Gerhard Struber hat sich bei den Spielern des 1. FC Köln Respekt erarbeitet, weil er auf die Mannschaft hört und den Spielern Vertrauen schenkt. Doch gegen Hannover 96 zahlte sich das nicht aus. Er steckt in einer Zwickmühle.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Gerhard Struber hat beim 1. FC Köln in den vergangenen Wochen gezeigt, dass er zu Kompromissen und auf wichtige Stimmen in der Mannschaft zu hören bereit ist. Die Dreierkette-Umstellung ebenso wie der Torwartwechsel waren nicht einzig eine Initiative des Trainerteams gewesen, sondern auch im Dialog mit der Mannschaft entstanden.
Struber zeigte zuletzt zudem ein großes Vertrauen in seine Startelf. Die Ergebnisse gaben ihm recht, auch wenn die Leistungen einiger Spieler es auch vertretbar gemacht hätte, einen anderen Spieler auszuprobieren. So war es auch am Samstag gegen Hannover, als Struber einmal mehr darauf setzte, dass sich zunächst wackelige Spieler während des Spiels dank Geduld und Vertrauen stabilisieren würden, obwohl frühe Auswechslungen gerechtfertigt gewesen wären.
Pacarada als Beispiel für die zwei Welten
Offensiv war Luca Waldschmidt einmal mehr eine Enttäuschung, durfte aber trotzdem 70 Minuten auf dem Feld bleiben. Mit ihm ging Julian Pauli vom Feld, der eine fehlerhafte erste halbe Stunde erlebt, sich dann aber stabilisiert hatte. Er ging aus taktischen Gründen. Auf dem Feld blieben hingegen über die gesamten 90 Minuten Denis Huseinbasic und Leart Pacarada. Beide erlebten wieder einmal ein Spiel in zwei Welten.
Pacarada ist für seine Offensivstärke bekannt, und so verwunderte es nicht, dass er einmal mehr die Vorlage zu einem Tor beisteuerte. Sein Pass auf Tim Lemperle führte zum 1:1. Allerdings verwunderte es ebenso nicht, dass er defensiv Probleme hatte. In Hälfte eins verlor er zahlreiche Bälle, Zweikämpfe und Laufduelle. Insbesondere mit Hannovers Rechtsaußen Muroya hatte er große Probleme. Huseinbasic wiederum kam in Hälfte eins praktisch überhaupt nicht ins Spiel, ehe er von der Roten Karte profitierte und etwas mehr Freiraum bekam – bis er den entscheidenden Fehler machte.
Wichtige Spieler spielen keine Rolle
In beiden Fällen hätten frühere Auswechslungen ihre Berechtigung gehabt. Insbesondere, weil mit Max Finkgräfe auf links ein Spieler seit Wochen im Wartestand steht, der als deutlich defensivstärker und aggressiver als Pacarada gilt. Das Unglück: Am Ende waren es ausgerechnet Huseinbasic und Pacarada, die am 2:2-Ausgleich durch Hannover direkt beteiligt waren. Es waren deren Fehler je einer zu viel, die dem FC am Ende den Sieg kosteten.
Das ist zwar kein Drama, wäre aber vermeidbar gewesen. Struber steckt in einer Zwickmühle. Er will seinen Stammspielern vertrauen, zeigt damit aber auch, dass er anderen eben (noch) nicht zu trauen scheint. Dass Finkgräfe bislang überhaupt keine Rolle spielt, ist ebenso aktuell bemerkenswert wie perspektivisch gefährlich. Dass Florian Kainz bislang in der Regel maximal 20 Spielminuten bekommt, verwundert. Und dass sich inzwischen auch Jan Thielmann das zweite Spiel in Folge fast 90 Minuten auf der Bank sitzt, ist ein Zeichen, dass der Österreicher noch nicht zu allen Spielern den besten Zugang gefunden zu haben scheint.
Struber braucht den gesamten Kader
Struber hat mit großen Vertrauen in den Kern der Mannschaft die Krise überwunden und den FC wieder nach oben geführt. Gegen Hannover kam die Mannschaft stark zurück, brachte sich dann aber um den Lohn der Arbeit. Nun muss Struber mit noch größerem Vertrauen auch weitere Kreise der Mannschaft für sich gewinnen. Denn am Ende wird der FC mit nur 13 oder 14 Spielern nicht aufsteigen können. Für dieses Ziel wird Struber große Teile des Kaders benötigen.
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