade angesichts der Gesamtentwicklung des FC, ein erwartbares Tal. Nach vier Startelf-Einsätzen im September und Oktober rutschte der 22-Jährige vornehmlich in die Zuschauerrolle. Beim abschließenden 0:2 in Berlin spielte er erstmals wieder von Beginn an und zum einzigen Mal über die vollen 90 Minuten. Spannend wird die Frage, auf welcher Position der neue Trainer ihn sieht. Auf der Sechs hatte Huseinbasic in dieser Saison große Probleme. Für die Offensivreihe bringt er aber das gewisse Etwas mit, das er trotz geringer Spielzeit immerhin mit zwei Vorlagen gegen Hoffenheim und Gladbach andeutete. Der Ex-U21-Nationalspieler muss weiter geschliffen werden.
GEISSBLOG-Note: 4,5
Mathias Olesen
Olesen galt ähnlich wie Thielmann als ein Musterschüler Baumgarts, allerdings auf andere Art und Weise. Der Luxemburger hat sich ohne das ganz große Talent in den Bundesliga-Kader hochgearbeitet, was er sich wohl selbst kaum zugetraut hatte. Aber hier stößt er eben auch an seine Grenzen. Vergangene Saison war er hin und wieder eine Option für die Startelf gewesen, in dieser kam er bislang nur sechsmal von der Bank und fehlte zuletzt ganz im Spieltagskader. Normalerweise wäre der Nationalspieler ein Kandidat für eine Leihe, um sich womöglich in der 2. Bundesliga Spielpraxis zu holen. Aber was ist beim 1. FC Köln angesichts der Transfersperre schon normal? Fest steht: Eine Weiterentwicklung hat Olesen, der zwischendurch mehrere Wochen mit einer Oberschenkelverletzung ausfiel, im ersten Halbjahr nicht hingelegt.
GEISSBLOG-Note: 5,0
Florian Kainz
Es wird wohl über keinen FC-Spieler mehr diskutiert als über Kainz, was nicht allein an seinen Leistungen liegt. Seine Einsätze auf der Sechs, wo er für mehr spielerische Qualität sorgen sollte, wollte Baumgart zwar nicht als “Experiment” verstanden wissen – doch der Kapitän hat auf dieser Position nahezu seinen kompletten Wert für die Mannschaft verloren. Auch auf der Zehn, wo er in der Schlussphase der Vorsaison überragt hatte, fand der Österreicher nicht zu alter Form. Sein bestes Spiel machte Kainz auf der linken Außenbahn, also auf seiner gelernten Position. Es war das 3:1 gegen Gladbach, bei dem er sich nicht scheute, Verantwortung zu übernehmen und zwei- beziehungsweise dreimal vom Elfmeterpunkt anzutreten. Es ist ihm und dem FC zu wünschen, dass er im neuen Jahr auf genau dieser Position wieder zu einem Unterschiedsspieler wird. Insgesamt verwandelte er in der ersten Saisonhälfte drei Elfmeter, war aber aus dem Spiel heraus an keinem Tor beteiligt – und das als vorheriger Top-Scorer. Dass er sämtliche Rollen annahm und sich auch ohne Murren zweimal auf die Bank setzte, zeigte wiederum: Der Kapitän stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft.
GEISSBLOG-Note: 4,5
Faride Alidou
Alidous Leihe ist bisher ein großes Missverständnis. Der Außenbahnspieler, der eigentlich Eintracht Frankfurt gehört, agierte vogelwild. Bei seinen acht Joker-Einsätzen entfachte der 22-Jährige null Gefahr. Seinen einzigen Startelf-Auftritt hatte er beim 0:3 in Leverkusen als zweite Spitze – ein Plan, der ebenfalls überhaupt nicht aufging. Baumgart erklärte zwischenzeitlich, Alidou müsse körperlich noch aufholen. Wobei dieser in Frankfurt die komplette Vorbereitung mitgemacht und beim FC schon einige Spiele bestritten hatte. Bei drei der letzten vier Baumgart-Partien stand der Ex-Hamburger nicht mal mehr im Kader. Gelingt der Neustart unter dem neuen Trainer nicht, ergibt eine feste Verpflichtung trotz Transfersperre kaum einen Sinn.
GEISSBLOG-Note: 5,5
Linton Maina
Maina spielte immer, wenn er fit war: 12-mal zählte er zu Baumgarts Bundesliga-Startelf, zweimal kam er von der Bank, zweimal fehlte er verletzt. Doch trotz seines Stammplatzes steuerte er nur ein Tor und eine Vorlage bei. Seine Bilanz aus der Vorsaison, drei Treffer und acht Assists, ist in weiter Ferne. Dennoch zählte der Linksaußen in einer schwachen Offensive noch zu den Aktivposten. Zu den Spielern, bei denen man gelegentlich dachte, es könnte etwas passieren, wenn sie am Ball waren. Mainas Probleme bleiben die Effektivität und Genauigkeit, sowohl im Abschluss als auch bei Hereingaben. Letztere landeten ein ums andere Mal in den Beinen der Gegner. Dass es besser geht, bewies er beim 1:1 in Bochum, als er am elften Spieltag (!) das erste Kölner Flanken-Tor der Saison vorbereitete.
GEISSBLOG-Note: 4,5
Jacob Christensen
Christensen wartet nach seinem ersten Halbjahr in Köln noch auf sein Bundesliga-Debüt. Er wurde als Perspektivspieler verpflichtet und nicht als Skhiri-Ersatz – obwohl der junge Däne der einzige Sechser war, der vor der Saison zum FC wechselte. Da dies zunächst nicht klargestellt wurde, hatten viele Fans und Beobachter falsche Erwartungen an den Neuzugang aus Nordsjaelland. Der 22-Jährige spielte lediglich beim Pokal-Auftakt in Osnabrück, anschließend konnte er Steffen Baumgart nicht überzeugen, ihm Einsatzzeit zu schenken – auch wenn Christian Keller ihm Fortschritte bescheinigte. Als er gegen Leverkusen aufgrund der personellen Sorgen womöglich eine Chance bekommen hätte, verletzte er sich im Training. Alles in allem ein sehr gebrauchter Start beim FC.
GEISSBLOG-Note: keine Note
Dimitris Limnios
Limnios’ letzte Monate sind im Prinzip mit einem Wort beschrieben: chancenlos. Talente und Langzeitverletzte mal ausgenommen, war der Grieche der einzige FC-Profi, der null Pflichtspiel-Minuten absolvierte. Und das trotz der chronischen Harmlosigkeit, mit der die Geißböcke durch die erste Saisonhälfe schritten. Limnios hat obendrein seinen Kaderplatz bei der griechischen Nationalmannschaft verloren, wurde zuletzt nicht mehr nominiert. Eine bittere Hinrunde, deren Resultat eigentlich nur ein vorzeitiger Abschied im Winter sein kann – trotz Transfersperre.
GEISSBLOG-Note: keine Note
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