Der 1. FC Köln hat am Samstagabend eine Stunde lang eine bemerkenswerte Leistung gezeigt. Doch als die Startelf müde wurde, konnte Gerhard Struber nicht nachlegen. Der FC hat ein Problem der Alternativen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Beide Trainer machten daraus keinen Hehl, auch nicht Magdeburgs Coach Christian Titz: Die ersten 60 Minuten zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FC Magdeburg hatten vollständig dem FC gehört. So wie schon bei Schalke 04 am vorherigen Spieltag. So wie gegen Braunschweig. So wie im Pokal in Sandhausen.
Was jeweils danach passiert war? Gegen Sandhausen, Schalke und Magdeburg bekamen die Geißböcke Probleme, sobald die ersten Wechsel anstanden. Der FC betreibt unter Gerhard Struber, wie bereits unter seinem Vorgänger Steffen Baumgart, einen enormen Aufwand. Läuferisch, kämpferisch – die Geißböcke rennen, sprinten, machen, tun. Das kostet Kraft. Gerade in der Offensive. Baumgart hatte in der Regel nach einer Stunde mindestens doppelt gewechselt, um in der Offensive frische Anläufer zu bringen. Das würde Struber auch gerne.
Struber riskiert lieber müde Beine als Wechsel
Doch es fällt dem Österreicher schwer. Denn er weiß: Praktisch kein Wechsel hilft dem FC bislang weiter. Die Bilanz seiner Joker ist verheerend, die Leistungseinbrüche nach den Wechseln – sofern er sie überhaupt noch nutzt – sind bezeichnend. Während die Startelf-Spieler sich müde gelaufen haben, können die Joker keine Akzente setzen. Gegen Schalke hätte Struber wohl am liebsten gar nicht gewechselt, riskierte lieber müde Beine, als dass er Spieler einwechselte, die seit Wochen, teils seit Monaten außer Form sind.
Zum Vergleich: Als der HSV am Sonntag gegen Regensburg antrat, konnte Baumgart Jean-Luc Dompé, Ludovit Reis, Immanuel Pherai und Davie Selke einwechseln. Als Struber am Samstag für den FC gewechselt hatte, brachte er Rasmus Carstensen, Sargis Adamyan, Luca Waldschmidt und Steffen Tigges. Während der HSV also sowas wie das Who is Who der 2. Bundesliga aufs Feld schickte, kamen beim FC vier der größten Sorgenkinder im Kader.
Dem Kader fehlt die nötige Tiefe
Fakt ist: Bislang konnte nur ein einziger Joker das FC-Spiel zum Besseren verändern. Es war Linton Maina am ersten Spieltag gegen den HSV, und dieser ist seitdem Stammspieler. Alle anderen Wechsel blieben praktisch ohne positiven Effekt. Noch schlimmer: Die meisten Wechsel hemmten fortan das Kölner Spiel, so auch am Samstag. Lemperle und Ljubicic mussten durchspielen, obwohl sie sich wundgelaufen hatten. Alternativen gab der Kader aber einmal mehr nicht her.
Beim FC will man offiziell von diesem Problemen nichts wissen. Doch Sportchef Christian Keller dürfte klar sein: Der FC hat ein gewaltiges Problem auf der Bank. Die erste Elf hat Aufstiegsformat – das war auch am Samstag zu sehen. Große Teile des weiteren Kaders hingegen nicht. Und so muss man konstatieren: Die Geißböcke sind zwar einer der Kandidaten für das Aufstiegsrennen, aber kein Favorit. Denn dafür fehlt dem Kader die Tiefe.
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