Auf die Ernüchterung ob des verpassten Heimsiegs gegen den 1. FC Heidenheim (1:1) folgt der doppelte Schock: Die Ausfälle von Davie Selke und Luca Waldschmidt schwächen die harmloseste Offensive der Bundesliga noch zusätzlich.
Der hoffnungsvolle Satz, mit dem Michael Trippel die Profis des 1. FC Köln am Samstagnachmittag im RheinEnergieStadion begrüßte, ist in Rekordzeit schlecht gealtert. “Dieses Jahr”, hatte die Stimme von Müngersdorf vor dem Hinrunden-Finale gegen Heidenheim angekündigt, “ist der Fußballgott auf unserer Seite!”
Als Davie Selke kurz darauf – doppelt abgefälscht und mit Hilfe des Innenpfostens – zur erlösenden 1:0-Führung des Tabellenvorletzten traf, musste man Trippel tatsächlich hellseherische Fähigkeiten unterstellen. Doch es verging nicht mal ein Tag, bis sich mit ungeahnter Wucht offenbarte: Nein, der Fußballgott will vom 1. FC Köln weiterhin nichts wissen.
FC unter harmlosesten Teams der Geschichte
Denn auf Adrian Becks 1:1-Ausgleich, durch den die Geißböcke den ersten Sieg unter Neu-Trainer Timo Schultz verpassten, folgten am Sonntagmittag mit den Diagnosen von Luca Waldschmidt (Wadenbeinanbruch) und Davie Selke (Fußverletzung) zwei Hiobsbotschaften. Beide werden mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate ausfallen.
Nimmt man Mark Uths Knieverletzung und die Transfersperre, die externen Verstärkungen einen Riegel vorschiebt, hinzu, ergibt sich das Bild einer absurden Pech- und Pannensträhne. Das erste Bundesliga-Wochenende des Jahres 2024 sollte Aufbruchsstimmung erzeugen, verfrachtete den FC durch die zusätzlichen Schwächungen der Offensive aber nur noch weiter an den Abgrund.
Ohnehin ist die Kölner Angriffsreihe an Harmlosigkeit nicht zu überbieten: Selke erzielte gegen Heidenheim den ersten FC-Treffer seit 329 Bundesliga-Minuten. Es war der elfte in dieser Saison – eine Zahl, die in Europas Top-fünf-Ligen wiederum kein Club unterbietet.
In der kompletten Bundesliga-Historie hatten nur sieben Mannschaften eine noch schwächere Hinrunden-Ausbeute: Tasmania Berlin (acht Tore, 1965/66), zweimal Eintracht Frankfurt (acht Tore, 1988/89 und neun Tore, 1970/71), der Hamburger SV (neun Tore, 2014/15), Eintracht Braunschweig (zehn Tore, 2013/14) und der FC selbst mit je zehn Treffern in den Saisons 2017/18 und 2009/10. In 60 Jahren Bundesliga schafften mit elf oder weniger Toren nach 17 Spieltagen erst fünf Vereine den Klassenerhalt.
Nur drei Tore ohne Selke und Waldschmidt
Nun kommen auch noch die Ausfälle von Selke und Waldschmidt hinzu. Selkes 1:0 gegen Heidenheim war sein fünftes Saisontor, erstmals überhaupt in seiner Karriere erreichte er diese Marke in der Hinrunde. Der 28-Jährige erzielte bisher 45,5 Prozent der Kölner Treffer, das ist der höchste Toranteil-Wert der Bundesliga vor Stuttgarts Serhou Guirassy (44,7 Prozent, 17 von 38 Toren). Seit zweieinhalb Monaten (Linton Maina gegen Augsburg) traf kein anderer FC-Profi als Selke.
Waldschmidt steuerte bislang immerhin zwei Tore und eine Vorlage bei. Zieht man von den ohnehin besorgniserregenden elf Kölner Treffern alle ab, an denen Selke und Waldschmidt beteiligt waren, bleiben dramatische drei (!) übrig. Timo Schultz’ Job galt bereits bei seinem Amtsantritt am 4. Januar als der schwerste der Liga – jetzt ist er es definitiv.
Die Alternativen im Sturm heißen Steffen Tigges, Florian Dietz, Damion Downs und Sargis Adamyan, deren letztes Tor vom 20. Mai 2023 (Tigges in Bremen) datiert. Umso mehr ruht die Hoffnung auf zwei Akteuren, die beim FC in dieser Saison noch keine große Rolle spielten. Auf Justin Diehl, der mit der Empfehlung von zwölf Regionalliga-Treffern zu den Profis zurückgekehrt ist. Und auf dem Fußballgott.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!