Dejan Ljubicic erlöst den 1. FC Köln im DFB-Pokal-Krimi gegen Hertha BSC. Ausgerechnet der Österreicher, der nach über drei Monaten wieder trifft, obwohl er kurz zuvor noch zum tragischen Helden hätte werden können.
Es war eine Szene, die zeigt, wie vielschichtig dieses Siegtor für den 1. FC Köln war. Dejan Ljubicic verwandelte in der 120. Minute nicht einfach nur einen Elfmeter zum Sieg im DFB-Pokal gegen Hertha BSC. Der Österreicher wurde auf diese Weise vom Pechvogel zum Helden, schüttelte aber auch die schweren letzten Wochen ab – und ein Mitspieler sorgte für ein besonderes Zeichen.
Als Ljubicic vor der Nordkurve zum Jubeln abdrehte, entledigte er sich seines Trikots. Eric Martel jedoch hob es auf, nahm es sorgfältig in beide Hände und präsentierte es mit dem Namen und der Nummer 7 auf dem Rücken den jubelnden Fans. Sie sollten genau wissen, wer dieses Tor erzielt hatte. Jener Spieler, der viel durchgemacht hat, der in Gedanken schon mal aus Köln weg war, der aber aktuell nur in Köln ist und nicht mit anderen Clubs verhandelt, auch wenn er mit diversen in Verbindung gebracht wird (der GEISSBLOG berichtete).
Die verrückte 100. Minute
Es kam an diesem Abend nicht von ungefähr, dass Ljubicic das Siegtor markierte. Nicht nur, weil er von Trainer Gerhard Struber bereits vor der Partie als Nummer-eins-Elfmeterschütze auserkoren war und es deshalb gar keine Diskussionen gab, wer den Strafstoß nach dem Foul an Florian Kainz ausführen würde. Andere Optionen hätte es gegeben: Kainz selbst, aber auch Luca Waldschmidt, Leart Pacarada oder Tim Lemperle. Doch es machte Ljubicic.
Jener Ljubicic, der im Laufe der Verlängerung immer mehr dieses Tor unbedingt hatte erzielen wollen – und der daran fast gescheitert wäre. In der 100. Minute war es passiert, direkt vor der Südkurve. Pacarada hatte einen Ball scharf von links flach vor das Tor gezogen, an allen Spielern inklusive Hertha-Torhüter Ernst vorbei. Am langen Pfosten, einen Meter vor der Linie, lief Ljubicic ein. Doch statt den Ball einfach über die Linie zu drücken, trat er unglücklich auf den Ball, stolperte – und verstolperte so die tausendprozentige Chance zur Führung.
“Matchwinner will ich mich nicht nennen”, sagte der 27-Jährige daher auch anschließend. “Ich hatte vorher schon eine Chance, die ich machen musste. Man hat mir gesagt, dass ich knapp im Abseits gestanden habe, aber den muss ich machen, ganz klar. Am Ende war es glücklich, dass ich noch eine Chance bekommen habe.” Er hatte sogar noch zwei bekommen, in der 117. Minute scheiterte er mit einem starken Schuss ins lange Eck am ebenso stark reagierenden Ernst. Bis der Elfmeter kam.
Ljubicic traf erstmals seit dem 5:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig wieder für den FC. Über drei Monate musste der Österreicher warten. Über drei Monate lief er seiner Form häufig hinterher, zwischenzeitlich gebeutelt von einer längeren Krankheit inklusive Mandel-OP. Und so soll dieses Tor, dieses Pokal-Spiel, auch für den Mittelfeldspieler persönlich einen Wendepunkt darstellen.
Keller zieht den Hut
“Wir werden diese positive Energie aufnehmen und aufsaugen”, sagte Ljubicic und meinte damit wohl auch sich ganz persönlich. Das sah auch Trainer Struber so: “Dejo hat gezeigt, wie reif er ist, nicht die Verantwortung weiterzuschieben, sondern das Ding für uns zu regeln. Das zeigt, wie wichtig er für uns ist.” Zumal der FC-Coach seinen Schützling im Laufe der Partie auf vier Positionen eingesetzt hatte: zu Beginn als Zehner, dann rechts vorne, dann auf der Doppelsechs und schließlich als Rechtsverteidiger.
“Es gibt Spieler, die gehen nach so einer Slapstick-Aktion nicht zum Elfmeter”, lobte hinterher auch Sportchef Christian Keller. “Ich habe mir gedacht: Respekt, Dejo! Auch mit welcher Körpersprache er dahin ist. Ich war mir sicher, dass er ihn reinhaut. Hut ab!” Und weiter: “In Summe hat er es gut gemacht und das Tor tut ihm auch wirklich gut. Er hatte keine so einfache Zeit. Dann ist jedes Erfolgserlebnis Gold wert.” In der Hoffnung, dass es den Knoten endgültig löst und Ljubicic für den FC im Laufe der Saison noch wertvoller wird. Egal, wie es dann im Sommer 2025 kommen wird.
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