Der 1. FC Köln hat nicht viele Möglichkeiten, in den kommenden Monaten Personalentscheidungen zu treffen. Die Transfer-Sperre lässt nur wenige Optionen, darunter Vertragsverlängerungen. Steffen Baumgart warb vor seinem Aus bei den Geißböcken noch für eine Einigung mit Benno Schmitz.
Kaum ein Name beim 1. FC Köln war über zwei Jahre lang so eng mit Steffen Baumgart verbunden wie der von Benno Schmitz. Der Rechtsverteidiger hatte seit seinem Wechsel zum FC im Sommer 2018 drei Jahre lang fast kein Bein auf den Boden bekommen. Sein Aus im Sommer 2022 bei auslaufendem Vertrag schien so gut wie sicher. Dann kam das erste Jahr unter Baumgart – und Schmitz kam auf fast so viele Spielminuten wie in allen drei Saisons zuvor.
Schmitz wurde unter Baumgart zum Stamm-Rechtsverteidiger, mit fünf Vorlagen sogar zu einem wichtigen Faktor des offensiven Flügelspiels. Die Belohnung: ein neuer Zwei-Jahres-Vertrag bis 2024. Auch im zweiten Jahr bestätigte Schmitz seine Rolle beim FC, verteidigte seinen Stammplatz, wenngleich der offensive Einfluss wieder schwand. Trotzdem war klar: Schmitz gehörte zu den für Baumgart wichtigsten Spielern im Kader.
Baumgart und Keller bei Schmitz uneins
In dieser Saison begann Schmitz erneut als Stammspieler, verlor dann aber nach einer Muskelverletzung seinen Platz an Neuzugang Rasmus Carstensen. Der 29-Jährige stand seit Ende September nur noch in einer Partie (in Freiburg) in der Startelf, kam darüber hinaus nur noch zu drei Kurzeinsätzen. Schmitz wurde von Baumgart zwar weiter hoch geschätzt, Carstensen aber machte seine Sache als einer der wenigen Kölner in dieser Phase gut.
Hinter verschlossenen Türen entbrannte derweil eine Diskussion zwischen Baumgart und Sportchef Christian Keller über die Zukunft des 29-Jährigen. Der Cheftrainer hatte eine klare Meinung: Schmitz sollte einen neuen Vertrag über 2024 hinaus bekommen. Keller hingegen hatte ebenso eine klare Meinung: Er sah Carstensen als klare Nummer eins und wollte für den Sommer 2024 einen neuen Rechtsverteidiger an Schmitz’ Stelle verpflichten. Diese Option ist bekanntlich nun vom Tisch, ein neuer Rechtsverteidiger könnte frühestens im Januar 2025 kommen.
Die Personalie Schmitz war ein Paradebeispiel für die unterschiedlichen Vorstellungen von Baumgart und Keller. Während der 51-Jährige mitunter die charakterlichen Eigenschaften eines Spielers noch höher schätzte über die sportlichen Fähigkeiten, sah Keller dies anders. Kein Wunder also, dass Baumgart im GEISSBLOG-Interview nur zwei Tage vor seinem FC-Aus erklärte: “Benno ist ein Spieler, der uns über zwei Jahre eine absolute Stabilität gegeben hat. Er ist in seiner Leistung nie weggebrochen. Charakterlich passt er zu 100 Prozent in die Mannschaft und in den Verein. Aus meiner Sicht ist er enorm wichtig, auch für den Charakter dieser Mannschaft.”
Nun ist Baumgart weg, doch während dies im Normalfall auf eine Trennung hingedeutet hätte, dürfte der FC nun umdenken. Die Geißböcke müssen erst einmal Carstensen fest verpflichten (dank einer Kaufoption möglich). Doch Schmitz als Back-up für den Dänen dürfte für die kommende Saison alternativlos sein. Zumal aus dem Nachwuchs keine Rechtsverteidiger-Talente sofort parat stehen und hervorstechen.
Keine sofortigen NLZ-Optionen hinten rechts
Meiko Wäschenbach hatte die Rolle zwar in der Vorbereitung anständig ausgefüllt, ist dort aber nicht zuhause. Tidiane Touré findet in der U21 diese Saison bislang noch überhaupt nicht statt. Meiko Sponsel konnte sich nicht nachhaltig durchsetzen. Pierre Nadjombe durfte zwar zwischenzeitlich unter Baumgart bei den Profis mittrainieren, doch der 20-Jährige strebt offenbar einen Wechsel an, sein Vertrag läuft 2024 aus. Und Justin von der Hitz ist mit seinen 17 Jahren noch kein Herausforderer für Carstensen.
Schmitz ist ein der bestmöglichen Verhandlungsposition. Er kann zunächst abwarten, wie ihn der neue Trainer und Baumgart-Nachfolger im Konkurrenzkampf einschätzt und wie viel Spielzeit er erhält. Dann kann er das Gespräch mit dem FC praktisch bestimmen. Keller hat zwar klare Vorstellungen in Vertragsgestaltungen, doch ihm sind durch die Transfer-Sperre die Hände gebunden, weil aus dem NLZ die sofortigen Optionen fehlen. Der FC könnte lediglich ins Risiko gehen, auf Carstensen setzen und hoffen, dass dieser bis zum Winter gesund bleibt. Dann wäre es denkbar, dass der FC im Januar 2025 nachlegt. Doch die erste Option lautet: Benno Schmitz.
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