Marvin Schwäbe ist beim 1. FC Köln zurück zwischen den Pfosten. Der Routinier verdrängt Jonas Urbig auf die Bank – und kündigt ein Gespräch mit dem Youngster an.
Keine Personalie ist in den vergangenen Monaten beim 1. FC Köln derart intensiv diskutiert worden wie die des Torhüters. Dabei schien sich der Bundesliga-Absteiger in einer relativ einfachen wie komfortablen Situationen befunden zu haben: Marvin Schwäbe soll – so auch weiterhin die Aussagen der FC-Verantwortlichen – frühzeitig seinen Abschied angekündigt haben. Jonas Urbig hingegen kam als eines der größten Torwart-Talente Deutschlands von seiner erfolgreichen Leihe aus Fürth zurück.
Kein Wunder also, dass sich die Kölner im Vorfeld der Saison ihrer neuen Nummer eins sicher schienen. Schließlich mussten die Verantwortlichen eine Entscheidung treffen, noch ehe das Transferfenster geschlossen und somit die Tür für einen Schwäbe-Wechsel noch offen gestanden hatte.
Struber findet seine Lösung
Schwäbe fand jedoch bekanntlich im Sommer keinen neuen Verein und der FC geriet nach einem ansprechenden Saisonstart zunehmend in die sportliche Krise. Gerhard Struber, nach zwei Liga-Pleiten in Folge erstmals angezählt, musste nach Lösungen suchen – und fand diese insbesondere in einem Torhüter-Wechsel.
Der Trainer traf dabei eine vermeintlich unpopuläre Entscheidung, indem er eines der größten Kölner Talente auf die Bank setzte und mit Schwäbe einen Routinier ins Tor stellte, der vor wenigen Monaten noch einen Wechsel forciert hatte. Eine Entscheidung, die bei den Fans für geteilte Meinungen sorgt und über die wohl auch innerhalb des Clubs noch diskutiert werden wird.
Wer gewinnt, hat meistens Recht
Fakt ist jedoch: Wer gewinnt, hat mit seinen Entscheidungen in den allermeisten Fällen Recht – zumindest kurzfristig und was die sportlichen Ergebnisse angeht. Schwäbe jedenfalls hielt sowohl im Pokal als auch in der Liga gegen die Hertha die Null. Zwei Spiele in Folge ohne Gegentreffer waren dem FC zuletzt im Dezember 2023 gelungen, auch damals stand Marvin Schwäbe zwischen den Pfosten.
Dass Gerhard Struber mit seinem Torwart-Wechsel gegen eine Vorgabe des Vereins verstoßen habe, wollte Christian Keller am Samstagabend in jedem Fall dementieren. “Der Trainer hat sich an alle innenpolitische Absprachen gehalten”, sagte der Sport-Geschäftsführer. Vielmehr habe es die Vorgabe geben, dass Urbig “als größtes Torwart-Talent die Nummer eins ist”, solange Schwäbe den Club verlassen will.
“Gleichzeitig war klar”, führte Keller aus, “dass das Leistungsprinzip gilt, wenn es nicht zu einem Wechsel kommt.” Jonas Urbig könne man für die schwache Ausbeute von zwölf Punkte aus den ersten zehn Spielen zwar keinen Vorwurf machen. Die Entscheidung sei vielmehr aufgrund von Schwäbes Erfahrung zugunsten des Routiniers ausgefallen. “Wir haben uns überlegt, dass wir mehr Führung auf dem Platz haben wollen”, sagte Keller. Wobei bei dieser Aussage vor allem auffällt, dass Keller das Personalpronomen der ersten Person im Plural verwendet – demnach mit “wir” von einer gemeinschaftlichen Entscheidung spricht.
Auch Struber machte klar, dass es keine Entscheidung im Alleingang gewesen sei. “Natürlich bin ich mit meinem Management im Austausch, das ist klar, wenn du so eine Entscheidung triffst.” Urbei habe dabei “sehr professionell reagiert. Das hat gezeigt, wie weit er schon ist”, berichtete der Trainer vom Gespräch mit dem Keeper.
So reagierte Jonas Urbig auf die Entscheidung
Zwar sei der 21-Jährige natürlich auch enttäuscht gewesen. “Aber so ist das immer im Profi-Geschäft. In einer Entwicklung muss man auch mal einen Schritt zurück machen, um wieder zwei nach vorne zu machen.” Mitgeteilt hat Struber seine Entscheidung den beiden Torhütern dabei am Freitagvormittag in Einzelgesprächen.
Marvin Schwäbe, der das Verhältnis zu seinem Konkurrenten im September im Interview mit dem Kicker kurz und knapp als “professionell” bezeichnet hatte, kündigte dabei nach dem 1:0 in Berlin an, mit Urbig noch das Gespräch suchen zu wollen. “Jonas und ich müssen die Woche nochmal quatschen, das ist klar”, sagte die alte und neue Nummer eins des FC. “Es war alles sehr kurzfristig und natürlich ist er unzufrieden damit, das kann ich nachvollziehen. Aber es wird weitergehen.” Welche Konsequenzen diese Entscheidung langfristig für den Club nach sich ziehen wird, steht derweil auf einem anderen Blatt.
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