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Jetzt gerät auch Timo Schultz unter Druck

Timo Schultz am Dienstag im Training. (Foto: Bucco)
Timo Schultz am Dienstag im Training. (Foto: Bucco)

Timo Schultz sollte den 1. FC Köln vor dem Abstieg retten. Doch der 46-Jährige kriegt die vielen Mängel seiner Mannschaft nicht in den Griff. Die Pleite gegen Darmstadt war allerdings auch für Schultz eine persönliche Niederlage. Jetzt geht es um seinen Job.

Als Timo Schultz im Trainingslager in Spanien den 1. FC Köln auf den Saison-Endspurt einschwor, klang der 46-Jährige noch positiv. Er wollte “neue Ideen entwickeln”, wollte die Mannschaft “nicht nur sportlich, sondern auch mental auf die Crunchtime vorbereiten”. Der FC wollte mehr Tore schießen, mehr auf Sieg spielen, bereit sein.

Das Ergebnis fällt nach vier von acht Spielen in dieser Crunchtime ernüchternd aus. In Augsburg gab es einen akzeptablen Punkt, gegen Bochum einen umjubelten, aber überaus glücklichen Sieg. Gegen die Bayern sah die Leistung okay aus, das Ergebnis war eine Niederlage. Gegen Darmstadt folgte dann der Kollaps.

Verheerende Bilanz trotz Trainerwechsel

Dieser Kollaps wird für Schultz nun zum Problem. Kölns Cheftrainer hatte gehofft, dass seine Spieler dieser Situation gewachsen sein würden. Er hatte auch gehofft, dass sein Trainerteam die richtigen Worte und die richtige Taktik finden würde, um der Mannschaft das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, in den 90 Minuten zu bestehen. Doch fußballerisch und psychologisch war das 0:2 gegen die Lilien ein Offenbarungseid.

Schultz’ Bilanz ist inzwischen verheerend. 14 Spiele, zwölf Punkte, nur zwei Siege: Von einem gelungenen Trainereffekt bei einem Punkteschnitt von 0,86 kann man nicht sprechen. Stattdessen erinnerte der FC-Auftritt gegen die Hessen an ähnlich leblose und ideenlose Spiele wie gegen Union Berlin unter Steffen Baumgart (Punkteschnitt von 0,62).

Keller-Aussage lässt aufhorchen

Dazu wiederholen sich immer wieder dieselben Fehler. Die Abschlussschwäche vor dem gegnerischen Tor konnte Schultz nicht beheben. Der Spielaufbau ist weiterhin langsam und berechenbar, von den in Spanien trainierten Elementen im Angriffsspiel ist fast nichts zu sehen. Und dann wären da noch absurde Déjà-vus in der Defensive: Gegen Darmstadt fiel bereits das sechste Gegentor in diesem Kalenderjahr nach einer Ecke, das vierte Gegentor nach einer Ecke in den letzten sechs Spielen.

In dieser Hinsicht gaben auch die Aussagen von Christian Keller im Sport1-Doppelpass zu denken. Dieser erklärte, die Spieler hätten sich zum wiederholten Male bei einem Eckball-Gegentor nicht so im Strafraum aufgestellt, wie es abgesprochen war. Ein solches Fehlverhalten, zumal bei einem ruhenden Ball, vor dessen Ausführung sich alle Spieler orientieren und an Absprachen halten könnten, wirft die Frage auf, ob die Mannschaft den Vorgaben des Trainerteams überhaupt noch folgt.

Okay ist in diesem Fall sehr gut.

Christian Keller über Timo Schultz

Wohl auch deswegen wollte Keller Schultz am Sonntag keine Job-Garantie über den Sommer hinaus ausstellen. Eigentlich hatte der FC-Sportchef geplant, Schultz nicht nur im Fall des Klassenerhalts weiterzubeschäftigen, sondern auch als Zweitliga-erfahrenen Trainer mit ins Unterhaus zu nehmen, sofern die Rettung misslänge. Doch nach der Leistung gegen Darmstadt ist Schultz’ Zukunft weit offen.

“Timo macht es bis dato vom ersten Tag an sehr gut”, sagte Keller zwar. Doch wenig später sagte er: “In Summe ist der Trainerjob okay, den er macht. An Timo liegt es nicht.” Moderator Florian König fragte daraufhin nach, da “okay nicht wie ein Lob” klänge. Keller führte daraufhin aus: “Ich habe vorhin gesagt: Er macht es sehr gut. Ich muss ja nicht immer das gleiche Wort verwenden. Okay ist in diesem Fall sehr gut.”

Abstiegstrainer in der Regel vorbelastet

Ob “okay” oder “sehr gut” nach der Saison aber auch in Rückendeckung und einer weiteren Zusammenarbeit endet, darüber dürften nun auch die letzten vier Partien entscheiden. Denn klar dürfte sein: Sollte die Mannschaft noch einmal so auftreten wie gegen Darmstadt, ist Schultz’ Zukunft bei den Geißböcken akut gefährdet.

Im Abstiegsfall gilt ohnehin, dass ein Abstiegstrainer in der Regel vorbelastet ist und über ein großes Renommee verfügen muss, um das nötige Vertrauen für einen Neuaufbau zu haben und um nicht beim ersten Rückschlag in der neuen Saison sofort zu wackeln. Schultz kam nicht als Feuerwehrmann für die letzten Spieltage, sondern wird am Ende der Saison 18 Spieltage Zeit gehabt haben, um die Rettung zu schaffen. Sollte diese misslingen, wäre eine weitere Zusammenarbeit mit dem FC kaum vorstellbar.

Keller: “An Timo liegt es nicht”

Aktuell steht Keller noch zu seinem Trainer, den er als Nachfolger für Baumgart in einem aufwendigen Auswahlverfahren auserkoren hatte. “Die Entscheidung für Timo war eine ganz klare Inhaltsentscheidung. Er ist in der Lage, sehr strukturiert, aber auch entlang einer klaren Konzeption mit der Mannschaft zu arbeiten. Er kommuniziert gut mit der Mannschaft und hat auch etliche Spieler wieder deutlich näher rangeführt. An Timo liegt es nicht.”

Schultz selbst hatte im Trainingslager in Spanien erklärt, er beschäftige sich nicht mit der Frage um seine Zukunft. “Wenn ich mich damit beschäftigen würde, was Ende Mai oder Anfang Juni ist, würde mich das nur Energie kosten.” Auch Schultz muss alle Energie noch in die letzten vier Spieltage stecken. Nicht nur wegen der letzten Chance auf den Klassenerhalt, sondern weil an der Art und Weise der FC-Auftritte auch seine eigene Zukunft hängen dürfte.

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