Der 1. FC Köln setzt alles auf die Karte DFB-Pokal. In der aktuellen Krise denken die Verantwortlichen nur noch bis Dienstagabend gegen Holstein Kiel. Auch Thomas Kessler wollte am Montag nicht versprechen, dass Trainer Gerhard Struber bleibt.
Die vergangenen zehn Tage haben den 1. FC Köln im Herbst 2024 verändert. Aus dem attraktiven, aber noch etwas zu wenig erfolgreichen Projekt unter Gerhard Struber ist ein Überlebenskampf geworden. Der Trainer des 1. FC Köln steht in der Kritik, und mit ihm Sportchef Christian Keller. Nun muss ausgerechnet ein Sieg gegen einen Bundesligisten her.
“Die letzten Tage sind nicht spurlos an uns vorüber gegangen”, sagte Struber am Montag vor dem DFB-Pokal-Heimspiel gegen Holstein Kiel. “Wir sind alle nicht naiv, und ich schon gar nicht. Ich weiß, wenn du in der Welt des FC ins Verlieren kommst, ist es normal, dass auch über den Trainer diskutiert wird. Für mich ist das nichts Besonderes.”
Kesslers delikate Position
Struber versucht sich treu zu bleiben: Analyse, Fokus, Training. Darauf setzt der Österreicher, damit will er seine Spieler wieder auf Kurs bringen. “Für mich gilt, einen guten Fokus mit Mannschaft zu halten, klar in den Inhalten zu bleiben und die Mannschaft eng bei mir zu halten. Ich werde nicht groß etwas verändern, sondern versuche die Mannschaft professionell auf das Spiel vorzubereiten.” Die Frage bleibt, ob das reichen wird, denn dies hatte der 47-Jährige auch in den letzten Wochen gemacht.
Neben Struber auf dem Podium der Pressekonferenz saß am Montag wieder Thomas Kessler. Der Lizenzspieler-Leiter hat eine überaus delikate Position inne. Der Ex-Profi arbeitet eng mit der Mannschaft und dem Trainerteam, ist die rechte Hand von Sport-Geschäftsführer Christian Keller. Gleichzeitig sitzt er in der Hierarchie und FC-Struktur genau zwischen Keller und Struber und damit zwischen den beiden Stühlen, die arg wackeln.
Und so musste am Montag Kessler die Frage beantworten, wie er damit gerade umgeht. “Ich sehe mich als Teamspieler. Wir sitzen intern zusammen, diskutieren und versuchen an den richtigen Stellschrauben zu drehen”, sagte Kessler. “Da sehe ich es als meine Aufgabe, meine Expertise und Erfahrung einzubringen, weil ich in diesem Club schon viel erlebt habe.” Dann aber sagte er die entscheidenden Sätze: “Morgen müssen wir einfach ein anderes Gesicht zeigen. Morgen gibt es keine andere Möglichkeit. Entweder zu kommst weiter oder du fliegst raus.” Die letzten Worte könnte dabei im Nachhinein durchaus eine doppelte Bedeutung bekommen.
Kessler: “Müssen über nichts anderes reden”
Kessler verzichtete zwar auf ein Ultimatum oder auf die Formulierung einer Siegpflicht, doch er machte auch nicht klar, dass Struber im Amt bleiben wird, komme, was wolle. “Sie werden von mir heute keine Deadline hören oder ein ‘Was passiert, wenn…’. Wir konzentrieren uns nur auf das Spiel morgen.” Und: “Am Ende helfen uns Erfolge. Wir müssen über nichts anderes reden.” Ein Jobversprechen für den FC-Trainer wäre auch unrealistisch gewesen, denn im Fall eines Ausscheidens dürfte es in hohem Maße auf das “Wie” ankommen.
Struber dürfte das sehr wohl wissen. Auch deswegen kündigte er am Montag bereits an, dass Marvin Schwäbe ins Tor rücken wird. Der Pokal gibt dem FC-Trainer die Ausrede, einen Torwartwechsel zu versuchen, der in der Liga sofort zu größeren Diskussionen geführt hätte. Der Österreicher zieht vor dem möglichen Endspiel also alle Register.
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