Der 1. FC Köln entgeht in Mainz dem praktisch feststehenden Abstieg nur knapp. Am Ende kocht die Wut über mehrere Schiedsrichter-Entscheidungen hoch, auch wenn die Verantwortlichen versuchen diplomatisch zu bleiben.
Aus Mainz berichtet Marc L. Merten
Als die Partie beendet war, konnte es so Mancher beim 1. FC Köln nicht mehr aushalten. Assistenztrainer André Pawlak schimpfte lautstark in der Mixed Zone auf dem Weg in die Kabine. Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler warf wutentbrannt die Tür ins Schloss. Jeff Chabot stampfte unverständlich schimpfend an den Mikrofonen vorbei und wollte besser nichts sagen, was ein DFB-Ausschuss hinterher gegen ihn hätte verwendet werden können.
Auch Sportchef Christian Keller konnte sich nur schwer zusammenreißen, ihm gelang es jedoch an den Mikrofonen. Und auch Timo Schultz wählte diplomatische Worte, gab aber zu: „Dass es in mir anders aussieht, kann sich jeder denken, aber eine Schiri-Schelte werden Sie von mir nicht erleben.“
FC-Bank wütend wie selten
Während der Partie hatte dies noch anders ausgesehen. In manchen Situationen warf Schultz wütend die Arme in die Luft, diskutierte mit dem Vierten Offiziellen. Kessler machte seinem Ärger Luft, wo er nur ein Ventil fand. Und sogar Mannschaftsarzt Dr. Peter Schäferhoff, ein Jahrzehnte lang erfahrener, leidgeprüfter Routinier, war auf der Bank nicht mehr zu halten und hätte beinahe sogar die Gelbe Karte gesehen.
Insbesondere zwei Szenen erregten die FC-Gemüter: Mainz hätte sich nicht beklagen können, wenn Anthony Caci nach 63 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz geflogen wäre. Caci hatte in Hälfte eins nach einer Rangelei mit Faride Alidou Gelb gesehen, dann den Elfmeter in der 48. Minute mit einem Foul verursacht und in der 63. Minute ein taktisches Foul an Max Finkgräfe begangen. In Summe eine klare Ampelkarte, doch Schiedsrichter Benjamin Brand ließ die zweite Gelbe stecken.
Als der FC kurzzeitig die Nerven verlor
Dies überraschte sogar Bo Henriksen, sodass der Mainzer Trainer sofort handelte und Caci noch in derselben Spielunterbrechung auswechselte, um größeren Schaden zu vermeiden. In den folgenden Minuten verlor Brand die Linie und der FC die Nerven. Jeff Chabot bewegte sich nach einem Foulspiel mit Reklamieren gegen Brand (wofür er Gelb sah) und Beschimpfen seines am Boden liegenden Gegenspielers (was ungeahndet blieb) ebenfalls am Rande zur Ampelkarte. Mark Uth bekam sich ebenfalls kaum noch ein und sah Gelb.
Und als die elfte Minute der Nachspielzeit anbrach, war es um die Zurückhaltung der FC-Spieler endgültig geschehen. Kainz brachte einen Freistoß in den Mainzer Strafraum, Uth verlängerte per Kopf, doch Leandro Barreiro bekam den Ball an den ausgestreckten Arm. Für viele Kölner ein noch klarerer Strafstoß als in der 48. Minute (Caci an Alidou) und in der 90. Minute (Zentner an Adamyan). Doch Brand traute sich offenbar nicht mehr, auch den dritten Strafstoß zu geben. Video-Assistent Sören Storks wiederum holte seinen Hauptschiedsrichter nicht an die Bildschirme – im Gegensatz zum zweiten Elfmeter, was er nicht gedurft hätte, da es sich nicht um eine klare Fehlentscheidung gehandelt hatte.
Das sagten Schultz und Henriksen
Selbst Henriksen gab zu: „Natürlich kann man beim zweiten Elfmeter sehen, dass sie ineinander krachen. Klar kann er die Entscheidung so sehen, vielleicht war es eine 60-zu-40-Entscheidung. Er kann ihn geben. Den ersten Elfmeter kann er auch geben, das war vielleicht Fifty-Fifty. So ist das Leben. Ich bin nicht zufrieden mit der Roten Karte (gegen Philipp Mwene, Anm. d. Red.), weil er sich die Szene nicht noch einmal angeschaut hat. Die Schiris geben ihr Bestes, das ist das Wichtigste.“
Schultz wiederum vermied es den Stab über Brand zu brechen, obwohl es auch in ihm während und nach dem Spiel gekocht hatte. „Wir sollten uns an die eigene Nase fassen, weil wir einen Elfmeter verschossen haben. Wir sollten uns darauf konzentrieren, was wir beeinflussen können. Für den Schiedsrichter war es nicht einfach. Jeder Zweikampf, jedes Foul, alles wurde kommentiert, überall wurde lamentiert. Alle vier Schiedsrichter hatten alle Hände voll zu tun. Im Nachhinein sich hinzustellen und zu kritisieren, das mache ich nicht. Dass es in mir anders aussieht, kann sich jeder denken, aber eine Schiri-Schelte werden Sie von mir nicht erleben.“
Entsprechend verwies auch Sportchef Keller auf die eigene Leistung und die verpassten Chancen während des Spiels. „Hätten, können – das ist mir alles egal. Ob der Schiedsrichter noch einmal einen Elfmeter pfeifen oder eine Gelb-Rote Karte hätte geben müssen, ist scheißegal. Am Ende müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Das Einzige, das wir beeinflussen können, ist unsere eigene Leistung.“ Und die reichte am Ende nur zu einem 1:1.
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