Der 1. FC Köln sammelt unter Timo Schultz mehr Punkte als zuvor unter Steffen Baumgart. Das Problem der Geißböcke: Bei der Konkurrenz haben sich die Trainerwechsel bislang noch deutlich stärker bemerkbar gemacht.
Der sogenannte Trainereffekt ist ein viel besprochenes Phänomen des Profi-Fußballs. Sportwissenschaftler sind sich allerdings nicht wirklich einig, ob es ihn wirklich gibt. “Die Hälfte der Studien zeigt positive Effekte, die andere Hälfte keine”, sagte Arne Güllich von der TU Kaiserslautern vor gut einem Jahr der Süddeutschen Zeitung.
Gülich selbst habe “mit gründlicher Methodik gezeigt, dass ein neuer Trainer schon etwas bringt”. Knapp 4000 Spiele rund um 149 Trainerwechsel in der Bundesliga, der La Liga und der Premier League hat der Sportwissenschaftler gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Zart untersucht, dabei auch die jeweiligen Tabellenregionen der Mannschaften berücksichtigt. Das Ergebnis: Innerhalb einer Saison bringen Trainerwechsel kurz- bis mittelfristig eine Verbesserung, der Effekt lasse sich – wenn auch abgeschwächt – bis zu 16 Spieltage lang nachweisen.
Trainereffekt beim FC am geringsten
In der laufenden Bundesliga-Spielzeit hat mit dem VfL Wolfsburg zuletzt der fünfte Club seinen Chefcoach gewechselt. Bei den vorherigen vier Vereinen ist ausnahmslos ein gestiegener Punkteschnitt festzustellen: Bei Mainz von Bo Svensson (0,33 Punkte pro Spiel) über Jan Siewert (0,75) zu Bo Henriksen (1,40), bei Union Berlin von Urs Fischer (0,55) zu Nenad Bjelica (1,50), bei Augsburg von Enrico Maaßen (0,71) zu Jess Thorup (1,58).
Auch der 1. FC Köln sammelt seit der Trennung von Steffen Baumgart durchschnittlich mehr Punkte als zuvor. Das Problem aus Sicht der Geißböcke: Der Effekt fällt bislang weitaus geringer als bei der Konkurrenz aus. Baumgart musste mit einem Schnitt von 0,63 gehen, Nachfolger Timo Schultz sammelt bislang 0,80 Punkte pro Partie. Der neue Chefcoach hat den FC zweifellos stabilisiert – doch das muss nach der Länderspielpause dringend in Punkte umgemünzt werden, damit die Konkurrenz nicht davonzieht.
„Wir waren in vielen Spielen auf Augenhöhe. Im Endeffekt haben wir es aber nicht geschafft, mit Ausnahme von Frankfurt, ein weiteres Spiel zu gewinnen”, sagte Sportchef Christian Keller nach dem 1:5 gegen RB Leipzig. Letztlich habe irgendwie “immer ein Ticken gefehlt”. Und wenn dies regelmäßig auftritt, “ist es am Schluss auch kein Zufall mehr”. Keller prangerte an: “Wir machen einfach zu viele individuelle Fehler in den entscheidenden Situationen.”
In der Rückrunde holte der FC unter Schultz bisher zwar drei Punkte mehr als zum jetzigen Zeitpunkt in der Hinrunde mit Baumgart – nach der Leipzig-Klatsche stehen die Kölner, mit nun sieben Zählern aus neun Partien, allerdings auch erstmals in der Rückrunden-Tabelle nur auf Rang 16. Gleiches gilt für die “Schultz-Tabelle”, die zehn Spiele seit Amtsantritt des 46-Jährigen – auch hier würden die Geißböcke in akuter Abstiegsgefahr schweben.
Gelingt der “Cut” an der spanischen Küste?
Angesichts des bekanntlich komplizierten Auftaktprogramms, ob in der Hin- oder Rückrunde, hatten die Verantwortlichen ein solches Szenario offenbar erwartet – oder befürchtet. Nicht zuletzt deswegen befindet sich der FC aktuell in Spanien. “Wir haben uns frühzeitig für das Trainingslager entschlossen, letztendlich mehr oder weniger bereits im Januar”, erklärte Keller zuletzt: “Wir haben gesagt, wir haben ein sehr, sehr hartes Auftaktprogramm, spielen gegen viele qualitativ hochwertige Gegner. Dann kommt die Länderspielpause.”
Schultz ergänzte: “Wir wollen einen Cut machen zwischen das, was bisher gelaufen ist, und den Rest.” In Algorfa verdeutliche er “den Spielern den Ernst der Lage und unseren Plan für den Rest der Saison”. Danach, in der “Crunchtime”, muss der Kölner Punkteschnitt für die Rettung steigen. “Dann haben wir acht Spiele, davon sieben gegen Gegner, gegen die wir uns nicht verstecken müssen”, so Keller, der Bayern München natürlich ausklammerte. “Aber gegen alle anderen – da müssen wir jetzt Punkte holen.”
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