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Vorstand sieht keine Fehler: Wo waren die Aufsichtsorgane?

Die FC-Bosse auf der Mitgliederversammlung im September 2023. (Foto: Bucco)
Die FC-Bosse auf der Mitgliederversammlung im September 2023. (Foto: Bucco)

Sportlich hat sich der 1. FC Köln neu aufgestellt. Politisch sind aber noch viele Fragen offen. Der Vorstand der Geißböcke glaubt weiterhin, in der Causa Potocnik und Transfer-Sperre keine Fehler gemacht zu haben. Das führt zur Frage, wie es um die Aufsicht der Gremien bestellt ist.

Bald soll es endlich Antworten geben beim 1. FC Köln. Am Mittwoch steigt der von vielen Fans erwartete Mitglieder-Stammtisch. Wie der FC bekannt gab, haben sich rund 1.200 FC-Mitglieder angemeldet, weshalb es nun zu einer Mitgliederversammlung-ähnlichen Veranstaltung kommen wird.

Eine deutlichere Botschaft hätte es wohl kaum geben können, dass die Fans Antworten fordern – und nicht nur, wie es in der Einladung hieß, “weil einige Zusammenhänge in der öffentlichen Diskussion sehr vereinfacht dargestellt werden”. Sondern vielmehr, weil Vorstand und Geschäftsführung bislang schlichtweg viele Antworten schuldig geblieben sind und der Mitgliederrat sich noch überhaupt nicht geäußert hat, wenn man persönlichen Tweets des Vorsitzenden einmal absieht.

Causa Potocnik: Keine Fehler beim Vorstand?

Der FC wollte mit seiner Formulierung in der Einladung fraglos den Eindruck erwecken, man müsse einfach nur genügend Antworten liefern, schon würden sich alle Vorwürfe wie von selbst klären und deutlich werden, dass man sich nichts habe zu schulden kommen lassen. Zumindest ist dies nach GEISSBLOG-Informationen noch immer die Haltung des Präsidiums: Gerade in der Frage der Transfer-Sperre und der Causa Potocnik sehen sich Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich weiterhin mit einer glänzend weißen Weste.

Dies ist durchaus bemerkenswert. Denn erstens wurde der Transfer unter der Führung von Vorstandsberater und Interims-Sportchef Jörg Jakobs abgewickelt und vom langjährigen Vereinsjustiziar Dr. Oliver Zierold abgenickt. Zweitens wurde daraufhin bis zum FIFA-Urteil kein ernsthafter Versuch unternommen, eine außergerichtliche Einigung mit Olimpija Ljubljana zu erzielen. Dafür hätte die neue Geschäftsführung unter Philipp Türoff und Christian Keller sorgen müssen, ausgewählt und eingestellt vom Vorstand. Und drittens wurde der gesamte juristische Prozess nicht erfolgreich geführt, intern unter anderem geleitet vom Juristen und Vizepräsidenten Carsten Wettich.

Mitgliederrat auch Teil des Stammtisches

Innerhalb des FC rumort es deswegen schon länger. Mitarbeiter der Geschäftsstelle ebenso wie Mitglieder mehrerer Gremien haben intern Kritik geäußert, dass der Vorstand seine Rolle als Vereinsführung einerseits und als Aufsichtsrat der Geschäftsführung andererseits nicht ausreichend wahrgenommen habe. Dazu passt: Werner Wolf hatte auf der Pressekonferenz vor Weihnachten mehrfach betont, dass die Geschäftsführung für das operative Geschäft verantwortlich sei, nicht der Vorstand – und dabei ignoriert, dass er als Präsident höchstpersönlich Teil des Aufsichts-, Kontroll- und Beratungsorgans der operativen Führung ist.

Während sich das Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 in einem offenen Brief kritisch an den Vorstand gewandt hat, richteten viele Anhänger ihre Fragen an das Aufsichtsgremium des Vorstands: an den Mitgliederrat. Sie wollten wissen: Was hat der Mitgliederrat in den letzten Monaten getan, um die Arbeit des Vorstands zu überwachen, wie es laut Satzung seine Pflicht ist? Diese Fragen müssen am Mittwoch Ho-Yeon Kim und Fabian Schwab beim Stammtisch beantworten.

Ho-Yeon Kim meldet sich bei Twitter

Bemerkenswert ist, dass sich der Vorsitzende des Mitgliederrates zuletzt mehrfach äußerte – jedoch nicht offiziell, sondern persönlich via Twitter. Zunächst in der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember 2023, zuletzt am Abend des 5. Januar. Ho-Yeon Kim schrieb in einem längeren Thread unter anderem: “Der Mitgliederrat ist ein Aufsichtsorgan, also prüfen wir im Team unter anderem alle aus dem Urteil neu hinzu gekommenen Informationen, um das geschehene aufzuarbeiten. Nach vorne gerichtet erfolgt eine Beratung, um vergleichbares in Zukunft auszuschließen.”

Entscheidend dürfte hierbei vor allem die Frage sein, wie das Urteil überhaupt zustande kommen konnte. Dass alle Verantwortlichen beteuern werden, man werde alles tun, damit so ein Urteil nicht noch einmal drohe, ist nicht nur zu erwarten – alles andere würde sie für ihre verschiedenen Posten disqualifizieren. Für die Mitglieder viel wichtiger wird daher sein zu erfahren, welche Entscheidungs- und Kontrollebenen zwischen Januar 2022 und Ende 2023 versagt haben, sodass das verheerende Urteil überhaupt erst möglich wurde.

Wurden Vorstand und Mitgliederrat ihrer Aufsichtsfunktion gerecht?

Denn offen ist in der Frage rund um die Abläufe zum FIFA-Urteil weiterhin, wie es um die Wirksamkeit der Kontrollorgane des FC bestellt ist. Eigentlich soll die Geschäftsführung vom Vorstand überwacht, kontrolliert und beraten werden. Laut Satzung soll wiederum der Mitgliederrat den Vorstand überwachen, kontrollieren und beraten. Vorstand und Mitgliederrat stehen also, im Gegensatz zu Wolfs Einlassungen, sehr wohl in der direkten Verantwortung – und werden über ihr Tun schon am Mittwoch, spätestens aber auf der nächsten offiziellen Mitgliederversammlung Rechenschaft ablegen müssen.

Doch hinter den Kulissen wird genau diese Frage schon jetzt heiß diskutiert. Am Mittwoch müssen alle Beteiligten Antworten liefern, die über ein “Wir haben nichts falsch gemacht” hinaus gehen. Auch, um zu demonstrieren, dass sie verstanden haben, worum es den Mitgliedern spätestens seit dem Zusammenbruch vor Weihnachten geht: um das Vertrauen in die handelnden Personen und Gremien. Denn dieses ist tief erschüttert.

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