Yann Bisseck, Noah Katterbach, Justin Diehl, Tim Lemperle: Diese vier Talente haben gemein, dass sie beim 1. FC Köln zu Profis geworden sind. Drei der vier haben den FC im Unfrieden verlassen. Der Vierte hat nun seinen Abschied angekündigt. Bemerkenswert: Sie wurden im Moment der Trennung alle von derselben Berateragentur beraten. Zieht der FC nun die Konsequenzen?
In der Saison 2023/24 wurde der 1. FC Köln an der Nase herumgeführt. Die Geißböcke wollten unbedingt mit Justin Diehl verlängern und taten im Hintergrund alles dafür. Doch eine Chance hatte der FC nie. Das Umfeld des Spielers mit Familie und Spielerberatung sorgte dafür, dass monatelang eine Scharade aufgeführt wurde, obwohl die Entscheidung längst feststand. Am Ende ging Diehl, was jeder schon lange wusste, nach Stuttgart.
In der Saison 2024/25 drohte dem 1. FC Köln das nächste Schauspiel. Die Geißböcke hätten gerne mit Tim Lemperle verlängert, doch dieses Mal waren die Verantwortlichen nicht mehr so naiv. Man wusste früh, dass es keine Chance gab. Die Äußerungen des Spielerberaters zuletzt waren nur ein mal Zeugnis einer ähnlichen Scharade wie bei Diehl, um erneut den FC-Verantwortlichen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Dabei hatten Spieler und Berater längst entschieden und sich anderswo geeinigt.
Katterbach als mahnendes Beispiel
Klar ist: Der FC hätte versuchen können, Lemperle zu halten. Dafür hätte Sportchef Christian Keller bereits im Sommer den großen Geldkoffer auspacken müssen. So wie einst Noah Katterbach mit einem Millionen-Vertrag ausgestattet wurde, um ihn zum Bleiben zu bewegen, nachdem die Agentur ihn bereits bei anderen Clubs begonnen hatte anzubieten. Die Folge: Katterbach ließ sich durch das viele Geld vom Wesentlichen ablenken und kam sportlich aus der Spur.
Ein Vierter im Bunde war Yann Bisseck. Beim heutigen Inter-Youngster lief es jedoch anders. Der FC verlor aufgrund diverser Verletzungen den Glauben, hatte keine Geduld mit dem Talent und verlieh ihn lieber mehrfach weiter, als ihm in Köln eine echte Chance zu geben. Am Ende verlor das Eigengewächs die Geduld und wollte nicht mehr zurück. Ohne großes Zutun der Agentur kam es zum Bruch zwischen dem Spieler und dem FC – die millionenschweren Folgen sind bekannt.
Lemperle der letzte Rogon-Spieler beim FC
Bei Katterbach, Diehl und nun Lemperle aber ähneln sich die Verläufe. Und bei allen Spielern hieß die Berateragentur des Spielers Rogon. Dahinter steht der mächtige Spielerberater Roger Wittmann, und offenbar hat man beim FC nun genug von Wittmann und seinen Kollegen. Denn nach GEISSBLOG-Informationen geht mit Lemperle im Sommer 2025 nicht nur der letzte Rogon-Spieler aus dem FC-Kader. Es soll vor allem kein weiterer mehr hinzukommen.
“Ich schließe grundsätzlich – und schon gar nicht öffentlich – eine Zusammenarbeit mit irgendjemanden aus. Man muss immer den Ist-Zustand in der jeweiligen Situation beurteilen”, sagte Christian Keller am Freitag auf der Pressekonferenz zwar diplomatisch. Gerade hatte er Lemperlers Abschied offiziell bestätigt. Doch wer Keller kennt, der weiß: Der 46-Jährige handelt nach klaren Richtlinien, und wenn er sich diese einmal gesetzt hat, weicht er kaum noch davon ab.
“Es gibt immer Geschäftspartner, mit denen kann man konstruktiver und ein Stück weit partnerschaftlicher agieren. Und dann gibt es Geschäftspartner, mit denen ist es herausfordernder”, sagte Keller am Freitag und deutete an, dass er mit Rogon nicht mehr viel zu tun haben will. “Bei einem Geschäft ist es immer so: Es braucht am Schluss mindestens zwei Beteiligte, damit es zu einem Ergebnis kommt – dass man sich überlegen kann, ob man mit einem Geschäftspartner etwas machen möchte oder nicht.”
Und Keller will mit Rogon eben keine Deals mehr machen. Das hat sich zuletzt schon bei Jusuf Gazibegovic gezeigt. Der Winter-Neuzugang wurde zuvor auch von Rogon beraten. Dem Bosnier wurde aber von FC-Seite klar gemacht, dass die Geißböcke nicht mit Rogon verhandeln würden. Er müsse den Berater wechseln. Und so kam es – am Ende brachte ein anderer Berater den Deal über die Bühne.
Auch Harchaoui musste Berater wechseln
Nach GEISSBLOG-Informationen hat der FC auch im Nachwuchs bereits kommuniziert, dass Rogon kein Gesprächspartner mehr sein wird. Aber auch das Beispiel Fayssal Harchaoui zeigt, dass Keller den Druck auf der Berater-Seite erhöht. Der U17-Weltmeister musste sich von seinem vorherigen Berater trennen und sich einer anderen Agentur anschließen, sonst wäre seine Vertragsverlängerung bei den Geißböcken nicht zustande gekommen.
Der 1. FC Köln geht mit dieser Politik ins Risiko. Die Geißböcke verlieren mit Lemperle das nächste Top-Talent, wollen allerdings dem umstrittenen Berater-Business klare Kante zeigen. Vorübergehend ist der FC ab Sommer 2025 also eine Rogon-freie Zone. Das muss freilich nicht so bleiben. Am Ende haben die Geißböcke keinen Einfluss darauf, welche Spieler sich welcher Agentur anschließen. Doch immerhin scheint klar, dass der FC unter Keller keine Spieler dieser Agentur mehr verpflichten wird.
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